„Regionalität ist ein großer Pluspunkt“

Fast wäre es schiefgegangen für Dinkelacker-Schwabenbräu: Die Hand mehrerer Konzerne hat das Konzept der größten Brauerei Baden-Württembergs verwässert. 2007 entschied sich die Familie zum Rückkauf. Geschäftsführer Bernhard Schwarz und Brauerei-Spross Christian Dinkelacker erzählen von der bewegten Zeit.

Im Kommen sind auch unkonventionelle, hausgemachte Biersorten, sogenanntes Craft Beer. Gerade in Großstädten machen an vielen Ecken kleine Hausbrauereien auf. Ist das auch eine Herausforderung für Sie?

Schwarz: Wir sind ja selbst fast eine Craft-Beer-Brauerei. Bei der Marke Dinkelacker integrieren wir vollständig regionale Rohstoffe, etwa Malz von der

Brauereiführung bei Dinkelacker (© Dinkelacker-Schwabenbräu GmbH & Co. KG)
Führung bei Dinkelacker: Die Schwaben sind die größte Bierbauerei in Baden-Württemberg. (© Dinkelacker-Schwabenbräu GmbH & Co. KG)

Schwäbischen Alb oder Hopfen aus Tettnang. Bei der Marke Wulle haben wir ein sehr junges Thema positioniert: Wir haben sie wiederbelebt und so an den Markt gebracht, wie sie vor 37 Jahren eingestellt wurde. Also ohne klassische Werbeaufwendungen, bekannt gemacht wurde sie nur durch einen roten VW-Bus mit Wulle-Aufschrift, der durch das baden-württembergische Nachtleben zog. Das ist zurzeit unsere erfolgreichste Marke. So hat jedes Markensegment einen eigenen Craft-Beer-Charakter – es sind alles Spezialitäten.

Hatten Sie diese Flexibilität unter Inbev nicht?

Schwarz: Inbev hatte damals im Grunde nur ein Ziel: Ihre größten deutschen Marken Franziskaner und Becks weiter zu internationalisieren. Alle anderen Marken waren dem untergeordnet. Für Dinkelacker oder Sanwald gab es überhaupt keine Marketingausgaben. Wären wir länger Teil der Gruppe gewesen, wären die beiden Marken total in Vergessenheit geraten. Nach dem Rückkauf hatten wir die Chance, sie wieder relativ schnell zu emotionalisieren, weil dann auch die Familie Dinkelacker mit ihrem Namen dahinter stand.

War diese Entwicklung für Sie vor dem Kauf nicht absehbar?

Schwarz: Nein. Zum Zeitpunkt des Kaufs waren wir Teil der Münchner Spatenbräu, die 2003 von der belgischen Interbrew-Gruppe geschluckt wurde. Allen Brauereien im Konzern wurden viele Freiheiten gelassen und ihre Regionalität unterstützt. Nach einem Jahr fusionierte Interbrew mit der brasilianischen AmBev-Gruppe. Von da an war der Fokus nur auf die großen Marken gerichtet. (Christian Dinkelacker kommt hinzu.)

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