„Wir erarbeiten eine Wertsteigerungsstrategie“

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Der Mittelstand steht vor großen Herausforderungen. Die Deutsche Beteiligungs AG (DBAG) kann die Firmen bei ihren anstehenden Aufgaben unterstützen. Wir sprachen mit dem Geschäftsleitungsmitglied Thomas Weber.

Unternehmeredition: Nach drei Jahren der Herausforderungen steht der deutsche Mittelstand auch 2023 weiter vor schwierigen Aufgaben. Zahlreiche Firmen müssen bei der Digitalisierung aufholen und auch im Bereich ESG stehen Investitionen an. Wie kann ein Private-Equity-Investor wie die DBAG hier helfen?

Thomas Weber: Probleme sind dornige Chancen, sagte unser aktueller Bundesfinanzminister einmal. Ich persönlich würde zwar eher davon sprechen, dass auch anspruchsvolle Marktsituationen vielversprechende Gelegenheiten zum Wachstum bieten, aber im Kern ist diese Aussage richtig. Richtig ist auch, dass die Triebfedern für Wachstum, losgelöst von der geopolitischen Situation, maßgeblich in der Digitalisierung und Nachhaltigkeit liegen. Letzteres jedoch als holistisches Gesamtkonzept betrachtet und nicht auf Basis kleinteiliger Maßnahmen. Eine der Grundfeste der DBAG ist es, Kapital in chancenreiche Unternehmen zu investieren. Dafür nutzen wir einen interdisziplinären Dreiklang aus intelligentem Kapital, einem Team aus Investment Professionals sowie handverlesenen Expertinnen und Experten aus den jeweiligen Industrien und Branchen. Gemeinsam knüpfen wir an das erfolgreiche Geschäftsmodell des jeweiligen Unternehmens an, erarbeiten eine Wertsteigerungsstrategie und setzen diese mit dem Management auch um – beispielsweise durch unseren proprietären Buy-and-Build-Ansatz, durch den wir entweder mittels Konsolidierung oder Komplementierung das Potenzial des Unternehmens hebeln.

Der deutsche Mittelstand greift verstärkt auf Private Equity zurück, um Wachstum finanzieren zu können. Wie genau sieht diese Entwicklung aus und wie erklären Sie sich das?

Private Equity ist endgültig ein fester Bestandteil des Mittelstands geworden. Dies ließ sich allerdings nicht von jetzt auf gleich feststellen, sondern ist vielmehr ein langjähriger Prozess. 2013 gab es 23 MBO-Transaktionen mit einem Volumen von 2,3 Mrd. EUR; 2017 waren es bereits 35 MBOs, also über 50% mehr. Das Transaktionsvolumen wuchs im selben Jahr um satte 91%! Nach der von der DBAG und dem Fachmagazin Finance durchgeführten Buy-out-Markt-Studie haben Finanzinvestoren im Jahr 2022 43 Transaktionen mit einem Volumen von 4,1 Mrd. EUR strukturiert. 2021 wurde ein wahrhafter Dealmotor angeschmissen, insofern gab es 19 Deals mehr – jedoch liegt der Wert aus 2022 immer noch über dem Zehnjahresdurchschnitt von 39 MBOs. Was lesen wir in diesen Zahlen? Private Equity konnte damit überzeugen, dass man mit smartem Kapital, Erfahrung und einem kompetenten Team viele der Herausforderungen gemeinsam lösen kann. Und das ist gut so – in der aktuellen Lage sprechen wir von etwa 3,8 Millionen Mittelständlern in Deutschland. Davon planen nach einer KfW-Studie rund 560.000 eine Nachfolgeregelung bis 2026. Zudem ziehen 45% aller Mittelständler einen externen Käufer in Betracht; dieser Wert unterstreicht nochmals die hohe und steigende Akzeptanz von Private Equity im Mittelstand. Die größte Herausforderung für den Mittelstand ist die überschaubare Auswahl an geeigneten Nachfolgekandidaten. Dieser Umstand wird maßgeblich getrieben durch die geburtenschwachen Jahrgänge. Somit gibt es relativ wenig Nachwuchs, gleichzeitig aber einen hohen Bedarf. Dazu kommt, dass etwa ein Drittel aller Mittelständler 60 Jahre oder älter ist; ein Wert, der etwa drei Mal so hoch ist wie vor 20 Jahren. Und das ist genau der Punkt, an dem wir als DBAG ansetzen. Wir erhalten in Zusammenarbeit mit dem Mittelstand nicht nur Werte, sondern steigern diese und sichern somit nicht nur den Erfolg des Unternehmens, sondern auch die Nachfolge – eine Win-win-win-Situation also.

