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„Unternehmensnachfolge – die regeln wir morgen…“

Fachbeiträge, Bücher, Blogs, Vorträge: Was wird nicht alles gesprochen und geschrieben über das Thema Unternehmensnachfolge. Warum aber wird so schleppend gehandelt? Klarheit, Struktur, Loslassen und Konsequenz sind die zentralen Themen.

Mit der Unternehmensnachfolge verhält es sich wie mit guten Vorsätzen. Eigentlich müsste man mal die Ernährung verbessern, das Rauchen aufgeben, mehr Sport treiben, mehr Zeit für die Familie haben und eben auch die Nachfolge im Familienunternehmen regeln. Nun haben diese „Eigentlich-müssten-wir-mal-Sätze“ eines gemeinsam: Es wird nichts geschehen. Eigentlich müssten wir mal die Garage aufräumen. Phase eins, Konzeption: zehn Jahre. Nichts passiert. Warum? Weil der gute Vorsatz nicht in handhabbare Aktivitäten übersetzt wird. Es ist gar nicht klar, was genau getan werden muss, es ist nur klar, dass es schwierig ist. Also machen wir es morgen. Nicht.

Emotion als wesentliches Element

Schaut man auf das Thema Unternehmensnachfolge, dann erhält das Ganze eine zusätzliche Facette, nämlich die Emotion. Sich mit der eigenen Nachfolge im Unternehmen auseinanderzusetzen bedeutet, sich mit der Endlichkeit des eigenen Seins konkret zu beschäftigen, und das idealerweise zu einem Zeitpunkt, zu dem es einem selbst gesundheitlich noch ausgesprochen gut geht und sich die Erfordernis der Nachfolge noch gar nicht stellt. Also regeln wir das mit der Nachfolge morgen. Nicht.

Familie – nicht immer die beste Lösung

Viele Nachfolgeideen und -pläne verlaufen im Sande, weil diese emotionale Komponente nicht berücksichtigt wird. Hinzu kommen persönliche Enttäuschungen. Diese entstehen, wenn die eigenen Kinder entweder nicht ins elterliche Unternehmen eintreten wollen oder man erkennt, dass sie sich für die unternehmerische Aufgabe nicht eignen. Wohl dem, übrigens, der das erkennt und sich nicht blind seinem Schicksal ergibt. Es wird zu selten die familiäre Notbremse gezogen, und manche unternehmerische Schieflage hätte vermieden werden können, wären klare Worte über Eignung und Nichteignung der Kinder für die Aufgabe gesprochen worden. Familienmitglieder sind nicht notwendigerweise die besten Nachfolger. Und die wirksamste Methode, ein Unternehmen mit einer Nachfolgeregelung in den Ruin zu treiben, ist, Kinder mit – natürlich nur sanftem – Druck in die Nachfolge zu zwingen. Das geht garantiert nach hinten los, und die Senior-Unternehmer sehen sich dann bestätigt: Wäre man doch länger aktiv am Ball geblieben. Falsch.

Zwei Optionen stehen zur Wahl

Die zeitige Regelung der Nachfolge in Familienunternehmen ist Teil der Unternehmerstrategie und zwingende Voraussetzung für gesundes profitables Wachstum. Denn wie soll ein stotterndes Unternehmen Wachstum generieren? Generell gibt es genau zwei Optionen, schließt man die Liquidation des Unternehmens aus.

Fachbeiträge, Bücher, Blogs, Vorträge: Was wird nicht alles gesprochen und geschrieben über das Thema Unternehmensnachfolge. Warum aber wird so schleppend gehandelt? Klarheit, Struktur, Loslassen und Konsequenz sind die zentralen Themen.

Option eins: Jemand aus der Familie, aus dem Unternehmen oder von außen tritt die Nachfolge an.

Option zwei: Das Unternehmen wird extern verkauft.

Dabei muss zwischen der Anteilsübertragung und der Führung des Unternehmens unterschieden werden. So können in Option eins Anteilsübertragungen stattfinden oder nicht. In Option zwei stehen Personen, die sich selbstständig machen wollen – inklusive eines Buyouts durch Mitarbeiter –, strategische Investoren oder Finanzinvestoren zur Wahl. Letztere genießen übrigens oft zu Unrecht einen zweifelhaften Ruf, denn es gibt viele seriöse Finanzinvestoren für den Mittelstand.

Beginnen ist der erste Schritt

Ein wesentlicher Schritt bei der Unternehmensnachfolge ist es, zu beginnen. Dieser Beginn muss durch Klarheit gekennzeichnet sein: Was ist meine Lebensplanung? Zu welchem Zeitpunkt möchte ich aussteigen? Möchte ich Schritt für Schritt aussteigen oder präferiere ich einen harten Schnitt? Was sind die Exit- und Nachfolgeoptionen, welche Optionen favorisiere ich? Klarheit und Struktur sind ganz entscheidend. Jeder Gedanke gehört notiert, und zwar an gleicher Stelle. So wächst Schritt für Schritt die Klarheit und die Sympathie für das Loslassen, denn darum geht es.

Der externe Dritte

Empfehlenswert ist, sich einen externen Dritten des Vertrauens zu Rate zu ziehen. Dies muss jemand sein, der kein persönliches oder finanzielles Interesse an einer bestimmten Lösung hat. Er muss die richtigen Fragen stellen und darauf hinweisen, was regelhaft funktioniert und was nicht. Dabei geht es zunächst weder um rechtliche noch um steuerliche Fragen. Diese müssen hinter den persönlichen Fragen anstehen. Erst das „Was“, dann das „Wie“, so ist die Reihenfolge. Wenn es dann gelingt, konsequent, regelmäßig an dem Thema „Nachfolge“ zu arbeiten, ist ein wesentlicher Schritt getan.


Zur Person

Prof. Dr. Guido Quelle versteht sich als Experte für gesundes profitables Wachstum und hat bisher 16 Bücher sowie mehr als 400 Fachartikel veröffentlicht. Sein Unternehmen, die Mandat Managementberatung GmbH mit Hauptsitz in Dortmund und Büros in London und New York, hat bisher mit 250 Klientenunternehmen in über 500 Projekten zusammengearbeitet.

www.mandat.de

 

 

 

 

 

 

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