„Win-win aus einer neutralen Position“

Familienunternehmen interessieren sich immer stärker für Beteiligungen an ihresgleichen. Stefan Klemm vom Entrepreneurs Club beobachtet diesen Trend seit einiger Zeit. Im Interview erklärt er, wonach sogenannte Family Offices suchen und welche Vorteile sie gegenüber Wettbewerbern für sich beanspruchen.

In einem Fallbeispiel zitieren Sie Richard Oetker nach dem Kauf von Coppenrath & Wiese im Jahr 2015 mit dem Satz: „Wir sprechen die gleiche Sprache.“ Welche Sprache ist das?

Dabei geht es um einende Werte. Ein Familienunternehmen kauft nicht exit-getrieben, sondern eigentlich für die Ewigkeit. Bei der Auswahl steht nicht die Optimierung der Struktur des Deals so sehr im Vordergrund, sondern es spielen mehr als bei Private Equity emotionale Gründe eine Rolle. Auch das operative Geschäft ist langfristig orientiert und mit einer hohen Eigenkapitalquote unterlegt, um schwierige Zeiten auszuhalten. Eine weitere Gemeinsamkeit ist die Wertschätzung für die Mitarbeiter.

Die Family Offices sind zu einem neuen Player auf dem Markt geworden und machen den klassischen Boutiquen damit Konkurrenz. Was bedeutet das für den Wettbewerb um interessante Unternehmen?

Es führt zu einer Angebotsverknappung, weil attraktive Targets nun schwerer zu finden sind. Auf der anderen Seite entsteht für die Verkäufer eine neue Option, sich nicht der vielfach zitierten Heuschrecke, sondern einem Familienunternehmen anzuschließen. Aber auch die Family Offices müssen sich durchsetzen – etwa gegen Player aus dem asiatischen Ausland, die ihren möglichen Beteiligungen teils sehr attraktive internationale Wachstumsperspektiven bieten können.

Mit Ihrem Entrepreneurs Club wollen Sie den dynamischen Markt etwas ordnen, indem sie Verkäufer und Family Offices zusammenbringen. Was ist Ihr Ansatz?

Unser Ansatz steht unter dem Claim Von Unternehmern für Unternehmer. Die Kernbotschaft ist, dass Familienunternehmen nach Beteiligungen suchen. Dies soll auch bei kleineren Betrieben mit 20 oder 50 Mio. Euro Umsatz ankommen. Statt die Targets unaufgefordert anzusprechen, was vielfach nicht gewünscht ist, sollen diese von sich aus auf uns zukommen – also Pull statt Push. Wir wiederum kennen den Fokus der Family Offices und können vertraulich zwischen Verkäufer und Käufer vermitteln. Unser Interesse zielt auf Win-win aus einer neutralen Position heraus. Wir sind keine Bank und wollen auch nicht selbst mit investieren. Die Prüfung und Strukturierung des eigentlichen Deals machen dann die entsprechenden Berater des Vertrauens von Käufer und Verkäufer.


Zur Person

Stefan Klemm ist Inhaber des Entrepreneurs Clubs, der seit 2005 ein Netzwerk von 300 wichtigen deutschen Familienunternehmen aufgebaut hat. Der Club versteht sich als Unternehmerclub und Dienstleister für Familienunternehmen in strategischen Feldern wie der Suche von Fach- und Führungskräften, der Unternehmensnachfolge und im Employer Branding. Mit dem neuen Geschäftsfeld „EC Match Making“ möchte Stefan Klemm einen Service schaffen, sich zum Beispiel im Rahmen einer Nachfolgelösung an große Familienunternehmen zu wenden und über eine mögliche Veräußerung zu sprechen.

www.entrepreneursclub.eu

 

Autorenprofil

Als Redakteur bei der Unternehmeredition leitet Volker Haaß die Online-Aktivitäten sowie die Sonderpublikationen der Plattform. Dazu gehört unter anderem die FuS – Zeitschrift für Familienunternehmen und Strategie.

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