Ein Unternehmen in Sachsen-Anhalt beweist: Persönliche Beziehungen und partnerschaftliche Finanzierung sind die Konstanten, die über Jahrzehnte hinweg kontinuierliches Wachstum ermöglichen – selbst in Zeiten disruptiver Krisen. Die Screen Rent GmbH aus Magdeburg und die Mittelständische Beteiligungsgesellschaft Sachsen-Anhalt mbH (MBG) pflegen eine solche Partnerschaft, die vor 25 Jahren mit einer ersten Bürgschaft begann. Eine 30-jährige Erfolgsgeschichte im dynamischen Markt der LED-Großbildwände.
Die Geschichte von Screen Rent beginnt nicht im schicken Konferenzraum, sondern im Hörsaal. Als Dirk Roswandowicz am 10. März 1995 als BWL-Student an der Universität Magdeburg seine Firma gründete, hatte er eine klare Vision: Bildschirme vermieten und zusätzlich die passenden Inhalte dafür liefern. Zu einer Zeit, in der auf Messeständen noch Roll-ups und Plakatwände dominierten, war das ein sehr innovatives Konzept. „Die Grundidee war schon damals im Prinzip das, was wir heute machen“, erinnert sich der Gründer und Geschäftsführer. „Heute ist nahezu jeder Messestand mit irgendeinem Display ausgestattet, aber vor fast 31 Jahren gab es so etwas nicht.“ Was mit normalen, kleinen Fernsehern begann, entwickelte sich schnell weiter: Das Interesse an größeren Bildwänden wuchs rasant. Heute, pünktlich zum 30-jährigen Firmenbestehen, hat sich Screen Rent fest als Experte für große Visualisierungen etabliert und beschäftigt über 30 Mitarbeiter in Magdeburg.
Die drei Säulen des Geschäftsmodells
Das Unternehmen stützt sich mittlerweile auf drei zentrale, voneinander unabhängige Geschäftsbereiche, die es ermöglichen, flexibel auf Marktanforderungen zu reagieren und Risiken zu streuen. Die Vermietung ist das ursprüngliche Kerngeschäft: Screen Rent bietet hierbei Großbildwände und Leinwände für national und international agierende Kunden. Das Spektrum reicht von Messen, Sportveranstaltungen – wie dem Berlin-Marathon – bis hin zu großen Shows. Beim Verkauf installiert die Firma Videowände für Unternehmen, öffentliche Einrichtungen und Sportstätten direkt vor Ort nach Kundenanforderung. Beispiele sind Anzeigetafeln in Stadien oder Großbildanlagen für Wohnungsbaugesellschaften. Schließlich gibt es nun auch noch die Screen Ads – Werbewände: Das jüngste und aktuell dynamischste Standbein ist die Vermarktung eigener, fest installierter LED-Videowände für Werbespots. „Wir haben eine Vermietung, einen Verkauf und eine Vermarktung von Großbildwänden. Das sind drei unterschiedliche Säulen“, fasst Roswandowicz zusammen.
25 Jahre Partnerschaft: Vom Bürgen zum stillen Teilhaber
Der Weg vom Studenten-Start-up zum erfolgreichen Mittelständler ist selten ein geradliniger. Er erfordert Mut, Unternehmergeist und immer auch einen vertrauensvollen Partner an der Seite. Für Screen Rent waren das von Beginn an die Bürgschaftsbank Sachsen-Anhalt GmbH und die Mittelständische Beteiligungsgesellschaft Sachsen-Anhalt GmbH. Der erste Kontakt erfolgte bereits 1998, nur drei Jahre nach Unternehmensgründung. Roswandowicz, noch als Student, benötigte einen Kredit bei der Sparkasse, um eine erste Großbildwand für Public-Viewing-Zwecke zur Fußballweltmeisterschaft zu kaufen. „Ohne die Bürgschaftsbank würde es dieses Unternehmen nicht geben und es hätten nicht mittlerweile 30 Beschäftigte einen Job“, stellt Roswandowicz klar. „Was ich damals schon so spannend fand, ist, dass die klassischen Banken ja doch in Bankrichtung denken, und die Bürgschaftsbank auch schon damals immer in Richtung des Unternehmers gedacht hat.“
Über Krisen hinweg
Der über 25 Jahre andauernde Kontakt zwischen Screen Rent und der MBG riss auch in schwierigen Zeiten nie ab. Das Unternehmen überstand die Wirtschaftskrise 2010 und sah sich dann, wie viele Branchen, von der Coronakrise hart getroffen. In dieser Krise wurde die Idee für das dritte Standbein geboren: Screen Ads. Da Kunden keine Großbildwände mehr mieten wollten, entwickelte Roswandowicz mit seinem Team das Konzept, eigene zu installieren und die Refinanzierung über die Vermarktung von Werbeplätzen an regionale und lokale Unternehmen sicherzustellen. Diese investitionsintensive neue Geschäftsidee brauchte Kapital – hier trat die MBG auf den Plan.
