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Unternehmeredition 5/2015

Lesen Sie kostenlos das E-Magazin zum Thema "Starke Marke"

29Personal, Strategie 2015 Unternehmeredition | Entscheider im Gespräch Unternehmerwelt ziell entwickelte Automotive-Zelle. Die hat zwar weniger Energiedichte und ist schwerer – lebt dafür aber auch noch nach acht Jahren. Bei Tesla haben Sie nach acht Jahren ein Auto mit einem Nullwert, das aber 100.000 Euro gekos- tet hat. Einen i3 können Sie wiederver- kaufen. Können Sie gar kein gutes Haar an Tesla lassen? Sie ist ja auch eine Life- style-Marke und kann Elektromobili- tät attraktiv machen. Ich finde die Firma gut, um den Weg zu ebnen. Ihr CEO Elon Musk macht extrem gutes Marketing. Ob seine Firma das überlebt, steht allerdings auf einem anderen Blatt: Schauen Sie sich an, wie viel Minus Tesla macht – welches europäische Unternehmen würde da noch überleben? In den USA funktioniert so etwas nur durch Risi- kokapital. Sie betreiben Forschung direkt bei sich im Haus und legen viel Wert auf die Schulung Ihrer Mitarbeiter. Können Sie sich das Hochlohnland Deutschland überhaupt noch leisten? Wir haben noch Produktionsstätten in China, Polen und den USA, also einen sehr guten Vergleich. China schafft es bisher nicht, günstiger zu sein als Deutschland. Dort gibt es Wissensdefi- zite in den Entwicklungsschritten, was automatisch zu höherem Materialver- brauch und höheren Kosten führt. Die Supply Chain ist bei uns ähnlich wie in der Automobilindustrie: Die Zulieferer ziehen mit den OEMs mit – und die sind bei uns nur zum Teil in China. Polen ist deshalb der lukrativste Standort für unsere Kunden. Als ein Instrument zum Wissensma- nagement haben Sie ein Patensystem für Ihre Mitarbeiter ins Leben geru- fen. Was hat es damit auf sich? Das Hauptproblem eines wachsenden Unternehmens sind Wissensdefizite in den einzelnen Abteilungen. Hinzu kommen immer mehr Hierarchiestu- fen, wodurch das Unternehmen träge und langsam wird. Um das auszu- merzen, haben wir das Patentsystem entwickelt, bei dem Mitarbeiter aus der Entwicklung und Produktion eng miteinander kommunizieren. Wenn Leute bei uns neu anfangen, wundern sie sich oft, warum Werksmitarbeiter sie anpflaumen – die denken, hey, ich bin doch dein Chef (lacht). Bei uns hat aber jeder das Recht, sich zu äußern und einzubringen. Es soll ja auch je- der handeln wie ein Unternehmer. Das macht unser Unternehmen sehr leben- dig und schnell. Welche Tools haben Sie noch, um diese Trägheit nicht aufkommen zu lassen? Seit drei Jahren bieten wir Mitarbei- terdarlehen an, die werden sehr stark genutzt. Mitarbeiter leiden darunter, dass sie bei der Sparkasse 8,5 Prozent Zinsen zahlen oder sogar noch mehr. Im schlimmsten Fall verlassen sie die Firma, weil sie mit dem Geld nicht aus- kommen. Also haben wir eine Sozial- kasse eingeführt und versucht, jeden Mitarbeiter mithilfe von unseren ver- günstigten Krediten schuldenfrei zu bekommen. Das ist eine Art von Nach- haltigkeit, die die Mitarbeiter auch zu schätzen wissen: Sie wissen, dass das Geld, das BMZ verdient, sinnvoll wei- terverwendet wird. Aber eine eigene Bank wollen Sie noch nicht gründen? Diese Diskussion hatten wir gerade, denn wir ecken schon beinahe mit dem Kreditwesengesetz an. Momentan nut- zen wir eine Ausnahme: Wenn es der Mitarbeiterbindung und dem Unterneh- men dient, darf man in gewissem Maße Kredite vergeben. Das Volumen ist bei uns allerdings schon grenzwertig. Gibt es diese Maßnahmen auch an Ihren ausländischen Standorten? Ja, das machen wir überall gleich. Sogar in China wechseln die Leute nicht mehr so schnell wie früher. Seit zwei Jahren haben wir außerdem Führungskräfte- schulungen mit einer externen Unter- nehmensberatung. Dort werden Mitar- beiter auf künftige Führungsaufgaben vorbereitet, was sehr gut ankommt. Würde für Sie auch mal ein Börsen- gang infrage kommen? Ein Börsengang nicht, um Gottes Willen. Die Mitarbeiter würden nicht mehr für sich, sondern für Shareholder arbeiten. DaswürdeunsereganzeKulturzerstören. Für uns sind eher die bloße Umwandlung in eine AG und Mitarbeiteraktien interes- sant. Denn wir wollen alle Mitarbeiter zu Unternehmern werden lassen. ■ wenzelis@unternehmeredition.de Lithium-Ionen-Akku: BMZ ist europaweit führend.

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