Wirtschaftsprognosen: Omikron steht auf der Bremse

Aktuelle Wirtschaftsprognosen
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Die deutsche Wirtschaft hat im Winterhalbjahr 2021/2022 einen Dämpfer erlitten. Das ist zumindest die aktuelle Einschätzung des Münchener ifo-Instituts. Die kräftige Erholung vom vergangenen Sommer sei damit vorübergehend unterbrochen worden. Mit dieser unerfreulichen Nachricht beginnen wir die Übersicht über aktuelle Wirtschaftsprognosen.

„Der wirtschaftliche Stillstand im Winter wird vor allem durch die vierte Coronawelle verursacht, die dem Gastgewerbe und anderen konsumnahen Dienstleitern ein Umsatzminus beschert. Die Einbußen fallen jedoch deutlich geringer aus als während der Coronawellen vor einem Jahr, als die Unsicherheit über den Fortgang der Pandemie erheblich größer war“, sagt ifo-Konjunkturchef Dr. Timo Wollmershäuser. Nach Angaben des Statistische Bundesamts lag das Bruttoinlandsprodukt im Jahr 2021 um 2,7% höher als noch 2020 im Corona-Krisenjahr.  Im Verarbeitenden Gewerbe hat sich die Lage am Jahresende laut ifo-Analysen etwas stabilisiert, nachdem die Wertschöpfung in den ersten drei Quartalen des vergangenen Jahres schrumpfte. Allerdings hätten sich die Engpässe bei der Lieferung von Vorprodukten bis zuletzt verschärft. Dennoch konnten einige Industriebereiche, allen voran die Automobilhersteller, ihre Produktion laut der neuesten Befragung im Vergleich zum Vorquartal steigern. Das ifo-Institut rechnet daher damit, dass die Industrie trotz Lieferschwierigkeiten besser gelaufen ist als erwartet.

Insolvenzen sinken trotz Krise weiter

Obwohl die Coronakrise und die weltweiten Lieferengpässe die Wirtschaft ununterbrochen unter Druck setzen, bleibt die Zahl der Unternehmensinsolvenzen weiter rückläufig. Im Oktober 2021 haben die deutschen Amtsgerichte nach Angaben des Statistischen Bundesamtes (Destatis) 1.056 neu beantragte Unternehmensinsolvenzen gemeldet. Das waren 2,7% weniger als im Oktober des Vorjahres. Im Vergleich zum Oktober 2019, also vor der Coronakrise, war die Zahl der Unternehmensinsolvenzen im Oktober 2021 sogar um 33,7% niedriger. Die voraussichtlichen Forderungen der Gläubiger aus beantragten Unternehmensinsolvenzen bezifferten die Amtsgerichte im Oktober 2021 auf knapp 1,0 Mrd. EUR. Im Oktober 2020 hatten sie noch bei etwa 2,1 Mrd. EUR gelegen.

Weniger Großunternehmen sind  pleite

Die Großunternehmen (Umsatz größer 10 Mio. EUR) sind nach Ansicht der Unternehmensberatung Falkensteg gut durch das zweite Coronajahr gekommen. Gegenüber dem Vorjahr seien die Insolvenzanträge 2021 um die Hälfte von 292 auf 152 gesunken. In der Umsatzkategorie von Unternehmen mit über 20 Mio. EUR fiel die Pleitezahl sogar um zwei Drittel. Das Ranking bei den Insolvenzen im Jahr 2021 führen die Zulieferer und Hersteller im Maschinen- und Anlagenbau (29 Insolvenzen) sowie der Automobilsektor (28) an. Hintergrund seien die andauernden Lieferengpässe, steigende Rohstoff- und Energiepreise sowie die erforderlichen Transformationsprozesse in den beiden Branchen. Dennoch erwarten die Restrukturierungsexperten für die nächsten sechs Monate keinen großen Anstieg bei den Firmenpleiten. „Solange die Corona-Hilfsmaßnahmen weiterhin fließen und die Binnennachfrage anhält, bleibt es ruhig am Insolvenzmarkt. Von einer Welle sind wir weit entfernt“, ist sich Jonas Eckhardt, Partner der Unternehmensberatung Falkensteg, sicher.

Insolvenzwelle dürfte ausbleiben

„Wir rechnen für die nächsten beiden Monate mit einer im Großen und Ganzen stabilen Insolvenzentwicklung“, sagt Steffen Müller, der am Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) die Abteilung Strukturwandel und Produktivität und die dort angesiedelte Insolvenzforschung leitet. Gleichwohl rechnet das IWH zum Jahresende mit einem leichten Anstieg der Insolvenzzahlen. Dennoch würden die Insolvenzzahlen weiterhin auf einem ungewöhnlich niedrigen Niveau bleiben. Sollte die Omikronwelle zu schweren wirtschaftlichen Verwerfungen führen, wäre mit einem Anstieg der Insolvenzen nicht vor dem Frühjahr 2022 zu rechnen, so Müller weiter.

14% sehen sich in ihrer Existenz bedroht

Knapp jedes siebte Unternehmen (14,0%) sieht sich durch die Folgen der Pandemie in seiner Existenz bedroht. Das geht aus einer Umfrage des Münchener ifo Instituts im Dezember hervor. Der Anteil ist somit im Vergleich zur letzten Erhebung im Juni 2021 unverändert geblieben. „Immer noch besonders gefährdet fühlen sich die Reisebüros und -veranstalter mit 73,2 Prozent sowie Unternehmen aus der Veranstaltungswirtschaft mit 67,4 Prozent“, sagt Klaus Wohlrabe, Leiter der ifo-Umfragen. Im Verarbeitenden Gewerbe sehen laut der Umfrage lediglich 5,7% der Unternehmen ihre Existenz bedroht. Wie bereits im Juni sei hier die Bekleidungsindustrie am häufigsten betroffen und die Druckbetriebe.

Autorenprofil

Als Redakteur der Unternehmeredition berichtet Alexander Görbing regelmäßig über Unternehmen und das Wirtschaftsgeschehen. Zu seinen Schwerpunkten gehören dabei Restrukturierungen, M&A-Prozesse, Finanzierungen sowie Tech-Startups.

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