Wie sollte sich ein Unternehmer auf die Zusammenarbeit mit einem Private-Equity-Investor vorbereiten?

Als Unternehmer muss ich mir vor allem die Frage stellen: Was soll aus meinem Unternehmen werden? Danach richtet sich auch, ob ich mit einem Finanzinvestor, wie der DBAG, oder einem strategischen Investor, beispielsweise einem Wettbewerber, zusammenkomme. Ein strategischer Investor wird sich nämlich häufig das Unternehmen einverleiben und unter eigener Marke fortführen beziehungsweise konsolidieren wollen. Sofern ich jedoch beabsichtige, dass das Erbe meines Unternehmens, mit allem, was dazugehört, wie dem Firmennamen, der Belegschaft, den Produkten und Dienstleistungen, erhalten bleibt, sollte man sich für einen Finanzinvestor als Partner entscheiden. Dieser bringt zwar Veränderungen mit sich, die jedoch in enger Abstimmung mit den Altgesellschaftern erfolgen. Es wird auch nicht „nur“ Geld mitgebracht, sondern Kapital, das mit Kompetenz und Netzwerk gehebelt wird. Insofern sollten Unternehmer nach Investoren suchen, die ihr Geschäftsmodell gut kennen.

Für welche Branchen interessiert sich die DBAG auf der Suche nach Investments?

Wir interessieren uns für Unternehmen, die in ihrem Markt etabliert sind und sich durch ein hohes Innovationspotenzial sowie zukunftsträchtige Produkte und Dienstleistungen auszeichnen. Zudem achten wir darauf, dass die Geschäftsmodelle an den strukturellen Trends in den jeweiligen Sektoren partizipieren. Historisch betrachtet konzentrierten wir uns vornehmlich auf Industrieunternehmen, sowohl IndustryTech als auch Industriedienstleister. Dieser Fokus hat sich in den letzten Jahren gewandelt und wurde um die Sektoren Breitbandtelekommunikation, IT-Services und Software sowie Healthcare erweitert. Die Hälfte aller eingegangen Investments der letzten vier Jahre entfällt auf diese Bereiche und macht heute 20% unseres Portfolios aus. Unter geografischen Gesichtspunkten haben wir uns ebenfalls weiterentwickelt und konzentrieren uns, zusätzlich zur DACH-Region, auch auf Italien. Die Potenziale dieses Markts erkannten wir bereits vor mehreren Jahren, nicht zuletzt, da Italien über einen ähnlich strukturierten Mittelstand mit substanziellem Anteil an familiengeführten Unternehmen verfügt wie Deutschland. So haben wir bislang drei neue Beteiligungen in Italien strukturiert und konnten mit PM Flex bereits die erste Veräußerung erfolgreich realisieren – diese Ergebnisse unterstreichen unsere strategische Ausrichtung, die bereits Früchte trägt.


ZUR PERSON

© Thomas Weber

Thomas Weber, Mitglied der Geschäftsleitung,

Deutsche Beteiligungs AG

welcome@dbag.de



Dieses Interview erscheint Mitte Mai in der Spezialausgabe Investoren im Mittelstand.

Autorenprofil
Alexander Görbing

Als Redakteur der Unternehmeredition berichtet Alexander Görbing regelmäßig über Unternehmen und das Wirtschaftsgeschehen. Zu seinen Schwerpunkten gehören dabei Restrukturierungen, M&A-Prozesse, Finanzierungen sowie Tech-Startups.

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