Die stille Beteiligung als nächster Wachstumsschritt
Nach vielen Jahren, in denen die Zusammenarbeit vor allem aus Bürgschaften für Kreditfinanzierungen bestand, wurde die Partnerschaft nun vertieft. Im Rahmen dieser Finanzierungsrunde wurde die MBG nun erstmalig über eine stille Beteiligung am Unternehmen beteiligt, um die Wachstumsstrategie von Screen Ads zu finanzieren. „Wir haben uns zusammengesetzt und dann gesagt, okay – wir machen den Schritt“, so Roswandowicz. „Wir nehmen die Bürgschaftsbank als stillen Gesellschafter mit ins Unternehmen hinein. So ist es nur folgerichtig, dass mein Partner von einst mir 25 Jahre später wieder hilft, weiter zu wachsen.“
Die aktuelle stille Beteiligung, die im Sommer dieses Jahres abgeschlossen wurde, diente der Erweiterung des Netzwerks um zehn weitere Screens und erhöhte die Gesamtzahl auf 80 Videowände. In einer weiteren Ausbaustufe ist seitens Screen Rent geplant, den Bestand auf 100 Bildschirme zu erweitern. Die Wahl der stillen Beteiligung war für den Unternehmer Roswandowicz entscheidend, denn sie ermöglicht Wachstum ohne den Verlust der wirtschaftlichen Handlungsfreiheit. Roswandowicz: „Das ist ja das Schöne an der stillen Beteiligung – dass ich nach wie vor wirtschaftlich frei entscheiden darf und wirklich dann einen guten Partner habe, der aber nicht direkt mit am Tisch sitzt.“
Persönlicher Kontakt statt reiner Zahlenlogik
Die Kooperation mit der MBG sei geprägt von Vertrauen, Kontinuität und engem Austausch. Karsten Rogowski, Relationshipmanager und Ansprechpartner der MBG, erklärt: „Wir wollen kein anonymer Kapitalgeber sein. Wir führen Jahresgespräche, interessieren uns für Strategie und Entwicklung und unterstützen auch in Zukunft.“ Besonders in Sachsen-Anhalt werde großer Wert auf persönlichen Kontakt und individuelle Begleitung gelegt. Man sehe den Unternehmer als zentrale Figur des Geschäftsmodells. „Bei der Beteiligungsgesellschaft ist es ja so, dass wir direkt finanzieren, also direkt einen Anteil über eine in dem Fall zu 95 % bis 98 % stille Beteiligung. Wir verstehen uns in erster Linie als Partner, der bestimmte Investitionen fördern will“, verdeutlicht Rogowski den Unterschied zwischen den beiden Schwestergesellschaften. „Unsere Zusammenarbeit ist mehr als eine reine Bankverbindung“, so Roswandowicz. „Wir kommen aus der gleichen Gegend, und das schätze ich auch sehr. Es ist ein persönlicher Kontakt, bei dem man sich nicht nur über wirtschaftliche Daten unterhält, sondern darüber, wie sich die Entwicklung im Unternehmen gestaltet und auch mal eine private Frage stellt.“ Rogowski bestätigt diesen Ansatz: „Auf diesen persönlichen Bezug wird ein sehr großer Wert gelegt.“
Fokus auf Screen Ads und Franchising
Die nächste Entwicklungsstufe steht bereits im Raum. Roswandowicz arbeitet derzeit daran, das Konzept Screen Ads als Franchisesystem anzubieten. „Unsere Idee ist erprobt und wirtschaftlich tragfähig. Aber wir können das aus Magdeburg nicht überall selbst betreiben“, sagt er. Der Plan: Unternehmer aus anderen Regionen übernehmen drei bis fünf Werbescreens und nutzen das Know-how aus Sachsen-Anhalt. In fünf Jahren soll so ein bundesweites Netz mit regionalen Partnern entstehen. „Wir denken unternehmerisch, aber bleiben dabei bodenständig. Unsere Mitarbeiter sind das höchste Gut“, betont der Gründer. Das Unternehmen versteht sich weiterhin als Familienbetrieb mit Fokus auf nachhaltigem Wachstum.
Roswandowicz schließt mit einer Botschaft, die viele Mittelständler teilen: Es ist ein weiter Weg und es gibt immer Probleme. So geht die Screen Rent Vertriebs- und Service GmbH, gestärkt durch einen strategischen und langjährigen Finanzpartner, den nächsten Schritt – mit den richtigen Bildern in die Zukunft.
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KURZPROFIL
Screen Rent GmbH
Branche: Werbetechnik
Gründungsjahr: 1995
Firmensitz: Magdeburg
Mitarbeiter: 30
Umsatz: k.A.
👉 Dieser Beitrag ist auch in der aktuellen Magazinausgabe 4/2025 mit Schwerpunkt „Unternehmervermögen“ erschienen.
Als Redakteur der Unternehmeredition berichtet Alexander Görbing regelmäßig über Unternehmen und das Wirtschaftsgeschehen. Zu seinen Schwerpunkten gehören Restrukturierungen, M&A-Prozesse, Finanzierungen und Tech-Start-ups.
