Bayernbier aus dem Saarland

Alternative Finanzierungsformen

Um die Kraft der Marken weiter zu stärken, scheuen die Saarländer auch nicht vor alternativen Finanzierungsformen zurück. 30 Mio. EUR sammelten sie 2012 über eine Mittelstandsanleihe ein. Bei der Mittelverwendung ging es vor allem darum, die regionale Markenbindung zu erhöhen und das Vertrauen der Verbraucher zu stärken. „Wir haben uns wieder mehr um die Händler und die Gastronomie vor Ort gekümmert und die Qualität dort verbessert“, erzählt Weber. Das geht natürlich einfacher, wenn man vor Ort ist. Das spezielle Lebensgefühl vermarktet Karlsberg unter dem Namen „Bier-Gefühl“.

Von der Finanzierungsseite her steht Karlsberg erstmal gut da, die Begebung weiterer Anleihen ist vorerst nicht geplant. Auch ein Börsengang macht derzeit wenig Sinn, schließlich sei das Unternehmen mit der antialkoholischen Sparte, der Mineralbrunnen AG, bereits vertreten. Doch für die Zukunft schließt Weber nichts aus. Auf Investorenkonferenzen kommen die Saarländer mit verschiedensten Akteuren der Finanzszene zusammen. „Der Kapitalmarkt erschließt uns komplett neue Möglichkeiten“, ist er überzeugt.

Der Weg in die Zukunft

Und noch etwas ist Christian Weber wichtig. Für seine Amtszeit hat er sich vorgenommen, die einzelnen Unternehmensteile wieder stärker zusammenzuführen. „Als ich kam, arbeiteten die verschiedenen Unternehmensteile weitgehend getrennt voneinander: Das Deutschland- vom Frankreichgeschäft, das Bier- vom Wassergeschäft.“ Das kann auch operativ zum Problem werden, denn gerade in einem so stark umkämpften Markt wie dem Biergeschäft ist Flexibilität und Kundenfreundlichkeit gefragt. Zudem ähneln sich die Produkte immer mehr. „Es gibt so viele Überschneidungen, etwa im alkoholfreien Bierbereich mit Erfrischungsgetränken, da müssen Vernetzungen stattfinden.“ Einen großen Teil seiner Aufmerksamkeit legte er also darauf, die Mitarbeiter zusammenzuführen und ihre gemeinsame Verantwortung herauszustellen.

Also alles wieder typisch Familienunternehmen, jetzt, wo der Investor weg ist? „Kann sein, aber es ist auch Teil dessen, was ich bei Großkonzernen gelernt habe“, so der Junior. Zudem definiert sich für ihn ein Familienunternehmen nicht unbedingt darüber, ob die Familie noch an Bord ist, sondern ob gewisse Werte und Grundeinstellungen vorhanden sind. Vielleicht die effektivste Möglichkeit, den Spagat zwischen Tradition und Moderne zu schaffen.

 

Zur Person


Christian Weber 2Christian Weber
ist seit 2012 Generalbevollmächtigter der Karlsberg Brauerei KG Weber. Nach seinem Studium arbeitete er bei
Nestlé und Heineken, ein Einstieg beim Familienunternehmen war ihm stets freigestellt. 2009, in einer Zeit des Umbruchs für Karlsberg, sah er seine Chance gekommen. Seine Familie kaufte die 45%igen Anteile der Schörghuber-Gruppe zurück, eine Restrukturierung musste eingeleitet werden. Heute möchte Weber die Gruppe auf ihre Kernidentität zurückführen und das tun, was Karlsberg am besten kann: Gutes Bier brauen und die Verbundenheit mit der Region betonen. www.karlsberg.de

 

Kurzprofil Karlsberg Brauerei KG Weber

Gründungsjahr: 1878

Branche: Getränke

Unternehmenssitz: Homburg

Umsatz 2013: 148 Mio. EUR

Mitarbeiter: 1.600

www.karlsberg.de 

 

Autorenprofil

Verena Wenzelis war bis Juli 2016 Redakteurin bei der Unternehmeredition.

1
2
3
Vorheriger Artikel„Wir sind einer der letzten Player“
Nächster Artikel„Die Fußball-WM ist als Referenz eine große Hilfe“