Bayernbier aus dem Saarland

Nun war der Weg frei für den Junior-Chef – das Ausscheiden der Münchner Brauer war für ihn Bedingung, im Unternehmen seiner Familie einzusteigen. Denn das war immer nur Option, kein Muss. „Ich wurde nie gezwungen, wusste aber, dass mein Vater sich freuen würde.“ Der heute 35-Jährige beendete sein Studium in Schottland und schnupperte Großkonzernluft bei Nestlé und Heineken. 2009, als die strategische Partnerschaft beendet war und die Umsatzrendite teilweise unter 1% lag, sah er seine Chance gekommen. „Da wusste ich, dass es viele Möglichkeiten gab, Dinge zu gestalten und voranzutreiben. Vor allem in schwierigen Situationen ist das wahnsinnig interessant.“ Heute ist er Herrscher über 300 Biermarken, die am Standort Homburg und in Frankreich produziert werden, insgesamt 4 Mio. Hektoliter pro Jahr.

Besinnung auf das Wesentliche

Generation vier und fünf: Christian Webers Vater Dr. Richard Weber übergab den Stab 2010 an seinen Sohn.
Generation vier und fünf: Christian Webers Vater Dr. Richard Weber übergab den Stab 2010 an seinen Sohn.

Weber will wieder das Kerngeschäft von Karlsberg in den Vordergrund rücken: Bier und Regionalität. Teile des Wassergeschäfts, einzelne Marken und Produktionshallen wurden verkauft. Aber auch Sparten, die mit Bier auf Anhieb wenig zu tun haben: Das Automatengeschäft serviPlus ging an Dallmayr aus München. Auch die Zahlen scheinen wieder zu stimmen: 2013 lag der Umsatz bei 148 Mio. EUR, unterm Strich blieben 2,9 Mio. EUR übrig. Mehr als 2010, als von 162 Mio. EUR Umsatz gerade mal 1,3 Mio. EUR übrig blieben.

Drei starke Marken hat Karlsberg heute: unter dem Firmennamen werden verschiedene Pils- und Weizensorten hergestellt, darunter das Flaggschiff UrPils. Das Cola-Bier-Gemisch Mixery wurde 1993 aus der Taufe gehoben, damals wurden die Saarländer als Bierpanscher verschrien. Heute gibt es wohl keine größere Brauerei mehr, die ohne die süßen Mischungen bestehen kann. Von den Konzernen ganz zu schweigen. Die alkoholfreien Biere der Saarländer sind unter dem Namen Gründel versammelt.

Dass er mit seiner kleinen Marke schlecht neben Größen wie Becks oder Corona bestehen kann, ist Weber bewusst. Das muss auch gar nicht sein, denn Karlsberg wird vor allem in der Heimat getrunken. „Dort ist der Bezug der Menschen zu regionalen Produkten sehr groß“, weiß Weber. Bis in Teile von Rheinland-Pfalz hinein ist er mit seinem Bier Marktführer. Auch im Handelsmarkengeschäft ist die Brauerei vertreten, vor allem in Frankreich, historisch der wichtigste Auslandsmarkt. 1 Mio. Hektoliter werden dort jedes Jahr produziert, vieles von dort aus auch weiterexportiert ins angrenzende Westeuropa.

Überregionale Bekanntheit gelingt Karlsberg nur mit einer Marke: Mixery, Nummer eins der Biermischsorten in Deutschland. „Die Leute in Berlin oder Hamburg wissen nicht, dass dahinter eine kleine Brauerei aus dem Saarland steht“, so Weber. Das ist auch gut so, schließlich soll es eine eigenständige Marke sein.

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