Viel Geld für wenige Gelegenheiten

Erst wurden sie öffentlich jahrelang kaum bemerkt, dann auf einmal als Heuschrecken verschrien – inzwischen haben sich Private-Equity-Investoren in Deutschland einen kleinen, aber wachsenden Platz in der Unternehmensfinanzierung erarbeitet. Auch dank eines veränderten Geschäftsmodells. 

Es könnte ein Boom werden am Private-Equity-Markt Deutschland, wäre da nicht ein Problem: Es kommen zu wenige Zielunternehmen auf den Markt. Und von denen sind nicht wenige Wiederverkäufe durch andere Private-Equity-Firmen. „Es gibt so viel Kapital wie nie zuvor. Finanzierungen sind so billig wie nie zuvor. Es ist ein perfekter Verkäufermarkt“, sagt Roberts. Entsprechend sind die Preise, die für Übernahmen gezahlt werden, sehr hoch. Dennoch ist die Zurückhaltung groß beim Mittelstand, dem klassischen Ziel von Private Equity in Deutschland.

Private-Equity-Firmen haben derzeit vor allem den Industrie- und Chemiesektor im Blick. In den ersten drei Monaten 2015 machten nach Ermittlungen von Mergermarket hier sieben Transaktionen im Wert von 769 Mio. Euro knapp 90 Prozent aller Buyouts aus. Interesse besteht aber auch an Kommunikationstechnologien, Konsumgütern und Life Sciences.

Der Kunde ist König

Viele Private-Equity-Unternehmen haben inzwischen ihr klassisches Geschäftsmodell modifiziert, um attraktiv für einen mittelständischen Verkäufer zu werden. Private-Equity-Investitionen in Deutschland 2008-2014 (© BVK/PEREP Analytics)„Die PE-Branche muss sich an die Anforderungen des Mittelstandes anlehnen und nicht dem Mittelstand diktieren, wie das Private-Equity-Geschäft geht“, sagt von Wendorff vom BVK. Umgedacht haben viele Finanzinvestoren vor allem in drei Punkten. Erstens: Sie engagieren sich über einen längeren Zeitraum. 2004 lag die Halteperiode im Schnitt bei drei Jahren. Inzwischen hat sie sich fast verdoppelt. Zweitens: Sie bieten neben ihrem Finanzierungs-Know-how auch Industrieexpertise an. Nicht selten haben sie einen Ex-CEO im Team, der Erfahrung damit hat, wie man ein Unternehmen kauft. Drittens: Sie begnügen sich auch mal mit Minderheitsbeteiligungen.

All diese Maßnahmen sollen dazu führen, dass der Unternehmer Vertrauen gewinnt. Das ist gerade bei Nachfolgeregelungen wichtig, denn niemand will sein Lebenswerk in Gefahr sehen. Das veränderte Geschäftsmodell ist aber auch eine Folge des veränderten Marktes. Denn die hohen Kaufpreise führen dazu, dass sich ein Private-Equity-Unternehmen genau überlegen muss, wie es denn zusätzlichen Wert generiert, damit es beim Exit einen akzeptablen Ertrag erzielt. „Ziel ist es heute, Wert durch Verbesserung des Unternehmens zu generieren und nicht durch Kostenreduktion“, sagt PwC-Experte Roberts.

In der Regel finanziert eine Private-Equity-Gesellschaft Übernahmen, indem sie die nötigen Mittel in zuvor aufgelegten Fonds abruft. Inzwischen kommt es aber auch vor, dass sich die privaten Geldgeber, beispielsweise große amerikanische Pensionsfonds, zusätzlich direkt an den Zielunternehmen beteiligen. Es gibt auch eine dritte Variante. Danach treten die Pensionsfonds direkt als Finanzinvestor auf und damit in Konkurrenz zu Private-Equity-Unternehmen.

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