„Für Unternehmen unserer Größe ist die Anleihe ein probates Finanzierungsinstrument“

GoingPublic: Auto- und Motorradreifen sind das wichtigste Standbein der Reiff-Gruppe. Sie sind aber dabei, den Autoservice weiter zu diversifizieren. Wie soll das genau aussehen?

Reiff: Das ist eine Entwicklung, die wir immer stärker forcieren. Wir haben in unseren Niederlassungen ein Autoservice-Geschäft, anfänglich mit Stoßdämpfern, Auspuffen und Bremsen. Inzwischen bieten wir markenunabhängig sämtliche Reparaturen, Inspektionen und Lackierarbeiten an. Das ist eine sinnvolle Ergänzung für unseren großen Stamm an privaten und gewerblichen Reifenkunden. Ein Erfolgsmodell für uns, weil wir in diesem Bereich deutlich günstiger arbeiten können als die Vertragswerkstätten.

GoingPublic: Besonders die Online-Umsätze sind 2011 stark gestiegen. Lassen sich ähnliche Wachstumsraten auch in Zukunft realisieren? Wo liegt hier noch Potenzial?

Reiff: Das Ende der Fahnenstange ist noch nicht erreicht. Je nach Unternehmen in der Reiff-Gruppe liegen wir zwischen 60 und 85% B2B-E-Commerce-Anteil. Mehr als 90% wird nicht möglich sein, aber die Geschäftsbereiche, die noch bei 60% liegen, werden sich in diese Richtung entwickeln. Allerdings werden wir nicht jedes Jahr so stark wachsen wie 2011 mit 37%. Allein die Krise in Südeuropa, wo die Reiff-Gruppe im B2B-Geschäft auch vertreten ist, wird eine Verlangsamung des Wachstums mit sich bringen.

GoingPublic: Im Geschäftsbereich Technische Produkte sind Sie 2011 am stärksten gewachsen. Wie soll sich dieses Segment in Zukunft entwickeln?

Reiff:
Dieser Geschäftsbereich hat eine ganz entscheidende Funktion im Unternehmen. Wir sind ständig bemüht, hier nicht nur organisch, sondern auch durch Zukäufe zu wachsen. Allerdings ist das nicht einfach, weil der Markt in erster Linie durch kleine Mittelständler besetzt und das Geschäft sehr profitabel ist. Wenn es diesen kleinen Unternehmen also gut geht und sie keine Nachwuchsprobleme haben, werden sie auch nicht verkaufen. Grundsätzlich hätten wir gerne doppelt so viel Umsatz in diesem Bereich und werden uns auf keinen Fall davon trennen.

GoingPublic: Sie sprachen Nachwuchsprobleme an. Reiff ist ebenfalls ein Familienunternehmen. Wird es das auch bleiben?


Reiff:
Mein Sohn ist bereits seit zwei Jahren im Unternehmen. Er ist 34 Jahre alt und Diplom-Kaufmann. Fünf Jahre lang hat er außerhalb unseres Unternehmens gearbeitet. Jetzt ist er bei der Reiff-Gruppe für die Niederlassungen verantwortlich. So haben wir den Wechsel der Generationen bereits eingeleitet.

GoingPublic: Herr Reiff, vielen Dank für das interessante Gespräch!

Das Interview führte Oliver Bönig.


Dieses Interview finden Sie auch in Ausgabe 6/2012 des GoingPublic Magazins, einer Schwesterpublikation der Unternehmeredition.

Autorenprofil

Oliver Bönig ist seit 2008 Redakteur des GoingPublic Magazins und seit 2010 des HV Magazins. Seine Schwerpunkte liegen in den Bereichen Investor Relations sowie kapitalmarktrechtlichen Fragestellungen.

1
2
Vorheriger ArtikelVertrauen ist gut, testen ist besser
Nächster ArtikelHundt verzichtet auf weitere Kandidatur