Verkauf als Nachfolgelösung

„Es ist gut, dass man nicht permanent Bankengespräche hat“

Interview mit Georg Willmann, Geschäftsführer der WST Präzisionstechnik GmbH

 

Unternehmeredition: Wie kam es zum Verkauf Ihres Unternehmens?

G. WillmannWillmann: Nachdem unsere erste Firma, die ich von meinem Vater übernommen hatte, 1990 durch ein Hochwasser förmlich den Bach runtergegangen war, haben meine Frau und ich in derselben Branche WST aufgebaut. Das war unser zweiter Beginn. Das Wachstum war in kurzer Zeit phänomenal, gerade durch Zulieferungen für die Autoindustrie. Aber da ist man beträchtlichen Zwängen ausgesetzt. Mittlerweile werden die Zulieferer sogar von den OEMs geratet. Wir waren ständig am Verhandeln mit den Banken. Schließlich haftet man mit Haut und Haaren, man bürgt privat für alles. Unseren Söhnen wollten wir die Verschuldung nicht übertragen, unsere Rente war unsicher, dann wurden wir auch noch durch die Finanzmarktkrise 2008/09 in Mitleidenschaft gezogen. Die treibende Kraft war meine Frau: Sie wollte irgendwann aus dieser Umklammerung raus.

Wie kamen Sie denn bitte auf ein Owner Buy-out?

Das kannte ich überhaupt nicht. Wir dachten uns einfach: Es muss doch Menschen außerhalb der Banken geben, die Geld haben und bereit sind, es zu investieren. Über Bekannte kamen wir an Berater in Hamburg. Ein Investor, der nicht die Mehrheit übernehmen wollte, war nach der Finanzmarktkrise nicht zu finden. Deshalb sprachen wir andere Investoren an, die Mehrheitsbeteiligungen übernehmen wollten. So sind wir fündig geworden. Finatem hat uns von diesem Konzept überzeugt.

Viele Mittelständler fürchten, wenn sich Finanzinvestoren beteiligen, nichts mehr zu sagen zu haben. Sie nicht?

Wir sind zwar monatlich berichtspflichtig, aber im Tagesgeschäft müssen wir niemandem Rede und Antwort stehen. Bei großen Investitionen wird natürlich der Beirat einbezogen. Das finde ich gut, denn so hat man einen Sparringspartner. Solange die Zahlen stimmen, hat man große Entscheidungsfreiheit. Es ist gut, dass man nicht permanent Bankengespräche hat. So kann man sich aufs Tagesgeschäft konzentrieren. Heute sind wir stärker als je zuvor.

Sie hätten sich auch komplett zurückziehen und Ihr Leben genießen können.

Bekannte fragen mich auch oft, warum ich abends bis neun im Büro sitze, obwohl ich gar nicht mehr Alleineigentümer bin. Aber das ist halt Herzblut. Wir sind noch nicht so alt, dass wir in Rente wollen. Jetzt haben wir die Möglichkeit, unser Lebenswerk weiter zu gestalten. Bis Ende 2016 will ich auf alle Fälle weitermachen, sofern ich fit bleibe. Dann bin ich 60. Für mich ist es zurzeit undenkbar, von 100 auf null herunter zu fahren.

 

Kurzprofil: WST Präzisionstechnik GmbH

Gründungsjahr: 1993

Branche: Präzisionsdrehteile

Unternehmenssitz: Löffingen

Umsatz 2013: 42,8 Mio. EUR

Mitarbeiterzahl: 280

Internet: www.wst-willmann.de

 

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