Was Familienunternehmen von Private Equity lernen können

 

Familienunternehmen bilden den Kern des deutschen Unternehmertums, viele schreiben auch im internationalen Umfeld Erfolgsgeschichte. Andere Familienunternehmen schöpfen ihr Potenzial nicht voll aus, bleiben „Diamanten mit Halbschliff“. Es gibt Traditionsfirmen, die vom Unternehmer geprägt wurden und im Zuge einer Nachfolgelösung erkennen, dass sie ohne diesen eine modifizierte Form des Managements brauchen, damit das Unternehmen langfristig erfolgreich bleibt.

Konsequenz – Schlüssel zum Erfolg

Die Stärke von Private Equity ist es, vereinfacht ausgedrückt, in Firmen einzusteigen, die über hohes Potenzial verfügen. Mit exzellentem Management und viel Erfahrung werden diese Unternehmen zügig auf Erfolgskurs gebracht, damit sie nachhaltig erfolgreich arbeiten und deshalb später wertorientiert zu einem höheren Preis verkauft werden können. Die dabei eingesetzten Managementinstrumente und Führungstechniken sind kein Geheimwissen, sie sind allgemein bekannt. Private Equity setzt sie aber in der Regel konsequenter ein als manch mittelständisches Familienunternehmen. Sich ein Beispiel an der Vorgehensweise im Private-Equity-Bereich zu nehmen, könnte für Firmen der Schlüssel für mehr Erfolg sein. Und das sogar, ohne dabei die Identität oder den Charakter des Familienunternehmens aufzugeben. Hierfür sind vor allem vier Bereiche wesentlich.

Unsentimental Owner“

Veränderungen können nur gemeinsam mit dem Eigentümer erfolgen. Manchmal wird an langjährigen, persönlichen Beziehungen (z.B. Geschäftspartner) festgehalten, auch wenn diese für die Firma wenig lukrativ sind. Eine Firma langfristig ertragreich zu machen, bedeutet aber, den Raum für Sentimentalitäten einzugrenzen. Private Equity fordert mehr den „homo oeconomicus“: Entscheidend ist, was der Firma nützt. Der Familienunternehmer muss den Spagat schaffen, auf der einen Seite die DNA der Firma und des Beziehungsgeflechts zu bewahren. Auf der anderen Seite müssen Entscheidungen klar und rational getroffen werden, um die Firma nachhaltig wertvoller, zukunftsfähiger zu machen.

Wertorientierte Führung

Private Equity verfolgt die Zielsetzung, Unternehmenswerte zu schaffen. Man gibt sich nicht mit durchschnittlichen Renditen zufrieden. Ein Wertzuwachs entsteht, wenn die Rendite des eingesetzten Kapitals die Kapitalkosten übertrifft. Klarer Fokus sind nicht Bilanzen und Ergebnisrechnungen, sondern Cash. Die Cash-Orientierung verlangt klare Businesspläne, eine solide Finanzplanung und das Bewusstsein, dass nachhaltig Zahlungsüberschüsse zu erarbeiten sind. Dazu bedarf es konsequenter Führung, was bedeutet, Ziele zu setzen, Maßnahmen zu beschließen und umzusetzen, Ergebnisse zu kontrollieren. Den Rahmen dafür gibt die Strategie vor, die in konkrete Maßnahmen münden muss. Dazu gehört auch, die Werttreiber zu identifizieren, die dem Unternehmen den höchsten Geldzufluss einbringen. Daraus erwachsen ganz konkrete Projekte.

Straffes Projektmanagement und Transparenz

Wer einen bestimmten Kurs verfolgt, muss navigieren können – nicht nur nach Bauchgefühl, sondern auf Basis analytischer Vorausschau. Managen heißt machen! Auch größere Herausforderungen brauchen zügige Entscheidungen, dann muss eine konsequente Umsetzung im Rahmen eines professionellen Projektmanagements folgen: Wer erledigt was, mit welchen Mitteln und bis wann? Das mag altbewährtes Wissen sein, doch wird es tatsächlich angewendet? Private-Equity-Geldgeber lassen sich zeitnah über alle wesentlichen Sachverhalte berichten. Sie fordern Transparenz über Strategien, Maßnahmen, Kosten. Wie wird ganz konkret das Working Capital verbessert? Welche Investitionen sind geplant und in welchem Zeitraum sollen daraus Zahlungsmittelüberschüsse erwirtschaftet werden? Auch Familienunternehmer profitieren von dieser Transparenz des Controllings: Sie können sich davon überzeugen, dass die Firma in ihrem Sinne wertorientiert geführt wird.

Erfolgskultur

Private Equity fordert Erfolgsorientierung: „No excuses, only results“. Der Erfolg im Unternehmen hängt wesentlich von seinen Mitarbeitern ab, auf allen Ebenen. Leistungsorientierung und Teamfähigkeit sind deshalb Schlüsselbegriffe einer Erfolgskultur. Sie werden den Mitarbeitern vom Management vorgelebt und vermittelt. Leistungsorientierung bedeutet auch das Fordern und Fördern von Mitarbeitern. Im Team zu arbeiten ist schlichtweg effizient, unterschiedliches Wissen unterschiedlicher Menschen ist zielorientiert zu kanalisieren. Erfolg macht Spaß.

Fazit:
Die Umsetzung dieser vier Prinzipien im Familienunternehmen schafft Beständigkeit, Identifikation und Vertrauen: Ziele werden gemeinsam festgelegt, Erfolge kommuniziert, Misserfolge nüchtern analysiert, um daraus zu lernen. Neben all diesen „mechanischen“ betriebswirtschaftlichen Instrumenten sind und bleiben die Prinzipien eines jeden ehrbaren Kaufmanns die Basis nachhaltigen Wirtschaftens, sowohl für Private Equity als auch für Familienunternehmen: Verantwortungsbewusstsein, Seriosität und Verlässlichkeit. Oder anders ausgedrückt, mein ganz persönliches Motto: „Führe dein Unternehmen so, wie du selbst geführt werden willst!“.

 

Autorenprofil
Vorheriger ArtikelDer richtige Umgang mit Krisensituationen
Nächster ArtikelAufbruchstimmung am deutschen PE-Markt