„Wir beobachten sehr genau, was Google macht“

Wie profitabel sind Sie im Vergleich zu Ihren Wettbewerbern?

Die Märkte sind sehr umkämpft. Unser Vorteil ist die Marktführerschaft. Es gibt kaum eine Branche im Internet, in der der Marktführer nicht auch das profitabelste Unternehmen ist. Google ist profitabler als Yahoo, Amazon ist profitabler als jeder andere Händler, Ebay ist mit Abstand das profitabelste Auktionshaus.

Die Medien sprechen konkret über Provisionen von 80 bis 100 EUR für Kfz-Versicherungen und 30 bis 50 EUR für Stromkunden…
Die Größenordnungen in der Presse sind latent ein bisschen zu hoch, aber auch nicht völlig verkehrt. Wir sind vertraglich verpflichtet, unsere Provisionshöhen nicht preiszugeben.

Wie schwierig war es zu Beginn, große Anbieter wie die Allianz zu überreden, ihre Tarife offen zu legen?
Heute ist das in den Branchen Alltag, früher war das ein schwieriges Thema. Allianz hat sich jahrelang gesträubt teilzunehmen und ist bei uns erst seit 2005 dabei. Zu Start-up-Zeiten haben wir teilweise die Websites der jeweiligen Anbieter „gecrawled“ oder „gespidert“ und die Daten in Realtime heruntergeladen. Das hat dazu geführt, dass wir teilweise für so viel Traffic bei den Versicherern gesorgt haben, dass deren Server abgestürzt sind. Das wird heute alles über Schnittstellen gemacht.

Wie halten Sie die Versicherer bei Stange?
Wir sind für die meisten Versicherer und Produktanbieter ein sehr günstiger Vertriebskanal, weil der Kunde schon alles eingibt, was er wissen möchte. Der Versicherer bekommt dann den Neukunden und dessen Kundendaten von uns, in voll elektronischer Form, ohne von Hand geschriebene Anträge eintippen zu müssen.

Bereuen Sie im Nachhinein, dass Sie sich mit der HUK-Versicherung überworfen haben, diese dann transparo gegründet hat und nun bei Ihnen nicht mehr angeboten wird? Das trübt ein wenig Ihren Anspruch auf Vollständigkeit im Vergleichsangebot…
Wir haben uns mit der HUK nicht überworfen, aber nicht alle Anbieter lieben Vergleichsportale. Von daher hat die Verhaltensweise der HUK uns gar nicht so überrascht. So ein bekannter Anbieter kann durch Vergleichsportale einiges verlieren: Er wird in ein neues Licht gerückt. Wie steht er denn eigentlich wirklich gegenüber Wettbewerbern im Markt an? Wir müssen damit fertig werden, dass es nie ganz gelingt, 100% des Marktes abzudecken. Wir sind aber grundsätzlich jedem Anbieter gegenüber offen.

Gibt es viele Anbieter, die nicht in Vergleichsportalen aufgelistet werden wollen?
Diejenigen, die neue Kunden gewinnen wollen, sind gegenüber Vergleichsportalen sehr positiv eingestellt. Aber es gibt auch Produktanbieter, die sich dagegen entscheiden, weil sie Konkurrenz fürchten. Bei den Autoverleihern möchte Sixt zum Beispiel nicht, dass die Preise verglichen werden.

Die Konkurrenz an Online-Vergleichsportalen ist groß – Verivox beansprucht auch die Marktführerschaft für sich. Was ist Ihr USP?
Der große Unterschied ist, dass wir ein breit aufgestelltes Vergleichsportal sind. Verivox hat bis vor einem Jahr ausschließlich Strom, Gas und Telekommunikationsprodukte verglichen. Jetzt vergleichen sie auch Versicherungen und Finanzprodukte. Aber das läuft zum Großteil über Kooperationspartner. Im Kfz-Bereich kooperiert Verivox mit transparo, also findet der Kunde auf der Vergleichsseite den Rechner von transparo. Er wird bei Anruf nicht von Verivox-Mitarbeitern, sondern vom transparo-Personal begrüßt. Das machen wir ganz konsequent nicht.

Gerade bei den krisen- und pleitegeschüttelten privaten Geldanlegern ist das Vertrauen in Berater geschmolzen. Warum sollen sie dann einem Internet-Vergleichsportal vertrauen?
Die Darstellung der Ergebnisse erfolgt streng nach mathematischen Regeln: Über eine Schnittstelle rufen wir in Sekundenschnelle die aktuellen Preise ab, die dann die Reihenfolge der Tarife bilden. Wir können uns gar nicht leisten zu steuern, was sie sehen und letztlich auswählen. Der Kunde würde das merken, und Vergleichsportale sind jederzeit austauschbar. Außerdem würde so ein Vorgehen langfristig allen Vergleichsportalen schaden. Aber auch hier gibt es schwarze Schafe.

Wenn es um Transparenz und Kundenfreundlichkeit geht, wollen Sie nicht mit der Stiftung Warentest verglichen werden. Wieso nicht?
Von uns wurde konkret gefordert, dass wir alle Konditionen auflisten. Würde man dasselbe auch von Versicherungsunternehmen oder von der Baubranche verlangen? Das macht kein Mensch. Im Gegensatz zur Stiftung Warentest sind wir nicht vom Staat finanziert. Unsere knapp 600 Mitarbeiter müssen bezahlt werden.

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