Plan für Industrie 4.0

Es gibt mehrere Gründe, warum deutsche Unternehmen bei der Digitalisierung nur schleppend vorankommen. Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag hat einige wichtige aufgelistet.

So viel vorab: laut dem Deutschen Industrie- und Handelskammertag (DIHK) ist Deutschland der „Fertigungsmeister“ der Welt. Fast nirgendwo sonst auf der Welt sind industrielle Fertigungsprozesse so ausgeklügelt wie hier – sei es bei der Steuerungselektronik, der Produktionssoftware oder der Fertigungstechnologie. Doch was sich sonst als Deutschlands Stärke erweist, könnte sich bald zum Nachteil auswachsen. Denn bei Industrie 4.0 geht es nicht mehr allein um die Fertigungstechnik. Nun werden auch einzelne Produktionsbereiche eines Unternehmens miteinander vernetzt. Und die produzierenden Unternehmen selbst sind auch vernetzt, mit Unternehmen, die vor oder nach ihnen auf der Wertschöpfungskette stehen. „Plattformisierung“ nennt der DIHK diesen Paradigmenwechsel. Und dabei – wie vielerorts zu hören ist – sind deutsche Betriebe noch nicht ganz vorne mit dabei.

Unternehmen wären bereit für Industrie 4.0

Viele Unternehmen würden diesen Schritt zwar gerne gehen. Doch was ihnen häufig fehlt, ist die notwendige Infrastruktur. In einer Umfrage unter IHK-Betrieben gab rund ein Drittel an, dass ihnen für die Umstellung auf digitale Prozesse und Industrie 4.0 der Breitbandanschluss fehlt. Doch nicht nur die physischen Netze müssen ausgebaut werden. Auch Funkverbindungen müssen für Industrie 4.0 leistungsfähig und belastbar sein. Auch beim Thema Datensicherheit sieht der DIHK die Politik in der Pflicht. Denn deutsche Unternehmen hätten sehr wohl das Zeug dazu, sichere Produktionslösungen á la 4.0 anzubieten. Doch dafür brauche es ein solides europäisches Regelwerk.

Was Unternehmen selbst tun können ist, die Mitarbeiter zu schulen. Denn die Digitalisierung und der verstärkte Einsatz von IT-Technologien erfordern ganz neue Kompetenzen. Unterstützung können die örtlichen IHKs bieten. In Veranstaltungen und Workshops informieren sie über die Veränderungen. Außerdem gibt es Weiterbildungsprogramme für angestammtes Personal, etwa zu Cyber-Kriminalität und Datenschutz. Mit dem Ausbildungsberuf „Produktionstechnologe“ will der DIHK die spezifischen Skills bündeln. Doch auch die älteren, „konventionellen“ IT-Ausbildungen würden ständig erneuert und an die neuen Herausforderungen angepasst.

Und noch etwas ist dem DIHK wichtig: Damit Deutschland beim Thema Digitalisierung und Industrie 4.0 nicht abgehängt wird, muss die Finanzierung von jungen Unternehmen besser werden. Denn meist sind es Start-ups, die entscheidende technologische Neuerungen hervorbringen. Eine Investition in diese lohnt sich aber oft nicht. Erstens können Verlustvorträge nicht geltend gemacht werden. Zweitens sind die steuerlichen Voraussetzungen für Wagniskapitalfonds weiterhin intransparent. Änderungen wurden zwar 2013 im Koalitionsvertrag festgeschrieben. Diese müssten nun aber auch umgesetzt werden. www.dihk.de

Das DIHK-Papier gibt es hier zum Download.

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