Volle Kraft des bunten Elephanten

Wenn es um einen sperrigen Unternehmensnamen geht, dann macht den „Deutsche Amphibolin-Werke von Robert Murjahn Stiftung & Co KG“ (DAW) so schnell niemand etwas vor. Die Produkte und das Logo, ein bunt gestreifter Elefant, dagegen sind weithin bekannt: Farben, Lacke und Dämmmaterialien, die in der Hauptsache unter den Markennamen Caparol und Alpina vertrieben werden. 2011 hat das Unternehmen, das insbesondere in Osteuropa starke Marktstellung besitzt, erstmals mehr als 1 Mrd. EUR umgesetzt.

Farben, Lacke und Dämmstoffe für Profis und Heimwerker
Die DAW-Firmengruppe entwickelt, produziert und vertreibt Farben, Lacke, Lasuren, bauchemische Beschichtungen sowie Materialien für die Fassaden- und Dämmtechnik und sieht sich als Marktführer für Baufarben in Deutschland, Österreich sowie der Türkei. Mit Überschreiten der Umsatzmarke von 1 Mrd. EUR 2011 zählt DAW zu den Top 3 der Branche in Europa. „Das erfolgreiche Wachstum unseres konzernunabhängigen Familienunternehmens beruht vor allem auf zwei Erfolgsfaktoren: seiner Innovationskraft und seiner Kundennähe. Seit Bestehen haben wir die Branche immer wieder durch innovative, umweltfreundliche und gesundheitlich unbedenkliche Qualitätsfarben bereichert“, betonen Geschäftsführer Dr. Ralf und Vorstand Dr. Klaus Murjahn auf der Website.

Start als Bergbauunternehmen zum Abbau von Mangan
Der Beginn der Unternehmung lag 1885 im Bergbau: Ernst Murjahn und sein Sohn Eduard, Eigentümer des hanseatischen Handelshauses „Ernst Murjahn & Sohn“, erwerben im Odenwald Schürfrechte für Mangan. Doch nicht das Übergangsmetall, schon damals als Legierungszusatz in der Stahlherstellung verwendet, findet sich in großen Mengen, sondern Hornblende, ein Mineral aus der Gruppe der Amphibole.

Nachdem Eduard Murjahn ein Verfahren entwickelt, das Amphibol aufzuarbeiten, gründet er 1889 die „Deutschen Amphibolin-Werke von Eduard Murjahn“ und beginnt danach mit der Herstellung von Farb- und Verputzpulver sowie Rostschutzfarben. Ursprünglich gegründet, um im Odenwald Amphibol (Hornblende/Grünschiefer) bergmännisch zu gewinnen, entwickelte sich das Eine bekannte Marke des DAW-Konzerns: Alpinaweiß. Bild: Deutsche Amphibolin-Werke von Robert Murjahn Stiftung & Co KGUnternehmen opportunitätsgetrieben zu einem Hersteller von Anstrichmitteln für den Baubereich, wobei diese zunächst pulverförmigen Produkte aus mineralischen Pigmenten, Füllstoffen und den Bindemitteln Kalk/Casein („Murjahns Anstrichpulver“), danach auch Leim bzw. Wasserglas bestehen. Später rückt dann vor allem durch das Lebenswerk von Dr. Robert Murjahn die Technologie synthetischer Dispersionsbindemittel in den Mittelpunkt der Produktforschung.

DAW setzt Maßstäbe im Malerhandwerk
Auf diesem Gebiet übernahm das Unternehmen die Rolle eines Spezialisten und Vorreiters und sieht sich in dieser Rolle nach wie vor. Vor allem das wässrige Universal-Farbenbindemittel Caparol (Casein, Paraffin, Oleum) – später mit Kunststoffdispersion als Basisrohstoff anstelle von Öl rezeptiert – trat einen Siegeszug durch die deutschen Malerwerkstätten an. Aufgrund von Umweltvorschriften steht die DAW stetig vor neuen technischen Herausforderungen, etwa dem Verbot von Kobalt-Verbindungen. Generell, so die DAW, gehe der Trend bei Lacken immer mehr in Richtung wässriger Systeme. Für Osteuropa wurden neue Wasserlacke entwickelt, die auf das Preis-Leistungs-Verhältnis dieser speziellen Märkte abgestimmt sind. Ein zentrales Thema für die DAW ist die Sicherung der Rohstoffverfügbarkeit. Hier hat das Unternehmen in der Vergangenheit neue Quellen in Osteuropa und China erschlossen.

Internationaler Player
Der DAW-Konzern ist in den vergangenen Jahren stark gewachsen und in Europa und Asien mit mehr als 4.100 Mitarbeitern in 43 Vertriebsgesellschaften und an 21 Produktionsstandorten tätig. Größte Einzelgesellschaft ist die Deutsche Amphibolin-Werke von Robert Murjahn Stiftung & Co KG mit Sitz in Ober-Ramstadt, die selbst Muttergesellschaft des DAW-Konzerns ist. Die DAW KG wiederum generiert 53% des konsolidierten Umsatzes des DAW-Konzerns, ist dem Geschäftsbericht zu entnehmen. Der überwiegende Umsatzanteil des Konzerns wird nach wie vor in Deutschland generiert, der Auslandsanteil wächst aber kontinuierlich und erreichte 2011 bereits 32%.

Die DAW ist sowohl im professionellen Marktsegment vertreten als auch über den Einzelhandel im Do it yourself (DiY)-Markt. Während bei Geschäftskunden die Marken Caparol und alsecco gut eingeführt sind, ist im Bereich DiY die Marke Alpina dominierend, die als eine der Top 10 wachstumsstärksten Marken Deutschlands prämiert wurde.


Fazit:
Die DAW ist nicht nur börsenreif, sondern würde sehr wahrscheinlich hohe Investorenakzeptanz finden. Gerade die Bereiche der Gebäudesanierung (Werterhalt) sowie Dämmsysteme (Energieeinsparung) stoßen aktuell auf großes Interesse, wie etwa der Kursverlauf der Sto AG zeigt, deren Notierung sich seit 2009 verdreifacht hat. Schon die Rechtsform einer Stiftung legt natürlich nahe, dass ein IPO nicht ansteht. Aber selbst die Frage, ob zum Beispiel über die Begebung einer Anleihe nachgedacht wird, blieb unbeantwortet.

Stefan Preuß

Diesen Artikel finden Sie auch in Ausgabe 8/2013 des GoingPublic Magazins, einer Schwesterpublikation der Unternehmeredition, oder auf www.goingpublic.de.

Autorenprofil

Stefan Preuß ist Autor.

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