Instrumente für die Ewigkeit

In vierter Generation baut Philipp Klais Orgeln. Die Töne erklingen weltweit an bekannten Orten und Gebäuden – auch in der Elbphilharmonie in Hamburg. Für seine Instrumente verwendet er ausschließlich heimische Hölzer, damit Schädlinge sich nicht das Schlabberlätzchen umbinden.

Dass Philipp Klais das Unternehmen eines Tages führen würde, war indes alles andere als klar. „Ich wollte alles werden, nur nicht Orgelbauer“, so der Firmenchef. Doch dann kam sein Vater auf die Idee, den damals 19-jährigen Abiturienten für ein Projekt nach Brisbane in Australien zu schicken, damit er dort ein halbes Jahr lang beim Aufbau einer Orgel hilft – als eine Art Montagelehrling. „Es gibt natürlich schlechtere Orte als den tropischen Norden Australiens“, sagt er heute. Der Auslandsaufenthalt änderte seine Einstellung grundlegend: „Hätte ich das nicht gemacht, hätte ich die Nachfolge wohl nicht angetreten“, sagt er heute. Schon damals war klar, dass seine beiden Schwestern es nicht machen wollen. Mit 20 Jahren beginnt er eine Ausbildung zum Orgelbauer, ein anschließendes Studium schließt er nicht ab. Die Werkstatt übernimmt er schließlich im Jahr 1995.

Mit Leidenschaft zum Erfolg

Klais wir nicht müde zu betonen, wie viel Herzblut es braucht, um sich diesem Beruf zu widmen und erfolgreich zu sein. Deswegen ist es praktisch, Wohnhaus und die Werkstatt unter einem Dach zu haben. Auch seine vier Kinder wuchsen auf dem Gelände auf. Hier wird konstruiert, das Holz zugeschnitten, geleimt und Bleche gegossen. Jede Orgel bauen Mitarbeiter für eine kurze Zeit dort auf. Die klangliche Abstimmung findet freilich nicht in den Räumen statt. „Schließlich können wir hier nicht den Kölner Dom nachbauen.“ Drei bis vier Orgeln baut das Unternehmen pro Jahr. Mehr ist mit der aktuellen Mitarbeiterzahl von 65, inklusive der zwölf Auszubildenden, auch nicht möglich.

Holzlager: Für Orgeln in Europa verwendet Klais nur heimische Eiche und Fichte.
Holzlager: Für Orgeln in Europa verwendet Klais nur heimische Eiche und Fichte.

Bei der Auswahl der Materialien ist Klais wählerisch. Er setzt auf heimische Hölzer. Für die Gehäuse verwendet er in Deutschland meist Eiche und Fichte. Baut er in Singapur ein Instrument, kann es Teakholz sein. „Verwenden Sie eine Bergfichte für eine Orgel auf den Philippinen, könnte es sein, dass sich der Holzschädling dort bereits das Schlabberlätzchen umgebunden hat“, sagt Klais. Jede seiner Orgeln ist ein Individuum, jede klingt anders. Der Klang soll geprägt sein von den kulturellen und sprachlichen Eigenheiten einzelner Länder, Regionen und Orte. Klais ist der Meinung, dass die Menschen eine Orgel dann emotional berührt, wenn sie ihre Sprache spricht. Eintauchen sollen sie, in ein Bad voll Klang. Und das nicht nur für die nächsten zehn Jahre, sondern für Jahrhunderte.

Die Hälfte der Orgeln geht ins Ausland

Er reist viel, das bringt der Job mit sich. Jedes zweite Instrument verkauft er ins Ausland. Insgesamt verbringt er 180 Tage pro Jahr im Hotel. Bei der Lufthansa ist er mittlerweile Mitglied im erlauchten Kreis der Vielflieger. Stolz ist er darauf nicht, man könne es aber auch nicht ändern. Während er den Flieger nutzt, schippern seine Orgelteile über die Ozeane in die einzelnen Länder. Das Schiff verbraucht am wenigsten Energie und schont die wertvollen Teile. Jedoch nur, wenn sie auch richtig gelagert werden. Eine Menge Material geht jedes Jahr über Bord. Damit das nicht passiert, bucht er meist den Mittelplatz. „Dort geht nichts verloren, und das Schiff schaukelt deutlich weniger.“ Angewiesen ist er darauf, dass die Frachter den Zeitplan einhalten. Einige Hölzer werden in klimatisierten Behältern verschifft. Kommt es zu Verzögerungen, kann das schwerwiegende Folgen haben. Denn die Container können nur über einen gewissen Zeitraum die Temperatur halten. Trotz der hohen Transportaufwendungen hat Klais noch nie darüber nachgedacht, einen Standort im Ausland zu errichten. Schließlich kommen die einzelnen Aufträge aus aller Herren Länder.

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