Duagon Holding AG: Umsatz vervielfacht dank MBO-Deals

Der Sektor Medical wird für duagon ein immer wichtigerer Wachstumsmarkt. © duagon Holding AG

Was mit einem ersten Investment der Deutschen Beteiligungs AG (DBAG) im Jahr 2017 begann, hat sich nach drei Jahren zu einer interessanten Wachstumsstory entwickelt. Die duagon Holding AG hat mittlerweile ihren Umsatz vervielfacht und neue lukrative Geschäftsfelder erschlossen. VON ALEXANDER GÖRBING

Tom Alzin, Mitglied der Geschäftsleitung der DBAG © DBAG

1995 in der Schweiz gegründet, hat sich die duagon Holding AG zu einem führenden unabhängigen Anbieter von sicherheitskritischer Elektronik für die Bahnindustrie entwickelt. 2017 wurde die DBAG auf das Unternehmen aufmerksam. „Wir haben bei unserer Suche nach Investmentchancen ein stark wachsendes, hochmargiges und technologisch führendes Nischenunternehmen mit hoher Umsatzvisibilität für unser Portfolio gewinnen können“, erklärt Tom Alzin, Mitglied der Geschäftsleitung der DBAG und zuständiger Investmentmanager. Den internationalen Bahnsektor wertet er als langfristig interessant und zudem aufgrund staatlich aufgelegter, langfristig orientierter Infrastrukturprogramme verhältnismäßig unempfindlich gegen makroökonomische Einflüsse und konjunkturelle Schwankungen.

Digitalisierung der Züge als Zukunftsmarkt

Moderne Züge brauchen vernetzte Kommunikationssysteme. © duagon Holding AG

Ein Grund für die positiven Geschäftsaussichten sei die notwendige Digitalisierung von Zügen und Steuersystemen, bei denen duagon zu den Marktführern zählt. Das Unternehmen profitiere daher nicht nur von „mehr Zügen“, sondern vor allem davon, dass immer mehr Subsysteme wie Klimaanlagen, Bremsen, Türen und Brandmeldetechnik an das Zugnetz werk angeschlossen werden müssen. Für die DBAG stellt die Schweiz aufgrund der Vielzahl in ihren Nischen stark positionierter KMUs ein attraktives Terrain dar. 2015 erfolgte bereits eine erste Beteiligung an der Schweizer Gesellschaft mageba; ein stabiles Kontaktnetzwerk befindet sich im Aufbau. Der Kontakt zur duagon Holding AG kam bereits durch die Ansprache eines Schweizer M&A-Beraters zustande.

Appetit auf weitere M&A-Deals

In den Kennenlerngesprächen zwischen DBAG und duagon überzeugte auch das starke Managementteam mit seinem Appetit, das Unternehmen auch anorganisch durch weitere M&A-Transaktionen wachsen zu lassen – daher dauerte es auch nur ein knappes Jahr bis zu einem Add-on. Die duagon hatte sich in den ersten sechs Monaten nach dem Investment bereits hervorragend entwickelt. MEN Mikro Elektronik Nürnberg wurde schnell als passendes Target identifiziert. Das Unternehmen ergänzt duagon insbesondere durch sein Produktportfolio in Anwendungen für den Bahnsektor, aber auch für Medizintechnik und sicherheitskritische Bereiche in der Industrieautomation sowie aufgrund des Zugangs zu Kunden in Nordamerika und Westeuropa. Die Kontaktaufnahme erfolgte hierbei über das DBAG-Netzwerk, denn MEN gehörte einem verkaufswilligen Private Equity-Investor.

Marktführerschaft übernommen

Durch den Zusammenschluss von duagon und MEN – der vom DBAG-Investmentteam eng begleitet wurde – entstand der größte unabhängige Elektronikanbieter für die Zugindustrie. Dies war auch im Sinne der Kunden, die schon länger einen fragmentierten Zulieferermarkt beklagten. Angesichts der Langfristigkeit von Zuggenerationen, die oftmals über einen Zeitraum von mehr als 15 Jahren gebaut werden, haben die Firmen Angst davor, dass kleinere Zulieferer verschwinden und damit die Teileversorgung ins Stocken gerät. Aktuell ist dieser Markt sehr lokal geprägt; oft werden die großen Zugbauer noch von sehr kleinen, inhabergeführten Anbietern mit durchaus kritischen, schwer austauschbaren Komponenten beliefert. Zwei Jahre nach der Übernahme der MEN steht fest: Die Erwartungen wurden sogar übertroffen.

