Instrumente für die Ewigkeit

In vierter Generation baut Philipp Klais Orgeln. Die Töne erklingen weltweit an bekannten Orten und Gebäuden – auch in der Elbphilharmonie in Hamburg. Für seine Instrumente verwendet er ausschließlich heimische Hölzer, damit Schädlinge sich nicht das Schlabberlätzchen umbinden.

Anders als andere Unternehmen

Nicht ausschließen will er jedoch, dass sich langfristig die Produktionsbedingungen ändern. „Auch ein individuell gefertigtes Gut wie eine Orgel könnte zu gewissen Teilen durch selbstlernende Maschinen gefertigt werden“, sagt Klais. „Hier müssen wir uns sorgfältig darauf vorbereiten.“ Er sieht das positiv. Denn dann bliebe mehr Zeit für individuelles Arbeiten am Instrument und am Klang.

Werkstatt in Bonn: Orgelgraffitti zum 125-jährigen Jubiläum.
Werkstatt in Bonn: Orgelgraffitti zum 125-jährigen Jubiläum.

Es ist die Leidenschaft, die die Menschen in der Werkstatt antreibt. Nicht immer steht Kostenbewusstsein im Vordergrund. Das merkt Klais spätestens dann, wenn er mal wieder die teuersten Hölzer ausgewählt hat und ihm die Buchhalterin auf die Finger klopft. Dennoch ist ihm bewusst, dass trotz aller Liebelei auch in seiner Werkstatt unternehmerische Tugenden gefragt sind. Denn auch die Mitarbeiter wollen schließlich eine sichere Zukunft haben. Als sehr erfolgreich würde er sich jedoch nicht bezeichnen. Der Umsatz schwankt jährlich: Mal sind es sechs Mio. Euro, dann wieder acht. Je nachdem, wie die Projektabschnitte auf die einzelnen Jahre fallen. Etwas mehr als die Hälfte des Umsatzes entfällt auf das Neugeschäft. Der Rest verteilt sich auf Restauration und Pflege.

Wachstum steht nicht an erster Stelle

Einen großen Wachstumsschub erwartet Klais nicht. Mit der aktuellen Mitarbeiterzahl ist nicht mehr drin. Und viel größer werden soll das Unternehmen ohnehin nicht. Unterstützung findet er vielleicht eines Tages bei seinem Sohn. Der arbeitet momentan für eine große Unternehmensberatung und könnte sicherlich die eine oder andere Veränderung in der Werkstatt bewirken. Ob er derjenige sein wird, der in der fünften Generation das Unternehmen in die Zukunft führt, ist jedoch noch nicht klar. Schließlich ist Klais noch zu jung, um den Betrieb zu übergeben. Zudem vermittelt er nicht den Eindruck, dass er keinen Spaß mehr an seiner Arbeit hat. Leidenschaft muss auch der Nachfolger mitbringen: „Das enthebt einen des Zwangs, das Unternehmen steuern zu müssen“, so Philipp Klais.

Doch jetzt muss Klais erst mal die Orgel für Maschinenbauer Weber fertigstellen, damit dieser pünktlich zum Geburtstag sein Orgelkonzert bekommt. Und vielleicht kann sich dieser dann revanchieren, indem er für den Instrumentenbauer eine intelligente Maschine konzipiert.


Kurzprofil Johannes Klais Orgelbau GmbH & Co. KG

Gründungsjahr 1882
Branche Orgelbau
Unternehmenssitz Bonn
Umsatz 2015
8,3 Mio. Euro
Mitarbeiterzahl 65

 

Autorenprofil

Tobias Schorr war von März 2013 bis Januar 2018 Chefredakteur der "Unternehmeredition". Davor war er für die Gruner + Jahr Wirtschaftsmedien im Ressort Geld als Redakteur tätig. Von 2003 bis 2007 arbeitete er zunächst als Redakteur, dann als Ressortleiter beim Mittelstandsmagazin "Markt und Mittelstand". Sein Handwerk lernte er an der Axel Springer Journalistenschule.

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