Unternehmen zahlen immer später

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Infolge von Inflation, Konjunkturabschwung und Kostendruck hat sich das Zahlungsverhalten in Deutschland verschlechtert. Lieferanten und Kreditgeber verzeichneten einen Anstieg des Zahlungsverzugs bei ihren Kunden. Im 1. Halbjahr 2023 lag die Verzugsdauer überfälliger Rechnungen nach einer aktuellen Untersuchung der Creditreform bei durchschnittlich 10,77 Tagen. „Die vergangenen Monate waren für viele Unternehmen eine Belastungsprobe. Das spüren auch Kreditgeber, Kunden und Geschäftspartner durch vermehrte Forderungsausfälle.“, kommentiert Patrik-Ludwig Hantzsch, Leiter der Creditreform Wirtschaftsforschung, die aktuellen Daten. „Die Rezession und die Zinswende nehmen die Unternehmen gleich von mehreren Seiten in die Zange. Die Geschäfte laufen schlechter, gleichzeitig erhöhen sich aber die Kosten.“ Für die Studie hat die Creditreform Wirtschaftsforschung nach eigenen Angaben gut vier Millionen Rechnungsbelege aus dem Creditreform Debitorenregister Deutschland (DRD) ausgewertet.

Forderungslaufzeit steigt

Die Forderungslaufzeit sei auf 40,70 Tage leicht gestiegen, liege aber weiterhin unter dem Vor-Corona-Niveau. Die Kennzahl „Forderungslaufzeit“ setzt sich aus dem vereinbarten Zahlungsziel zuzüglich des Zahlungsverzugs zusammen. Viele Kreditgeber blieben laut Creditreform zuletzt ihrer Strategie von kurzen Zahlungszielen treu, um Ausfallrisiken zu minimieren.  „Die verschlechterten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen zwingen die Lieferanten und Kreditgeber zu einer Neubewertung der Risiken. Vorrangig soll jetzt Liquidität gesichert werden“, sagt Hantzsch. Dennoch sei für das Jahr 2023 mit vermehrten Zahlungs- ausfällen und auch Folgeinsolvenzen zu rechnen. Die Konjunktur werde sich voraussichtlich erst im kommenden Jahr wieder erholen. „Bedingt durch Inflation und Preissteigerungen nahmen die Rechnungswerte zu. Auch säumige Schuldner erhöhten die Außenstände bei ihren Kreditgebern und Lieferanten“, so Hantzsch weiter. Da typischerweise gleich mehrere Rechnungen verspätet bezahlt wurden, stieg das Volumen offener Forderungen aus Lieferungen und Leistungen im 1. Halbjahr 2023 um knapp zehn Prozent auf ein Niveau von knapp 22.000 Euro pro Schuldner.

Zahlungsverzug von Kleinunternehmen steigt

80,8% aller säumigen Schuldner seien im ersten Halbjahr 2023 Kleinunternehmen mit höchstens 50 Mitarbeitende gewesen. Dabei ließen Kleinunternehmen das gesetzte Zahlungsziel um 13,35 Tage verstreichen, Großunternehmen nur um 9,37 Tage. „Der Zahlungsverzug von kleinen Unternehmen hat sich zuletzt deutlich erhöht, was zu Belastungen bei den Kreditgebern führt“, betont Janine Stappen, Leiterin des Debitoren-Registers Deutschland. Durch die hohen Zinsen sei Liquidität zuletzt sehr teuer geworden.

Autorenprofil

Als Redakteur der Unternehmeredition berichtet Alexander Görbing regelmäßig über Unternehmen und das Wirtschaftsgeschehen. Zu seinen Schwerpunkten gehören dabei Restrukturierungen, M&A-Prozesse, Finanzierungen sowie Tech-Startups.

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