MBI-Markt wandelt sich

Der Mittelstand lockt mit Weltmarktführern, anstehenden Generationswechseln und viel Wachstumspotenzial. Dies ist besonders für MBI-Kandidaten interessant. Doch die bekommen Konkurrenz: Denn die Gruppe der Kaufinteressenten hat sich verändert und vergrößert.

Search Funds kommen auch hierzulande an

Ein weiterer Trend im MBI-Markt sind sogenannte Search Funds. Sie ermöglichen einem jungen, gut ausgebildeten Unternehmer mithilfe privater Investoren den Kauf und die Übernahme der Geschäftsführung eines ausgewählten Unternehmens. Konkret bedeutet das eine finanzielle Unterstützung für Kosten der Lebenshaltung, geschäftlichen Reisetätigkeit und Rechts- sowie kommerzielle Beratung in der bis zu zwei Jahren andauernden Suchphase. Die Gelder stammen häufig von privaten Investoren, die wiederum selbst Unternehmer sind. Das Search-Fund-Modell befriedigt die Interessen scheinbar aller Parteien: Der Unternehmer regelt seine Nachfolge, der MBI-Kandidat erhält existenzgesichert Zeit für seine Suche, und die Investoren können sich gegebenenfalls am Zielunternehmen beteiligen.

Tim-Alexander Karußeit etwa ist seit elf Jahren Unternehmer. Nach dem Verkauf seiner Start-ups möchte der 39-Jährige nun im Rahmen eines Search Funds als Geschäftsführender Gesellschafter in ein bestehendes Unternehmen einsteigen. „Der Vorteil eines MBI-Kandidaten im Rahmen eines Search Funds: Der Unternehmer lernt seinen Nachfolger in der Kaufphase intensiv kennen und weiß, dass ein Unternehmer und nicht ein angestellter Manager eines internationalen Fonds die Geschäftsführung übernimmt und sich vor Ort einbringt“, sagt Tim-Alexander Karußeit.

Family Equity, Family Offices und ausländische Investoren

Nicht zuletzt wegen des gestiegenen Anlagedrucks treten auch Family-Equity-Gesellschaften und Family Offices immer häufiger auf den Plan: Sie bringen Erfahrung und Branchenkenntnisse aus ihrer eigenen Geschäftstätigkeit mit. Und sie haben wie die MBI-Kandidaten ebenfalls ein großes Interesse am nachhaltigen Wachstum und einer hoch motivierten Belegschaft. Auch die Vorbehalte gegenüber chinesischen Investoren weichen zunehmend. Vielmehr wurden die Vorteile erkannt: So sind sie beispielsweise häufig bereit, höhere Kaufpreise zu zahlen.

Zudem sind Minderheitsbeteiligungen führender Private-Equity-Häuser auch dann für Unternehmer interessant, wenn sie starke Partner auf Zeit suchen, die ihnen dabei helfen, organisch und anorganisch zu wachsen, neue Ertragspotenziale zu erschließen und die konsequente Umsetzung zu begleiten. Das zeigt aktuell das Beispiel Otto Bock. Der Prothesen-Hersteller hat den schwedischen Finanzinvestor EQT als Minderheitsaktionär an Bord genommen. Firmenchef Hans-Georg Näder will mithilfe des neuen Investors die Expansion von Otto Bock in der Medizintechnik finanzieren, auch durch Zukäufe. Diverse Kapitalgeber haben demnach erkannt, dass sie ihre Konzepte anpassen müssen, um das im deutschen Mittelstand schlummernde Potenzial für Beteiligungsfinanzierungen zu heben.


Zur Person:

Dr. Vera-Carina Elter ist Bereichsvorstand Familienunternehmen bei KPMG in Deutschland. Im Laufe Ihrer Tätigkeit als Partnerin im Bereich Deal Advisory hat die promovierte Kauffrau zahlreiche Mandanten beraten und wird besonders bei Transaktionen im (familien-)unternehmerischen Umfeld konsultiert. In Kooperation mit DIE FAMILIENUNTERNEHMER hat KPMG eine Transaktionsplattform für Familienunternehmen und den Mittelstand entwickelt.
www.kpmg.de/matchmaker

 

 

 

 

Autorenprofil

Dr. Vera-Carina Elter ist Bereichsvorstand Familienunternehmen bei KPMG in Deutschland. Im Laufe Ihrer Tätigkeit als Partnerin im Bereich Deal Advisory hat die promovierte Kauffrau zahlreiche Mandanten beraten und wird besonders bei Transaktionen im (familien-)unternehmerischen Umfeld konsultiert. In Kooperation mit DIE FAMILIENUNTERNEHMER hat KPMG eine Transaktionsplattform für Familienunternehmen und den Mittelstand entwickelt (www.kpmg.de/matchmaker).

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