Noch kein Grund zur Beunruhigung

Nach einem Rekordjahr ist das Transaktionsvolumen im Private-Equity-Markt in Deutschland im ersten Halbjahr 2016 deutlich zurückgegangen. Die Branche sieht es noch gelassen. Der Brexit bereitet bislang wenig Sorgen.


„Private-Equity-Investoren können die aktuelle Preisspirale nicht immer mitgehen, wenn sie ihre Renditeziele nicht aus den Augen verlieren wollen“

Wolfgang Taudte, Partner Ernst & Young


Immer öfter kommen diese Corporates dieser Tage aus China. Jüngere Beispiele sind die Übernahme des Augsburger Roboterspezialisten Kuka durch den chinesischen Hausgerätehersteller Midea oder die Rettung des Traditionsunternehmens Metz durch den chinesischen Elektronikkonzern Skyworth. Vor allem getrieben durch die milliardenschwere Kuka-Übernahme stieg das Volumen der Investitionen chinesischer Unternehmen im ersten Halbjahr nach EY-Berechnungen auf 10,8 Mrd. US-Dollar. Zum Vergleich: Im gesamten Jahr 2015 beliefen sich die Investitionen auf 526 Mio. US-Dollar. Mit insgesamt 37 getätigten Akquisitionen in der ersten Hälfte 2016 bleibt Deutschland das bevorzugte Investitionsziel chinesischer Unternehmen. Sie versprechen sich von ihren Zukäufen einen breiteren Marktzugang zur kräftigsten Volkswirtschaft in Europa. Dafür sind sie offenbar bereit, Preise zu zahlen, die anderen Investoren als astronomisch gelten. Das Angebot für Kuka sah beispielsweise einen Aufschlag von 35 Prozent auf den Aktienkurs vor.

„Private-Equity-Investoren können die aktuelle Preisspirale nicht immer mitgehen, wenn sie ihre Renditeziele nicht aus den Augen verlieren wollen“, sagt EY-Partner Wolfgang Taudte. Deshalb hätten sie naturgemäß keinen so langen Atem. Die hohen Preise kommen in Deutschland aber nicht nur dadurch zustande, dass die Chinesen sich ihren jeweiligen Markteintritt ohne langes Zögern viel kosten lassen. Ein weiterer Grund ist der schon lange anhaltende große Mangel an geeigneten Unternehmen, die zum Verkauf stehen. Die Nachfrage nach Übernahmen übersteigt demnach das Angebot. Beim Verkaufspreis haben also die Verkäufer das Sagen.

Einschränkend ist bei der Betrachtung des chinesischen Engagements in Deutschland zu berücksichtigen, dass nicht immer eine Konkurrenzsituation zwischen einem industriellen und einem Finanzinvestor vorliegt. Nicht bei jeder chinesischen Übernahme muss daher notwendigerweise ein Private-Equity-Unternehmen den Kürzeren gezogen haben.

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