Australisches Unternehmen übernommen

Ziemlich genau ein Jahr nach der Übernahme von MEN tätigte duagon im April 2019 einen weiteren Zukauf: die australische OEM Technology Solutions, die bereits partnerschaftliche Beziehungen zu MEN pflegte. Mangels globaler Vertriebsstruktur und angesichts sich abzeichnender Nachfolge-thematiken strebten beide Gründer frühzeitig die Suche nach einem geeigneten Partner an. Im Zuge der gemein-gemein-samen Gespräche wurde eine passende Lösung für beide Gründer vereinbart. Einer der Gründer wollte an Bord bleiben, sodass er einen Teil des Verkaufserlöses reinvestiert hat und weiter mitarbeitet, während der andere Gründer gesundheitsbedingt ausgestiegen ist. „Dieses Modell ist für uns quasi ein Blueprint für das, was wir bei der DBAG mit unserem Management Buy-out machen wollen: Wir unterstützen Gründer mit flexiblen Transaktionsstrukturen bei der Nachfolge. Gleichzeitig wollen wir aber auch unseren Portfoliounternehmen ein Wachstum durch Add-ons ermöglichen“, erklärt Investmentmanager Alzin. Durch die erfolgreiche Übernahme der OEM verfügt duagon nun über einen besseren Zugang zum wichtigen Asien-Pazifik-Markt.

Zusätzliche Übernahme nach zwölf Monaten

Den schnellen Akquisitionsrhythmus hat duagon weiter eingehalten. Mit der Übernahme der spanischen MNI Tech On Rails S.L. (TechOnRails) im März dieses Jahres – kurz vor dem Höhepunkt der Coronapandemie in Europa – sollten die Engineering-Kapazitäten stärker ausgebaut werden. „TechOn-Rails ist ein stark wachsendes, hoch-profitables Unternehmen, das somit gut in die Gruppe passt. Zudem bekommen wir weiteren Zugang zu wichtigen Kunden in Spanien“, so Alzin zu diesem dritten Übernahmedeal. Auch bei diesem Management Buy- out blieben die ursprünglichen Gründer am Unternehmen beteiligt und profitieren über einen attraktiven Earn-out weiterhin am Erfolg.

Weiterhin Hochgeschwindigkeit

„Das Tempo bei den Akquisitionen der duagon wollen wir nach unseren Planungen beibehalten. Dies ist Teil unserer Strategie“, erklärt Alzin. Weiterhin soll der Bereich „Medical“ sowohl organisch als auch durch Übernahmen gestärkt werden, denn auch hier sei ein zusätzliches Wachstum möglich. Alzin rechnet zwar auch damit, dass die Komplexität der Elektronik und die Anforderungen an die Zulieferer steigen – mit der Struktur des Unternehmens sieht er sich diesen Anforderungen allerdings gewachsen. Insgesamt ist die Entwicklung bei der duagon Holding AG bislang erstaunlich verlaufen. Der Umsatz konnte seit dem Investment durch die DBAG auf 113 Mio. CHF verfünffacht werden. Die Coronakrise hat die Gruppe praktisch nicht getroffen, sodass die Aussichten für das Jahr 2020 weiterhin überaus positiv sind.


Kurzprofil duagon Holding AG

Branche: Schienenfahrzeuge und Medical
Umsatz: 113 Mio. CHF
Mitarbeiterzahl: 469
Investoren: DBAG
www.duagon.com

Diese Fallstudie ist erschienen in der Unternehmeredition 3/2020.

Autorenprofil

Als Redakteur der Unternehmeredition berichtet Alexander Görbing regelmäßig über Unternehmen und das Wirtschaftsgeschehen. Zu seinen Schwerpunkten gehören dabei Restrukturierungen, M&A-Prozesse, Finanzierungen sowie Tech-Startups.

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