Günter Gläser schaut voraus

Die Firma Günter Gläser Leuchtenherstellung entwirft und produziert traditionelle Schwibbögen und moderne Leuchten. Doch die Zeit vor dem wichtigen Weihnachtsgeschäft ist Jahr für Jahr eine Herausforderung. Auf der Suche nach Kapital für mehr Stabilität wagt sich das Unternehmen auf einen Online-Kreditmarktplatz.

Günter Gläser hat mehr als sein halbes Arbeitsleben in den Hallen im sächsischen Deutschneudorf verbracht. Hier in seinem Heimatort im Herzen des Erzgebirges arbeitete er zu DDR-Zeiten mit über 300 Kollegen für das Funktionieren der sozialistischen Planwirtschaft. Die Firma überstand die Wende nicht, und nach einigen Jahren in der freien Wirtschaft kaufte Gläser 1998 einen Teil des Gebäudes seiner alten Wirkungsstätte, um sich mit einem Partner selbstständig zu machen. Doch er scheiterte, verlor sein Vermögen, seinen Betrieb und am Ende auch noch seine Ehe. Doch der Sachse rappelte sich auf: Mit einem neuen Konzept und den Lehren der vergangenen Insolvenz kaufte er das Gebäude 2002 erneut, mit dem Ziel, Schwibbögen herzustellen. Die hölzernen Kerzenleuchter sind traditionelle ostdeutsche Weihnachtsdekoration. „Diese Ecke ist für ihre Produktion bekannt“, sagt Gläser. „Ich wollte das weiterführen.“

Je nach Auftragslage verkauft die Firma heute zwischen 40.000 und 80.000 traditionelle Bögen. 2015 erwirtschaftete das Unternehmen mit seinen 15 Mitarbeitern

Traditionelle Handwerkskunst: Zur Vorfinanzierung braucht es Kredite (© Foto Oestreich Lengefeld)
Traditionelle Handwerkskunst: Zur Vorfinanzierung braucht es Kredite. (© Foto Oestreich Lengefeld)

so einen Jahresumsatz von etwa 1,3 Mio. Euro. Unter der Marke Weigla arbeiten die Sachsen seit 2011 an einem zweiten Standbein. In Form individueller Plexiglasmotivleuchten vereinen sie ostdeutsche Dekotradition mit Sperrholzstillustrationen der Wahrzeichen globaler Metropolen und zaubern so einen Hauch Großstadtflair auf sächsische Fenstersimse.

Herausforderung Saisongeschäft

Langfristiges Ziel sei es, Produkte zu schaffen, die eine kontinuierliche Produktion ermöglichen. Die Plexiglasmotivleuchten unter der Eigenmarke sollen der Anfang hierfür sein. „Noch sind die Aufträge von Januar bis Juni so gut wie null – entscheidend ist das letzte Quartal“, sagt Gläser. Die Firma beginnt Anfang des Jahres mit Planung und Entwicklung sowie ersten Vorarbeiten, auch ohne Aufträge. „Das alles vorzufinanzieren und am Leben zu erhalten, ist jedes Jahr eine Herausforderung.“ Gläser nimmt jährlich einen Kredit bei seiner Hausbank auf, um die Unsicherheiten bis zum Eintreffen der Großaufträge zu überbrücken. „Wir kaufen ein halbes Jahr Material ein, zahlen Maschinen, Strom, Löhne und haben die tatsächlichen Haupteinkünfte erst im Dezember“, beschreibt er das Problem.

Jeden September ist Gläser mit seinen Produkten auf der Fachmesse für Geschenk- und Wohntrends in Leipzig. Neue Aufträge, die sich auf der Veranstaltung ergeben, sind eingeplant, ein Schub wie nach der Messe 2015 jedoch nicht. „Wir waren einfach nicht mehr flüssig genug, um so viel zusätzliches Material einzukaufen.“ Der Geschäftsführer informierte sich und stieß im Internet auf den Kreditmarktplatz Lendico.

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