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Sichere Bank für den Vermögensaufbau – Teil 2

Über viele Jahre hinweg legten deutsche Mittelständler fast jeden Cent ihrer Erträge im eigenen Unternehmen an. Das ist vorbei. In Zeiten dauerhafter Niedrigzinsen, politischer Risiken und wirtschaftlicher Herausforderungen hat sich das Investitionsverhalten verändert. Wie das Unternehmervermögen heute angelegt wird.

Wirkungsvoll investieren

Als Impact Investing wird eine in Deutschland noch recht neue Anlagestrategie bezeichnet, die immer mehr Zuspruch findet. Darüber, wie viele Mittelständler auf Portfolios mit einer Impact-Investing-Strategie setzen, gibt die Studie der FHM Bielefeld keine Auskunft. Untersuchungen, die zwischen Kapitalanlagen von Privatanlegern und Unternehmern in Impact-Investing-Vehikeln unterscheiden würden, lassen sich bislang nicht finden. Zu neu ist diese Form der Geldanlage. Fakt ist aber: Wirkungsorientiertes Investieren – so die eher plumpe deutsche Übersetzung des englischen Begriffs – findet auch hierzulande immer mehr Anhänger.

Beim Impact Investing lassen Fonds das Geld ihrer Anleger gezielt in Unternehmen fließen, die es sich zum Ziel gesetzt haben, gegen gesellschaftliche und wirtschaftliche Ungerechtigkeiten zu kämpfen oder Umweltprobleme zu lösen. Die Förderung besserer Arbeitsbedingungen in den Entwicklungsländern kann ebenso dazugehören wie die Schaffung bezahlbaren Wohnraums in europäischen Ballungszentren. Geprägt wurde der Begriff im Jahr 2007 in den USA von der Rockefeller-Stiftung. Während Impact Investing in Nordamerika boomt, ist das ethische Investieren in Deutschland erst im Kommen. Aber: Einer Studie der Bertelsmann-Stiftung zufolge hat sich das Volumen von Geldanlagen in Impact Investing hierzulande zwischen 2012 und Ende 2015 auf etwa 70 Mio. Euro immerhin verdreifacht (Artikel S. 42).

Quelle: Fachhochschule des Mittelstands

Während Anlagen in bestimmte Fondstypen zunehmen, sieht es mit Direktinvestments in Aktien eher mau aus. „Ich erkenne eigentlich nicht, dass Unternehmer hier deutlich stärker investieren als vor der Finanzkrise“, sagt der VuV-Vorsitzende Andreas Grünewald. Zwar seien Firmenlenker Aktien stärker zugetan als Privatanleger. Wer an der Spitze eines Unternehmens steht, hat für wirtschaftliche Entwicklungen ein anderes Gefühl und verfügt über ein größeres ökonomisches Verständnis. „Wenn Mittelständler Überschüsse in Aktien investieren, dann bleiben sie allerdings meist in der eigenen Branche, in der sie sich auskennen“, erklärt Grünewald. Das gilt zumindest für kleinere Unternehmen, wie sie die FHM Bielefeld und die Commerzbank untersucht haben.

Höhere Risikobereitschaft bei den Großen

Bei größeren Familienunternehmen mit Umsätzen, die 250 Mio. Euro deutlich überschreiten, und mindestens dreistelligen Mitarbeiterzahlen sieht die Sache schon anders aus. „Hier sind die Firmenlenker viel eher bereit, auch in riskantere Anlageklassen wie Aktien internationaler Konzerne oder in Private Equity anzulegen“, erklärt Forscher Wittberg. In der Tat zeigt eine aktuelle Studie mit dem Titel „Private Equity in Familienunternehmen“, dass das Interesse daran, sich über privates Eigenkapital etwa an Start-ups zu beteiligen, zugenommen hat.

Über viele Jahre hinweg legten deutsche Mittelständler fast jeden Cent ihrer Erträge im eigenen Unternehmen an. Das ist vorbei. In Zeiten dauerhafter Niedrigzinsen, politischer Risiken und wirtschaftlicher Herausforderungen hat sich das Investitionsverhalten verändert. Wie das Unternehmervermögen heute angelegt wird.

