Den Prinz-Charles-Effekt vermeiden

Wenn die familieninterne Nachfolge im Desaster endet, liegt es meist an den handelnden Personen – am Senior, am Junior oder an beiden. Doch das Scheitern ist vermeidbar. Wer die Fallen kennt, kann Vorsorge treffen. 

Die personenbedingten Ursachen für misslungene Generationenübergänge lassen sich in drei Gruppen einteilen. Wobei eine lupenreine Trennung in der Praxis kaum möglich ist – meist verbinden sich mehrere Ursachen zu einem verhängnisvollen Konstrukt.

Risikofaktor Unternehmer

Der mit Abstand größte Risikofaktor ist, das zeigen langjährige Erfahrungen, der scheidende Unternehmer. Und der am häufigsten zu beobachtende Fehler ist die zu zögerliche Vorbereitung des Generationenwechsels. Vor allem der fälschliche Glaube an die eigene Unersetzlichkeit führt zu Verzögerungen beim Stabwechsel vom Senior zum Junior. Dieser Irrglaube geht häufig einher mit diffuser Angst vor Machtverlust. Wer viele Jahre die Nummer eins im Unternehmen und in der Familie war, kann sich den Rückzug ins zweite Glied schwer vorstellen. Die befürchtete Deklassierung führt dann dazu, dass die Dringlichkeit der Nachfolgeregelung schlicht ignoriert wird. Oft versucht der Senior seine fehlende Bereitschaft zum Stabwechsel mit – angeblich – mangelnder Qualifikation des Nachfolgers zu begründen. Dem liegt meist eine Fehleinschätzung zugrunde: Der Unternehmer misst seinen Nachfolger an sich selbst. Dass dieser nicht die so viel Know-how vorweisen kann wie der Senior, ist doch nur selbstverständlich.

Das Nicht-loslassen-Können des Seniors bewirkt nur eines: Der potenzielle Nachfolger ist frustriert. Die Übergabe an den Junior wird dann meist zu einem Zeitpunkt vollzogen, an dem der Nachfolger selbst ein Alter erreicht hat, in dem er sich dringend um seine eigene Nachfolge kümmern muss – in Anlehnung an das Beharrungsvermögen von Queen Elizabeth II. als „Prinz-Charles-Effekt“ bezeichnet.

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