„Wir beobachten sehr genau, was Google macht“

Sie haben mit der Führungsriege von Check24 vor einem Jahr den Inkubator M-Cube in Berlin gegründet. Sind Sie darüber hinaus auch privat als Business Angel aktiv?

Seit 1999 investieren wir parallel zu unserem Unternehmen auch in Start-ups. Ich halte als Business Angel zwischen 20 und 30 Beteiligungen an anderen Internet-Start-ups mit Anteilen von bis zu 30%. Einmal im Monat bin ich einen Tag in Berlin. Das ist immer ein Highlight, weil die Stimmung dort im Aufbruch ist. In Berlin floriert die Start-up-Szene.

Weswegen hat sich Check24 dann für einen Firmensitz in München statt in Berlin entschieden?
Wenn Sie einmal ein Unternehmen gegründet haben, verlieren Sie bei einem Umzug nach Berlin mindestens die Hälfte der Mitarbeiter. Wir haben uns auch trotz der etwas höheren Steuerlast in der Innenstadt bewusst für diesen zentralen Firmensitz entschieden. Wichtig ist uns die Mitarbeiterbindung.

Was Marketing und Werbung angeht, sind Sie ja sehr umtriebig und fast omnipräsent mit Online-, TV-, Offline-Werbung und Event-Sponsoring…
Stimmt, wir sind im Internet präsent, im Fernsehen sicher noch mehr. Aber der Bereich Internet wird weiter an Bedeutung gewinnen. Die Zugangskanäle zum Internet sind extrem umkämpft und werden immer teurer.

So eine aufwendige Marketingstrategie kosten nicht wenig. Ist das mit Ihren Umsatzzahlen vereinbar?
Im Geschäftsjahr 2011/2012 hatten wir einen Umsatz von 115 Mio. EUR. Den Umsatz 2012/2013 kommunizieren wir noch nicht, wir sind aber ordentlich zweistellig gewachsen. Das Marketingbudget ist ebenfalls ein zweistelliger Millionenbetrag.

Wie empfinden Sie Ihre Werbung? Haben Sie den Spot mal gesehen?
Natürlich, ich bin sogar bei den Dreharbeiten dabei gewesen. Die Details sind uns da schon wichtig, denn es geht darum, die Marke und den Kern von Check24 zu transportieren. Im Januar startet zudem unser neuer Reisewerbespot, den ich aktiv mitgestaltet habe.

Wie wichtig ist es heute für ein Unternehmen, zu Werbemaßnahmen im On- und Offlinebereich zu greifen?
Sie müssen als Internetunternehmen früher oder später einen Brand entwickeln. Wenn der Kunde Sie nicht von sich aus kennt, dann geht er zu Google, zu Apple oder Amazon. Nicht umsonst ist Google so stark, weil sie die Besucher ihrer Seite immer besser monetarisieren und pro User immer mehr Geld bekommen.

Könnte durch Google langfristig der Kahlschlag von Vergleichsportalen drohen?
Wir beobachten sehr genau, was Google macht. Schon 2010 haben sie eine große Softwarefirma für Flugpreisvergleiche in den USA gekauft und kamen 2011 mit einem eigenen Flugvergleich. 2012 übernahmen sie in Großbritannien ein Vergleichsportal. Wir rechnen damit, dass sie auch nach Deutschland kommen, und das wird das Leben für alle Vergleichsportale deutlich schwerer machen. Dann ist es aber immer noch besser, du bist der größte Anbieter statt auf Platz vier oder fünf.

Herr Blase, herzlichen Dank für das Gespräch.

Das Interview führte Cynthia Castritius
castritius(at)goingpublic.de

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