Quelle: Fachhochschule des Mittelstands

Für die Untersuchung befragte die Beratungsgesellschaft PwC im Juli 2017 über 300 Entscheider der ersten Führungsebene aus Familienunternehmen mit 100 bis 10.000 Mitarbeitern und jährlichen Umsätzen zwischen 100 und 500 Mio. Euro. Ein Ergebnis: 67 Prozent der Unternehmer waren der Überzeugung, sie könnten über Private-Equity-Finanzierungen vor allem ertragreichen neuen Firmen zu Wettbewerbsvorteilen verhelfen. Ein weiteres Resultat: Start-ups sind auch als Direktinvestments für Familienunternehmen durchaus interessant. Mehr als jedes vierte der befragten Unternehmen gab an, im vergangenen Jahr eine junge Firma übernommen oder sich daran beteiligt zu haben. Insgesamt 61 Prozent hatten eine Transaktion abgeschlossen.

Vermögensmanagement durch Dienstleister

Wer erzielte Erträge, eventuell auch Teile des Privatvermögens sehr breit diversifiziert anlegen möchte, verzichtet zunehmend darauf, selbst verschiedene Assets auszuwählen, sondern wendet sich an professionelle Vermögensverwaltungen. „Ich würde nicht sagen, dass Familienunternehmen Vermögensverwaltern in letzter Zeit geradezu die Türen einrennen“, sagt VuV-Vorsitzender Grünewald. Ein Zulauf sei aber schon zu verzeichnen. „Ich denke, Unternehmer suchen vor allem aufgrund der niedrigen Zinsen immer öfter Unterstützung bei der Kapitalanlage“, vermutet der Experte. Zudem habe das Vertrauen in Banken während der Finanzkrise nachhaltig gelitten, sodass die unabhängige Vermögensverwaltung Zuspruch erfahre.

Schließlich kommt auch die Regulierung des europäischen Finanzmarktes hinzu, die mit den EU-Richtlinien Mifid und Mifid II immer transparenter gemacht hat, welche hohen Provisionen für die Vermittlung einzelner Anlageprodukte wie Fonds anfallen. Vermögensverwalter lassen sich anders als Bankberater und freie Vermittler ihre Dienstleistungen über Honorare oder Service-Fees vergüten. Produktbezogene Provisionen dürfen sie nach dem Inkrafttreten der zweiten EU-Finanzmarktrichtlinie Mifid II ohnehin nicht mehr kassieren.

Über viele Jahre hinweg legten deutsche Mittelständler fast jeden Cent ihrer Erträge im eigenen Unternehmen an. Das ist vorbei. In Zeiten dauerhafter Niedrigzinsen, politischer Risiken und wirtschaftlicher Herausforderungen hat sich das Investitionsverhalten verändert. Wie das Unternehmervermögen heute angelegt wird.

Natürlich hat das Management eines großen Vermögens seinen Preis. „Unternehmer, die über ökonomische Kenntnisse verfügen, wissen aber von Haus aus, dass eine vernünftige Dienstleistung Geld kostet“, ist Grünewald überzeugt. Und sie schätzen Kostentransparenz. Wer möglichst sicher sein will, letztendlich den richtigen Partner für die Verwaltung seines Vermögens zu finden, sollte über eine Ausschreibung suchen. Auf diese Weise lassen sich mehrere Angebote einholen, prüfen und sondieren. Mit einer kleinen Zahl geeigneter Unternehmen können dann Einzelgespräche geführt und mit dem Favoriten schließlich individuelle Verträge ausgehandelt werden.

Königsklasse der Vermögensverwaltung

Doch zuweilen ist es mit der reinen Verwaltung eines großen Vermögens nicht getan. Gehen die Wünsche sehr wohlhabender Unternehmerfamilien weit darüber hinaus, dann kommen die Family Offices ins Spiel. Sie sind das Mittel der Wahl, wenn etwa geeignete Immobilien an einem entlegenen Winkel der Erde aufgetan, in ausgewählte Kunstobjekte oder seltene Rohstoffe investiert werden soll (Artikel S. 38). Diese oft auch als Königsklasse der Vermögensverwaltung bezeichnete Branche galt lange als geheimnisumwittert und nur den ganz großen Unternehmerdynastien, in Deutschland etwa den Quandts, zugänglich. Kaum erstaunlich, immerhin gründen schwerreiche Familien bis heute meist ihr eigenes Family Office.

