„China ist der größte Einzelmarkt weltweit“

Ein Problem ist, dass viele chinesische Mitarbeiter von heute auf morgen weg sind. Wie begegnen Sie dem?

In der Tat ist die Fluktuation in China sehr hoch. Generell, heißt es, beträgt sie pro Jahr mehr als 10%, was extrem hoch ist. Vor allem Unternehmen, bei denen einfache Montagetätigkeiten ausgeübt werden, kämpfen schwer. Unser Ziel ist es natürlich, die Abgänge möglichst gering zu halten. Wir geben uns viel Mühe, für Kontinuität zu sorgen.

Welche Tipps können Sie den Unternehmern geben?

Man sollte zu allererst hinterfragen, ob der Markt reif für die Produkte ist, die man anbietet. Für einen Automobilzulieferer wie uns war das relativ schnell klar. Wichtig ist auch, persönliche Eindrücke anderer Unternehmer zu sammeln. Zudem sollten sich Unternehmer mit dem Umfeld und den kulturellen Gegebenheiten vertraut machen. Wichtig ist es, mit erfahrenen Beratern zusammen zu arbeiten. Es gibt viele Dinge zu beachten, die man alleine gar nicht leisten kann.

Sollten Unternehmer mit chinesischen oder deutschen Beratern zusammenarbeiten?

Wir suchten uns einen sehr erfahrenen, ehemaligen Mitarbeiter der dortigen Außenhandelskammer aus, der sich selbstständig gemacht hatte. Es muss kein Chinese sein, er muss allerdings erfahren sein. Auch die anderen Berater, wie Steuerberater oder Anwälte, sollten mit den lokalen Bedingungen sehr gut vertraut sein.

Mittlerweile wandern Unternehmen wieder aus China ab, weil die Produktionskosten zu hoch sind. Wie läuft das in der Automobilbranche?

Den Trend sehe ich noch nicht. Erste Tendenzen gibt es vielleicht bei den Kabelbaumherstellern. Bei denen ist die manuelle Fertigung noch sehr hoch. Das sind traditionell diejenigen, die die Karawane anführen. In Europa waren sie die ersten, die in die osteuropäischen Nachbarländer zogen, dann weiter nach Rumänien und Bulgarien, schließlich nach Weißrussland. In Asien sind sie mittlerweile in Vietnam tätig.

Weswegen verweigern sich immer noch viele Unternehmen, den außereuropäischen Schritt zu gehen?

Der Schritt nach Übersee mit einem eigenen Werk ist kapitalintensiv und erfordert eine starke und leistungsfähige Organisation im Mutterhaus. Gerade letzteres darf man bei einem Werksaufbau in einer fremden Kultur nicht unterschätzen. Es kommen Dinge auf einen zu, die man vorher noch nicht einmal geahnt hat. Viele ältere Unternehmer scheuen sich davor.

Wohin expandieren Sie als nächstes?

Unser nächster Schritt geht nach Mexiko. Dort werden wir 2015 mit der Produktion beginnen. Audi errichtet dort gerade ein Werk für die Produktion des neuen Q5. Viele Fahrzeughersteller haben sich aus Kostengründen für Mexiko entschieden, zumal von dort aus in viele Länder zollfrei geliefert werden kann.

 

Dr. Matthias Groth, Geschäftsführender Gesellschafter der Swoboda Hartmann Gruppe


Zur Person

Dr. Matthias Groth, Diplom-Kaufmann, ist Inhaber der Swoboda Hartmann Gruppe. 2000 erwarb er die Hartmann-Gruppe von der Familie Hartmann aus dritter Generation und 2007 die Swoboda-Gruppe von der Familie Swoboda aus zweiter Generation. Gemeinsam mit seinem Mitinhaber Dr. Thomas Freudenberg setzt er auf die Werte eines unabhängigen Familienunternehmens, wie langfristige Planung und Kontinuität. An acht Standorten in fünf Ländern erwirtschaften 2.000 Mitarbeiter bei Swoboda Hartmann einen Umsatz von  300 Mio. EUR.

Autorenprofil

Tobias Schorr war von März 2013 bis Januar 2018 Chefredakteur der "Unternehmeredition". Davor war er für die Gruner + Jahr Wirtschaftsmedien im Ressort Geld als Redakteur tätig. Von 2003 bis 2007 arbeitete er zunächst als Redakteur, dann als Ressortleiter beim Mittelstandsmagazin "Markt und Mittelstand". Sein Handwerk lernte er an der Axel Springer Journalistenschule.

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