Kredite werden weniger nachgefragt

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Der Anteil der Unternehmen in Kreditverhandlungen tendiert auf niedrigem Niveau weiter seitwärts – das ist das Ergebnis der aktuellen „KfW-Kredithürde“, die von der Kreditanstalt für Wiederaufbau ermittelt wird. „Seit inzwischen zwei Jahren bewegt sich der Anteil der Unternehmen, die Kreditgespräche mit Banken führen, mit Schwankungen seitwärts“, heißt es dazu in der Studie. Rund 20% der kleinen und mittleren Unternehmen sowie knapp 30% der Großunternehmen bemühen sich nach den Untersuchungen der KfW derzeit um Bankdarlehen. Damit liege die Kreditnachfrage weiterhin unterhalb des langjährigen Durchschnitts. Durch die Entspannung an den Energiemärkten und das Abklingen der Lieferengpässe würde der krisenbedingte Liquiditätsbedarf reduziert. Damit schwäche sich der treibende Faktor für die starke Kreditvergabe immer weiter ab. Die KfW bemerke dies auch anhand der sinkenden Inanspruchnahme von KfW-Krediten – insbesondere durch Energieunternehmen. Eine weitere Erklärung liege darin, dass die nach wir vor schwachen Konjunkturaussichten und gleichzeitig hohe Kreditkosten den Bedarf an Investitionsfinanzierungen bremsen. Für kleine und mittlere Unternehmen ist es etwas leichter geworden, an Finanzierungen zu kommen. Die die KfW-ifo-Kredithürde sank im ersten Quartal um fast sechs Prozent. Auch bei großen Unternehmen sank dieser Wert.

Zurückgehende Lieferengpässe

Die Geschäfte im verarbeitenden Gewerbe Deutschlands laufen weiter eher verhalten. Nach Aussage des Informationsdienstleisters S&P Global gingen im vergangenen Monat die Neuaufträge aufgrund der anhaltenden Zurückhaltung der Kunden sowie der Bemühungen vieler Hersteller, Pufferbestände abzubauen, weiter zurück. Die Geschäftsaussichten seien auf ein 14-Monatshoch gestiegen, blieben jedoch im historischen Vergleich niedrig. Auch die Anzahl der Neuaufträge sei im April weiter zurückgegangen. Viele Befragte schrieben dies erneut vor allem der Zurückhaltung der Kunden bei Neuinvestitionen sowie den hohen Lagerbeständen zu. Daher gingen die durchschnittlichen Einkaufspreise nunmehr schon den dritten Monat hintereinander zurück.

Dr. Cyrus de la Rubia, Chefvolkswirt der Hamburg Commercial Bank, kommentiert: “Im Verarbeitenden Gewerbe Deutschlands wurde auch im April wieder etwas mehr produziert. Gleichzeitig lassen sich laut unserer Umfrage zum Einkaufsmanagerindex Zeichen einer Nachfrageschwäche erkennen. Der deutlichste Indikator dafür, ist der Index für Auftragseingänge, der erneut einen Rückgang signalisiert, einschließlich der Aufträge aus dem Ausland. Aber auch die beschleunigten Lieferzeiten sind ein Indiz dafür, dass die Nachfrage nachlässt.

Autorenprofil

Als Redakteur der Unternehmeredition berichtet Alexander Görbing regelmäßig über Unternehmen und das Wirtschaftsgeschehen. Zu seinen Schwerpunkten gehören dabei Restrukturierungen, M&A-Prozesse, Finanzierungen sowie Tech-Startups.

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