Viel Geld für wenige Gelegenheiten

Erst wurden sie öffentlich jahrelang kaum bemerkt, dann auf einmal als Heuschrecken verschrien – inzwischen haben sich Private-Equity-Investoren in Deutschland einen kleinen, aber wachsenden Platz in der Unternehmensfinanzierung erarbeitet. Auch dank eines veränderten Geschäftsmodells. 

Das No-Exit-Versprechen

Im Unterschied zu vielen Private-Equity-Gesellschaften, die den deutschen Mittelstand erst seit ein paar Jahren als Investitionsadresse ausgemacht haben, ist eine Reihe deutscher Beteiligungsgesellschaften hier bereits seit Jahrzehnten im Spiel. Die in Bergisch-Gladbach ansässige Indus AG hat sich im Laufe der letzten 30 Jahre sukzessive ein Portfolio von aktuell 43 Unternehmen aufgebaut. Indus kauft allerdings nur Mehrheitsbeteiligungen, und das mit eigenem Kapital. Zielunternehmen werden nach eigener Darstellung aber nicht knapp. Vorstandschef Jürgen Abromeit versicherte den Aktionären des im SDAX vertretenen Unternehmens im Juni, man könne sich die Unternehmen aussuchen und brauche nicht auf Gelegenheiten zu warten.

Einer der wichtigsten Gründe für diesen Erfolg ist, dass Indus keinen Exit aus seinen Beteiligungen plant. „Wir wollen die Unternehmen nicht verkaufen. Ein Unternehmer, der eine Nachfolgeregelung für seine Firma sucht, weiß das. Das ist seit jeher eines der Hauptargumente, an uns zu verkaufen“, sagt IR-Chefin Regina Wolter. Rund 50 Mio. Euro will Indus in diesem Jahr investieren. Mit einem Teil dieses Geldes erwarb Indus zuletzt die Firma Raguse, einen Hersteller von Medizinprodukten. Damit wird einer der Brancheschwerpunkte im Portfolio gestärkt. Weitere sind verschiedene Sparten des Maschinen- und Anlagenbaus.

In einer anderen Liga spielt die Deutsche Beteiligungs AG, sowohl vom Volumen der Transaktionen her als auch angesichts der in 50 Jahren aufgebauten Erfahrung. Aber auch sie zielt auf die industriellen Perlen des deutschen Mittelstands. Zuletzt kaufte sie eine Gießereigruppe und einen Spezialmaschinenbauer zu. Insgesamt hat sie im ersten Halbjahr des laufenden Geschäftsjahres Investitionsentscheidungen über 250 Mio. Euro ausgelöst.

Auf längere Sicht betrachtet sind die Aussichten für Private Equity nicht nur in Deutschland, sondern weltweit gut. „Das anhaltende Niedrigzinsumfeld lässt die Nachfrage nach Geldanlagen abseits etablierter Anlageklassen wie Aktien und Anleihen steigen“, sagt Markus Hammer, Leiter des Bereichs Asset Management bei PwC. Die Unternehmensberatung hat in einer Studie ermittelt, dass sich das von Alternativen Asset Managern verwaltete Kapital von 2013 bis 2020 von 7,9 Bio. US-Dollar auf 15,3 Bio. US-Dollar fast verdoppeln wird. Für Private Equity, neben Immobilien die größte Gruppe unter den Alternativen, sagt PwC einen Anstieg von 3,9 Bio. US-Dollar 2013 auf einen Wert zwischen 6,5 und 7,4 Bio. US-Dollar voraus.

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