„Wir rechnen mit guten Kaufgelegenheiten“

Interview mit Robert Massing, Vorstand, SOLUTIO AG

Foto: © AdobeStock_ra2 studio

Die wirtschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen bringen zurzeit große Unruhe in die Portfolios von Fondsanbietern. Wir sprachen mit Robert Massing, dem Vorstand der SOLUTIO AG, eines Initiators innovativer Anlagekonzepte für institutionelle Investoren, über die aktuelle Entwicklung und geeignete Strategien.

Unternehmeredition: Wie wirken sich die gestiegenen Zinsen und die Inflation auf Ihr Portfolio aus?

Robert Massing: Aufgrund der gestiegenen Zinsen sehen wir in der Assetklasse Private Equity im Umkehrschluss sinkende Entry Multiples. Wir erwarten daher auf Ebene der Zielfonds gute Kaufgelegenheiten in den nächsten zwölf Monaten. Auf die Assetklassen Private Debt und Infrastruktur wirken sich die steigenden Zinsen und die Inflation positiv aus. Bei Private Debt aufgrund der überwiegenden Bindung an den Basiszins; die Infrastruktur profitiert von der Inflation, da die unterliegenden Verträge in der Regel mit Preisanpassungsklauseln versehen sind. Solutio hat mit dem Dachfondsmanager Pantheon den zweiten gemeinsamen Private-Debt-Sekundärfonds über 510 Mio. EUR im Mai erfolgreich geschlossen.

Wie lautet Ihre Prognose für den Private-Debt-Markt?

Der Private-Debt-Markt ist weltweit von 32 Mrd. USD 2010 auf 192 Mrd. USD 2021 gewachsen. Wir gehen nicht davon aus, dass die Anhebung der Leitzinsen in den USA und Europa dies abbremsen wird. Private Debt selbst profitiert von steigenden Zinsen, da die meisten Darlehen als sogenannte Floater ausgestaltet sind. Dies bedeutet, dass die Zinsen der Darlehen automatisch mit dem Markt steigen. Solutio hat den letzten Private-Equity-Fonds mit einem Volumen von 553 Mio. EUR geraist.

Wie schätzen Sie den Private-Equity-Sektor ein?

Die Private-Equity-Bewertungen auf Ebene des Dachfonds zeigen im zweiten und dritten Quartal 2022 eine Seitwärtsbewegung. Es ist jedoch bereits zu beobachten, dass die Multiples bei Primaries leicht sinken. Bei Sekundärtransaktionen sind bereits größere Abschläge bei den Bewertungen zu beobachten. Wir gehen davon aus, dass sich dies im ersten Halbjahr 2023 weiter verstärken wird. Aufgrund dieses Szenarios sehen wir für 2023 einen guten Zeitpunkt, in die Assetklasse zu investieren. Mit einem neuen Fonds bewegen Sie sich im Private-Equity-Segment auf dem asiatischen Markt.

Ist Asien für Sie nach wie vor ein spannendes Feld?

Wir sehen im asiatischen Private-Equity-Markt weiterhin eine große Opportunität. Aufgrund der wirtschaftlichen Entwicklung, des Wachstumspotenzials und der Demografie lautet die Frage aus unserer Sicht nicht mehr „Warum jetzt?“, sondern vielmehr „Wie richtig?“. Dies bedeutet, in Manager zu investieren, die das für ihre Region passende Konzept fokussieren, beispielsweise für China E-Commerce und Social E-Commerce, für Korea Carve-outs und für Australien Nachfolgethemen.

Welche Pläne und Ziele verfolgen Sie für 2023?

Wir werden unser bestehendes Anlageportfolio mit der Assetklasse Immobilien abrunden. Unser Haus sieht große Opportunitäten für Value- Add-Investments in den sich weltweit abkühlenden Immobilienmärkten und wird Mitte 2023 ein entsprechendes Offering anbieten. Ferner stehen bei uns die Themen ESG/Impact Investments und erneuerbare Energien im Zentrum der Produktentwicklung.

Herr Massing, wir danken Ihnen für das interessante Gespräch.


ZUR PERSON

Robert Massing ist als Vorstand der SOLUTIO AG in Grünwald für die Ressorts Investor Relations, Business Development, Marketing, Presse und Personal zuständig. Das 1998 gegründete Unternehmen entwickelt Anlagekonzepte für institutionelle Anleger im Bereich alternative Assets und verwaltet derzeit rund 6,6 Mrd. EUR in den Assetklassen Private Equity, Infrastruktur, Private Debt und Immobilien.

www.solutio.ag

Autorenprofil

Als Chefredakteurin der Unternehmeredition berichtet Eva Rathgeber regelmäßig über Unternehmen und das Wirtschaftsgeschehen. Sie verfügt über langjährige Erfahrung im Wirtschaftsjournalismus und in der PR.

Vorheriger ArtikelWirtschaftsprognosen: Alles gar nicht so schlimm?
Nächster ArtikelRSM ernennt Uwe Wolf zum neuen Managing Partner in Deutschland