Private Equity-Geschäftsklima kühlt weiter ab

Foto: © Miha Creative_AdobeStock

Das Geschäftsklima auf dem deutschen Private Equity-Markt hat auch im zweiten Quartal des Jahres nachgegeben – die Verluste weiten sich aus. Die Geschäftserwartungen sinken in der aktuellen Befragung stärker betroffen als die Beurteilung der aktuellen Geschäftslage. Das „German Private Equity Barometer“ wird viermal im Jahr von KfW Research unter den Mitgliedern des Bundesverbands Deutscher Kapitalbeteiligungsgesellschaften (BVK) den Mitgliedsinvestoren des Deutsche Börse Venture Networks sowie weiteren Beteiligungsgesellschaften mit Sitz in Deutschland erhoben.

Zukunftserwartungen sind schlecht

Angesichts hoher Inflationsraten haben die internationalen Notenbanken im zweiten Quartal die Zinswende forciert und damit laut Analyse der KfW die Finanzmärkte überrascht. So ist es nicht weiter verwunderlich, dass die Beurteilung der Befragten in Sachen Zinsniveau so schlecht ist wie zuletzt zu Beginn der Finanzkrise 2008. Rund um die Debatte über ein Gaslieferstopp und dessen Folgen für die deutsche Wirtschaft seien auch die Konjunktursorgen nochmals größer geworden. Das Konjunkturklima habe sich weiter verschlechtert, ist von seinem bisherigen Allzeittief allerdings noch deutlich entfernt. Der Wertberichtigungsdruck im Private Equity-Markt ist nach Meinung der Befragten im Vergleich zum Venture Capital-Markt aber deutlich geringer. Dort reagieren Unternehmensbewertungen deutlich sensibler auf Zinsänderungen, da die Unternehmen jünger sind und sich auf einem steileren Wachstumspfad befinden. Auch die Exitmöglichkeiten – egal ob Börsengang oder Verlauf – würden unter den aktuellen Entwicklungen leiden.

Klima kühlt sich weiter ab

„Das deutsche Private Equity-Geschäftsklima hat sich nach dem schwachen Jahresstart weiter abgekühlt“, sagt Dr. Fritzi Köhler-Geib, Chefvolkswirtin der KfW, „Zins- und Konjunkturängste belasten den Private Equity-Markt sichtlich. Insbesondere das Fundraisingklima und das Exitumfeld wurden dadurch in Mitleidenschaft gezogen. Erfreulich ist aber, wie gut sich der Dealflow bisher in diesem Umfeld gehalten hat. Investitionschancen sind also nach wie vor gegeben. Die Notwendigkeit, dass Unternehmen Lieferketten und Energieabhängigkeiten überdenken und reorganisieren, kann sogar weitere Investitionschancen eröffnen. Denn der Finanzierungsbedarf für solche strategischen Neuausrichtungen kann sehr hoch sein und dürfte in den Investitionsfokus vieler PE- Investoren fallen“, erklärt Dr. Fritzi Köhler-Geib, Chefvolkswirtin der KfW

Ulrike Hinrichs, Foto: BVK

„Das Makroumfeld belastet die Stimmung der Private Equity- Gesellschaften weiter. Die gesunkenen Bewertungen und die damit günstigeren Einstiegsmöglichkeiten sowie der robuste Dealflow sind da nur ein schwacher Trost“, sagt Ulrike Hinrichs, geschäftsführendes Vorstandsmitglied des BVK. „Solange die konjunkturellen Unsicherheiten und das geopolitische Bild bleiben, werden die Investoren den Fokus weniger auf Neuengagements legen, sondern ihre bestehenden Beteiligungen mit Blick auf Finanzierungen, Wechselkurse, Lieferketten und Energie krisenfest machen. Hier sollten sich die strategischen Stärken und finanziellen Reserven von Beteiligungsgesellschaften als Anteilseigner auszahlen. Sich bietende Chancen für interessante neue Investments werden aber mit Sicherheit weiterhin genutzt“, sagt Ulrike Hinrichs, geschäftsführendes Vorstandsmitglied des BVK

Autorenprofil

Als Redakteur der Unternehmeredition berichtet Alexander Görbing regelmäßig über Unternehmen und das Wirtschaftsgeschehen. Zu seinen Schwerpunkten gehören dabei Restrukturierungen, M&A-Prozesse, Finanzierungen sowie Tech-Startups.

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