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Unternehmeredition 5/2015

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| Unternehmeredition Personal, Strategie 201522 Alternativen zu Fleisch- und Wurst- produkten in der Familie schon lange ein Thema. Vor allem die Frauen dräng- ten zur Veränderung. Sowohl die heu- tige Ehefrau seines Sohnes als auch die Töchter seiner Schwester fragten: „Mein Gott Christian, immer noch mehr Wurst?“ Findiger Geschäftsmann Auch deswegen reagierte er. Jedoch weniger aus ethischen Gründen. Viel- mehr sind es die Zahlen, die ihn zum Umdenken verleiteten. Er erkannte die Marktlücke auf der Suche nach einem zusätzlichen Standbein neben dem schwierigen Wurstgeschäft. „Wir haben leckere Wurst, gut verpackt, gute Prei- se, gute Kommunikation, trotzdem läuft es nicht richtig. Wir kommen nicht vom Fleck“, zitiert Rauffus seinen Marketing- chef Röben aus dem Jahr 2012. „Christi- an, wir müssen in einen anderen Markt.“ Der deutsche Vegetarierbund bezif- ferte die Zahl der sich fleischlos ernäh- renden Deutschen Anfang des Jahres 2015 auf etwa 7,8 Mio. Menschen. Die Gruppe der sogenannten Flexitarier, die sich kritisch mit Fleischkonsum beschäftigen und an weniger als drei Tagen in der Woche fleischhaltige Pro- dukte essen, ist mit über 42 Mio. Men- schen deutlich größer und wächst. Da war der gesuchte Markt. „Wir leben da- Temperaturkontrolle: Auch das Wurstgeschäft profitiert vom Veggie-Boom. Direktvertrieb: Die Großmutter von Christian Rauffus (l.) verkaufte noch im eigenen Laden. Unternehmerwelt Dynastie Fotos:©RügenwalderMühleCarlMüllerGmbH&Co.KG von, dass wir den Menschen Produkte anbieten, die sie bereit sind zu kaufen.“ Ob das klassische Wurst oder eben ve- getarische Alternativen sind. Vor dem Veggie-Projekt gab es bereits andere Versuche, diese Zielgruppe als Kunden zu gewinnen. „Wir haben versuchswei- se auch mal Bio hergestellt, aber das funktioniert nicht – alle reden davon, aber keiner kauft’s.“ Für die Rügenwal- der Mühle waren die Mehrkosten zu hoch. Bei Pflanzen koste Bio zehn bis 20 Prozent mehr, bei Fleischwaren sei- en es 350 Prozent, so der Unternehmer. Veggie-Boom befeuert auch die Wurst Neben dem Erfolg der vegetarischen Produkte verzeichnet die Rügenwalder Mühle in diesem Jahr auch wieder stei- gende Zahlen im Wurstgeschäft. „Drei bis vier Prozent sind zwar nicht drama- tisch viel, aber es ist besser, als wir be- fürchtet haben“, sagt Rauffus und führt den Erfolg auf den Dachmarkeneffekt zurück. Wurst soll auch weiterhin eine Rolle spielen, die Veggie-Sparte wird parallel ausgebaut. Eine neue Halle mit neuen Maschinen für 100 neue Mitar- beiter ist schon in Arbeit. Sinnbildlich für den Wandel, der sich bei einem der bekanntes- ten Wurst- und Schinkenhersteller Deutschlands vollzogen hat, steht in gewisser Weise auch Sohn Gunnar, der seit einem Jahr im Familienbetrieb arbeitet. Anders als sein Vater hat er keine Fleischerlehre absolviert. Als gelernter Banker und promovierter Jurist soll er trotzdem die Nachfolge seines Vaters antreten, wenn dieser abtritt. „Das ist ein Privileg für mich, dass mein Sohn das hier fortführen will.“ Natürlich habe er sich gefragt, wie er ihn dazu bewegen könne, und mit seiner Frau Heidi darüber disku- tiert. „Das kriegen wir hin, mit ganz viel Liebe, hat sie gesagt, und das war die beste Antwort, die man geben kann“, erzählt er. Mit seiner Frau möchte er reisen, wenn er mal nicht mehr Chef des Un- ternehmens ist. Wann das ist, weiß er aber noch nicht. Vermutlich machen ihm die ganzen Veränderungen im Mo- ment einfach zu viel Spaß. ■ redaktion@unternehmeredition.de

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