Vom CFO zum CEO?

Auf den obersten Finanzverantwortlichen wartet eine Vielzahl neuer Herausforderungen: Digitalisierung, Big Data, Blockchain, Cyberkriminalität. Für viele Stakeholder wird er damit zum zentralen Ansprechpartner. Der Finanzvorstand mausert sich neben dem CEO zur zentralen Figur im Unternehmen.

Der CFO 2025

Welche wesentlichen Charakteristika wird die CFO-Funktion im Jahr 2025 prägen? Es ist zu erwarten, dass der Finanzvorstand in noch stärkerem Maße als heute die Funktion des Business-Partners des Vorstandsvorsitzenden ausfüllen wird. Eine Konsequenz wird in vielen Fällen die „Verschmelzung“ der Funktionen zum „CFEO“ sein.

Einher geht damit die Zunahme der operativen Einbindung bei Kernfragen zu Geschäftsfeldern und Kunden. Der CFO wird also eine zunehmend größere Nähe zum operativen Geschäft besitzen. Damit ist seine Agilität gefordert, sich an rasch ändernde Marktbedingungen anzupassen. Es öffnet sich damit eine neue, größere Perspektive. Ein in strategische und unternehmerische Prozesse eingebundener Finanzvorstand gewinnt somit auch das Profil eines Chief Operating Officer. Gerade seine profunde (Zahlen-)Kenntnis des Unternehmens hilft ihm, diese neue Aufgabe auszufüllen. CFOs verstehen die wirtschaftlichen und finanziellen Wirkungszusammenhänge – das ist eine gute Basis für eine stärkere Einbindung in die Organisation. Der CFO wird zum „Performancemanager“, der Optimierungspotenziale erkennt und umsetzt.

Die Kenntnisse der Eigenkapital- und Fremdkapitalmärkte sind ein weiterer Aspekt, den CFOs künftig noch ausbauen. Dies gilt zwar schon heute als Kernwissen, aber durch die Außenwirkung des CFOs an den Finanzmärkten wird diese Komponente nachdrücklich erforderlich. In diese Rubrik gehört auch die Fähigkeit, Portfoliomanagement und M&A-Deals professionell zu handhaben; Skills,­ die wichtiger werden dürften.

Neues Selbstverständnis der Finanzchefs

In vielen führenden deutschen Konzernen rückten in den vergangenen Jahren Finanzvorstände an die Spitze des Unternehmens – ein Besetzungsmechanismus, der sich früher so nicht beobachten ließ. Der Finanzvorstand war bis vor wenigen Jahren nicht der natürliche Kandidat für die CEO-Nachfolge. Nur in Ausnahmen, etwa in Restrukturierungssituationen, griffen Investoren und Aufsichtsrat bevorzugt auf den CFO zurück.

Heute ist das anders. Der Trend vom CFO zum CEO stärkt auch zusehends das Selbstverständnis der Finanzchefs. Viele glauben, dass CFOs die besten Voraussetzungen besitzen, um eines Tages eine CEO-Aufgabe zu übernehmen. Diese Ambition ist durchaus prägend für eine neue Gruppe von Finanzvorständen. Sie sieht dieses Ressort nicht als finale Station, sondern als Zwischenschritt zur Übernahme des Vorstandsvorsitzes, Geschäftsführers oder CEOs. Die komplexen Herausforderungen führen eben auch zu einer neuen, größeren Verantwortung für das Unternehmen. Wer sich dem gewachsen sieht, ist also der erste Kandidat, die Leitung des Unternehmens zu übernehmen.


Zur Person

Peter Behncke ist Partner von Heidrick & Struggles im Frankfurter Büro und Mitglied der weltweiten Industrie- und CFO-Practice Group. Heidrick & Struggles ist eine weltweit tätige Personalberatung mit den Schwerpunkten Executive Search und Leadership Consulting. Behncke hat kürzlich die Studie „Der Finanzvorstand der Zukunft“ veröffentlicht, für die er mehr als zwei Dutzend Finanzvorstände interviewt hat.

www.heidrick.com

 

 

 

 

 

Autorenprofil

Peter Behncke ist Partner von Heidrick & Struggles im Frankfurter Büro und Mitglied der weltweiten Industrie- und CFO-Practice Group. Heidrick & Struggles ist eine weltweit tätige Personalberatung mit den Schwerpunkten Executive Search und Leadership Consulting. Behncke hat kürzlich die Studie „Der Finanzvorstand der Zukunft“ veröffentlicht, für die er mehr als zwei Dutzend Finanzvorstände interviewt hat.

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