“Uns muss nicht angst und bange werden”

Der Markt für die Autozulieferindustrie befindet sich im Umbruch. Alternative Antriebe gewinnen an Bedeutung. Wie Elring Klinger darauf reagiert und wie Veränderungen im Unternehmen finanziert werden sollen, erklärt Finanzvorstand Thomas Jessulat.

Wie entwickelt sich der Markt?

Im Jahr 2020 könnte der Zenit des Verbrennungsmotors mit rund 90 Mio. Einheiten überschritten werden. Wir gehen allerdings davon aus, dass es künftig eine regionale Diversifizierung geben wird. In Brasilien etwa wird der Schwenk in Richtung Elektromobilität länger dauern als in Europa.

In China sieht das allerdings ganz anders aus. 

China ist sicherlich ein Leitmarkt für Elektromobilität. In vielen anderen Ländern wird der Verbrennungsmotor allerdings noch sehr lange weiterlaufen. Deswegen sehen wir eine regionale und eine technologische Diversifikation.

Wie sieht Ihre Strategie im Reich der Mitte aus?

Über ein breiteres Produktspektrum versuchen wir dort, weiteres Wachstum zu generieren. Bei den neuen Antrieben wollen wir in der Batterietechnologie und der Brennstoffzelle entweder über Partnerschaften oder als Lieferant der größten Zulieferer im Markt Tritt fassen.

Das Wachstum und die Globalisierung müssen finanziert werden. Wie gehen Sie vor?

Primär haben wir bilaterale Linien mit Kernbanken. Wir versuchen uns direkt in den einzelnen Ländern zu finanzieren, um Währungsrisiken im Konzern zu eliminieren und die Währungseffekte auszugleichen. Allerdings haben wir mittlerweile eine Größe erreicht, bei der wir uns über alternative Finanzierungsmöglichkeiten Gedanken machen müssen.

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Leichtbau-Lösungen: Für ElringKlinger sind sie zukunftsweisend.

An welche denken Sie?

Grundsätzlich könnten wir uns Schuldscheindarlehen, Konsortialkredite, Wandelanleihen oder andere Maßnahmen vorstellen. Wir haben uns noch nicht festgelegt. Klar ist allerdings, dass wir für die Absicherung der langfristigen Finanzierung eine weitere Komponente hinzufügen müssen.

Dann könnte auch eine Kapitalerhöhung infrage kommen?

Die steht momentan auf unserer Prioritätenliste nicht oben. Unser Ziel ist es, die Eigenkapitalquote zwischen 40 und 50 Prozent, wie wir sie momentan haben, zu halten. Eine deutlich höhere Quote würde wenig Sinn machen.

In Deutschland gibt es einige große Automobilzulieferer, die nicht börsennotiert sind. Warum ist ein IPO für diese nicht interessant?

Die Anforderungen an die Transparenz spielen sicherlich eine große Rolle. Gerade in einer Zeit, in der es große Veränderungen in der Branche gibt, sind Informationen über das Unternehmen zeitnah und umfassend zu liefern. Der öffentliche Diskurs mit den Marktteilnehmern bringt uns dazu, uns ständig zu hinterfragen – etwa ob das Geschäftsmodell noch passt oder Investitionen richtig angesetzt sind.

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