Uni-Absolvent saniert Familienunternehmen

Junger Russe rettet schwäbischen Traditionsbetrieb: Der Fall Starmix zeigt, dass auch Ungewöhnliches funktionieren kann. Die Unternehmensziele werden nun höher gesteckt.

„Ich hatte die Rolle eines Moderators“

Interview mit Roman Gorovoy, Geschäftsführer der Electrostar GmbH

©Philine von Sell, Circle of Values

Unternehmeredition: Sie waren erst 24 Jahre alt, als sie den Chefposten übernahmen. Welchen Tipp würden Sie Menschen in Ihrer Situation geben?

Gorovoy: Niemals mit voreingenommener Meinung in ein Gespräch gehen. Ich habe BWL studiert, aber Theorie ist das eine, Praxis das andere. Als ich hier anfing, habe ich erst ein-mal sechs Monate lang alle Abteilungen besucht, um Ideen zu sammeln. Jeder Mitarbeiter hat Ideen, was man im Unternehmen verbessern könnte, darum findet man auch fast alle Antworten bei den Mitarbeitern. Man muss ihnen zuhören, immer wieder fragen: Was würdest du denn machen? Mein Einfluss auf die Ergebnisse dieser ersten Ideenfindung war am Ende sehr gering. Ich hatte eher die Rolle eines Moderators. Wir haben das gemeinsam geschafft. Natürlich sagt sich so etwas hinterher leicht, auch ich habe damals Fehler gemacht.

Das klingt selbstkritisch. Lassen sich Mitarbeiter von einem 24-jährigen Jungspund über-haupt etwas sagen?

Natürlich herrscht bei uns keine Demokratie, am Ende entscheiden wir Führungskräfte. Aber stellen Sie sich vor: Sie sind seit drei Wochen im Unternehmen und erklären dann einem Mitarbeiter mit 30 Jahren Berufserfahrung, was er alles falsch macht. Da fühlt er sich doch gekränkt, das ist eine ganz menschliche Reaktion. Die Folge ist, dass er nur noch Dienst nach Vorschrift leistet. Es gibt bessere Wege, Kritik konstruktiv in die Unterneh-menskultur einzubringen. Man muss auf die Menschen zugehen, Verständnis für ihre aktuelle Arbeitsweise zeigen und gleichzeitig sie aus der Reserve locken. Das unterscheidet auch Top-Manager von mittelmäßigen Managern. Leider haben viele Manager hier Nachholbedarf.

Sie haben die Marke Starmix komplett umgekrempelt. Welche Herausforderungen warten noch auf Sie?

Meine größte Sorge ist: Wie kriege ich das alles gestemmt? Den Umzug an einen neuen Standort, die Entwicklung neuer Produkte, die Projekte zur Digitalisierung der Firma. Wir müssen den Online-Vertrieb ausbauen, dürfen aber gleichzeitig nicht unsere stationären Fachhändler aus den Augen verlieren. Die Welt wird immer schnelllebiger. Wenn wir nicht aufpassen, überholt uns der Markt. Außerdem hatten wir nun sechs Jahre in Folge ein Wirtschaftswachstum. Mein Bauchgefühl sagt mir, dass diese lange Phase ab 2019 vorbei sein könnte.


Kurzprofil ELECTROSTAR GmbH

Gründungsjahr 1921
Branche Sanitär, Handwerk, Industrie
Unternehmenssitz Reichenbach an der Fils
Umsatz 2017
34 Mio. Euro
Mitarbeiterzahl ca. 140

www.starmix.de

Autorenprofil

Maximilian Gerl ist Absolvent der Deutschen Journalistenschule und schreibt als Autor für die Unternehmeredition.

www.maximilian-gerl.de

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