„Eine Anleihe begibt man nicht so nebenbei“

Wird das ausreichen, um den Anlegern den versprochenen Kupon von 7,5 Prozent auszahlen zu können?

Wir gehen davon aus, die positive Umsatz- und Ertragsentwicklung fortsetzen zu können. Zudem haben wir durch unsere Entscheidung, in China ein eigenes Werk zu errichten, einen Standortvorteil. Von dort werden wir auch verstärkt weitere Automobilzulieferer im asiatischen Raum akquirieren. Allein in China wird bis 2020 ein deutlicher Anteil des Produktionsvolumens um rund 65% auf 30,6 Mio. Fahrzeuge erwartet. Die Kapazität unseres Werks in China ist jetzt schon auf 1, 5 bis 2 Mio. Stück ausgelegt, also in etwa noch einmal so viel wie wir jetzt in unseren Werken in Leipzig und der Slowakei produzieren.

Welche Sicherheiten kann die Neue ZWL Zahnradwerk Leipzig den Zeichnern der Anleihe noch bieten?

Wir haben eine zusätzliche Besicherung eingebaut, wie sie in herkömmlichen Unternehmensanleihen nicht üblich ist. Die Anleiheforderungen wurden über eine Verpfändung von Anteilen an Tochtergesellschaften abgesichert. Diese Anteile werden über einen Treuhänder verwaltet.

Unterschrift mit China: Dort hat ZWL ein eigenes Werk errichtet.
Unterschrift mit China: Dort hat ZWL ein eigenes Werk errichtet.

Nun ist die Emission einer Anleihe gerade für einen Mittelständler mit viel zusätzlicher Arbeit verbunden, ohne dass dadurch das Tagesgeschäft vernachlässig werden sollte. Wo fanden Sie die entsprechende Unterstützung?

Das ist richtig. Eine erfolgreiche Anleihe legt man nicht so nebenbei auf. Es sind die Unternehmenszahlen offenzulegen, es ist ein Anleiheprospekt zu erstellen und Roadshows vor den Investoren zu absolvieren. Wir konnten hier auf das Wissen unseres langjährigen Partners bdp Bormann, Demant & Partner zurückgreifen, der zum einen Erfahrungen mit der Emission von Mittelstandsanleihen hat und andererseits über gute Kenntnisse auf dem chinesischen Markt beim Aufbau von Produktionsstätten verfügte. So konnten wir bei der Wahl unseres Standortes Tinjian und dessen Sonderwirtschaftszone TEAE vom Wettbewerb der chinesischen Provinzen untereinander profitieren und bekamen für unser Werk auch Sonderkonditionen in Form von Subventionen.

Mit der Emission Ihrer Anleihe kam wieder Belebung in den Anleihemarkt. Was raten Sie mittelständischen Unternehmen, die sich mit dem Gedanken tragen, ebenfalls eine Anleihe aufzunehmen?

Ich würde es auf jeden Fall machen, auch wenn es natürlich völlige Transparenz für das Unternehmen bedeutet. Viele Investoren – ob privat oder institutionell – suchen nach Anlagemöglichkeiten in gute mittelständische Unternehmen, die möglichst inhabergeführt sind. Insofern ist das Geld da, es fehlt nur an Mut, diesen Schritt zu gehen.

Herr Dr. Bartsch, vielen Dank für das Gespräch.

 

Zur Person

Dr. Hubertus Bartsch

Dr. Hubertus Bartsch ist seit 1999 geschäftsführender Gesellschafter der Neue ZWL Zahnradwerk Leipzig, die er seinerzeit mit zwei Kollegen aus der Insolvenz heraus erwarb. Bartsch ist seit 1990 in der Automobilindustrie tätig und verantwortet im Unternehmen unter anderem die Bereiche Finanzen, Rechnungswesen und Controlling. Die Neue ZWL Zahnradwerk Leipzig erwirtschaftete 2013 mit 580 Beschäftigten in Deutschland und der Slowakei einen Umsatz von 65 Mio. EUR. www.nzwl.de

Autorenprofil

Torsten Holler ist Gastautor.

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