Quelle: Fachhochschule des Mittelstands

„Etwas nüchterner betrachtet sind Family Offices aber gar nicht so geheimnisvoll“, sagt Unternehmensberater Heck. Ihre Aufgaben sind allerdings sehr breit gefächert. So kann ein solches Office etwa den strukturierten Übergang eines großen Familienunternehmens mit einem stark zersplitterten Gesellschafterkreis auf die nächste Generation federführend begleiten. Daran sind zahlreiche Experten aus den unterschiedlichsten Bereichen wie Juristen, Unternehmensberater, Steuerfachleute, Vermögensverwalter oder auch Mediatoren beteiligt. In der Regel werden in solchen Fällen in der Tat eigene Offices, sogenannte Single Family Offices, aus der Taufe gehoben. Einer Untersuchung der Universität Witten/Herdecke aus dem Jahr 2014 zufolge – jüngere Zahlen liegen nicht vor – sind in Deutschland etwa 400 bis 600 Family Offices am Markt, die nur eine einzige Familie betreuen. Für die Gründung eines Single Family Offices sollte sich das zu managende Gesamtvermögen allerdings schon auf wenigstens 150 Mio. Euro belaufen.

Über viele Jahre hinweg legten deutsche Mittelständler fast jeden Cent ihrer Erträge im eigenen Unternehmen an. Das ist vorbei. In Zeiten dauerhafter Niedrigzinsen, politischer Risiken und wirtschaftlicher Herausforderungen hat sich das Investitionsverhalten verändert. Wie das Unternehmervermögen heute angelegt wird.

Multi Family Offices für kleinere Vermögen

Seit einigen Jahren wächst die Zahl privater Multi Family Offices, die nicht eine einzige Familie, sondern mehrere betreuen. Zudem erkennen auch Banken und Vermögensverwalter die Chance, sich sehr vermögende Familienunternehmen mit einem Gesamtpaket an Dienstleistungen als Klientel zu erschließen. „Die Angebote von Multi Family Offices sind zwar nicht exklusiv, aber immer noch sehr individuell zugeschnitten“, sagt Heck.

Im Frühjahr 2008 spielten Multi Family Offices noch keine große Rolle in der Geldanlage mittelständischer Unternehmen. Investiert wurde meist in die eigene Firma, geparkt wurde Geld in festverzinslichen Papieren. Diese Zeiten sind vorbei.

„Ein jeder Wechsel schreckt den Glücklichen“, schrieb einst Friedrich Schiller. Doch er wusste auch: „Wo kein Gewinn zu hoffen, droht Verlust.“


 So finden Sie das passende Family Office

 Nicht für jede Unternehmerfamilie kommt die Gründung eines eigenen Family Office infrage. Bei der Auswahl eines passenden Partners für die Verwaltung eines großen Vermögens können die folgenden Schritte helfen.

Erwartungen definieren

Zunächst sollte die Unternehmerfamilie gemeinsam festlegen, welche Erwartungen die einzelnen Mitglieder an die Arbeit eines Family Offices stellen. Dafür ist es gut, einen Kriterienkatalog zu erarbeiten. Darin können Ziele, Wünsche und Aufgaben definiert werden, die der Partner in der Vermögensverwaltung und in anderen Bereichen übernehmen soll.

 Auf Unabhängigkeit setzen

Prüfen Sie, wie ein Family Office aufgebaut ist und ob es tatsächlich unabhängig von Banken und anderen Produktanbietern arbeitet. Andernfalls wird vielleicht erst im Nachhinein klar, dass versteckte Provisionen anfallen.

 Anlageklassen festlegen
Definieren Sie grob, in welche Assetklassen das Family Office investieren soll und worauf verzichtet werden kann. Die Feinheiten sollten später mit dem gewählten Partner besprochen werden.

 Wettbewerb ausschreiben
Um den richtigen Partner zu finden, kann es nützlich sein, einen Wettbewerb auszuschreiben. Dafür können sich Unternehmerfamilien auch von einem Berater begleiten lassen.

 Erfolgsbilanz prüfen

Lassen Sie sich nachweisen, welche durchschnittlichen Renditen die Family Offices, die in der engeren Wahl sind, mit verschiedenen Anlageklassen erzielen. Prüfen Sie aber auch die Kompetenz von Anwälten, Unternehmens- und Steuerberatern und weiterer Experten, die künftig mit allen Angelegenheiten der Familie betraut sein werden.

 

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