Die Ergebnisse einer neuen Studie von Alvarez & Marsal (A&M) signalisieren, dass PE-Fonds stärker als bisher alle verfügbaren Hebel der Wertsteigerung verfolgen und ihre Optimierungsinitiativen beschleunigen. Die qualitative Studie des weltweit tätigen Beratungsunternehmen untersucht, wie Private-Equity-Fonds bei Investitionsentscheidungen auf die veränderte Marktrealität des Jahres 2023 reagieren. Gemeinsam mit Statista wurden dafür europaweit 190 Entscheider auf C-Level-Ebene befragt.
Die Ergebnisse der Studie von A&M und Statista signalisieren, dass PE-Fonds stark darauf drängen, transformative Wertsteigerungsprogramme so früh wie möglich durchzuführen, auch bei komplexen Transaktionen wie Carve-outs. Im Zuge dieser Beschleunigung ihrer Optimierungsinitiativen verfolgen sie stärker als zuvor sämtliche verfügbaren Hebel der Wertsteigerung. Dazu gehören die Ausschöpfung von Möglichkeiten im Cash- und Liquiditätsmanagement, die Priorisierung digitaler Infrastrukturen, die verstärkte Konzentration auf Kostensenkungsprogramme sowie die Einführung neuer Produkte.
„Viele Fonds müssen ihre Investitionsstrategien überdenken, um weiterhin überdurchschnittliche Renditen erzielen zu können“, sagt Steffen Kroner, Managing Director Private Equity Performance Improvement bei Alvarez & Marsal. „Gestiegene Finanzierungskosten, höhere Zinssätze, unterbrochene Lieferketten und ein langsameres Wirtschaftswachstum sind mittlerweile zur Normalität geworden. Investoren müssen deshalb Wertsteigerungskonzepte, die in wirtschaftlich besseren Zeiten erstellt worden sind, an die neue Realität anpassen.“
74% der Investoren suchen dabei laut Studie gezielt nach neuen Möglichkeiten der Wertschöpfung, anstatt bestehende Pläne lediglich zu erweitern, was 41% der Manager in Portfoliofirmen als ihre Reaktion auf die neue Marktrealität nennen. Die PE-Fonds suchen nach kreativen Lösungen, die über traditionelle Wertschöpfungswege hinausgehen. Immer höherer Fokus der Investoren liegt weiterhin auf einer konsequenten und zielstrebigen Working Capital Optimierung sowie dem Liquiditätsmanagement.
Carve-Outs sind weiter Haupttreiber des M&A-Markts
Carve-Outs bleiben auch 2023 ein Haupttreiber des M&A-Marktes. Für Investoren ergeben sich daher zahlreiche Chancen zur Wertsteigerung. Eine immer wichtigere Rolle spielt dabei die frühzeitige Ausarbeitung entsprechender Maßnahmen. Laut Studie nutzen 73% der Investoren die Sign-to-Close-Phase, um diese vorzubereiten und zu beschleunigen. Dagegen wollen 52% der Unternehmenslenker diese Phase vor allem für die Minimierung von Risiken nutzen.
„Wir beobachten, dass sich die Prioritäten von PE-Firmen verschiebt – von der reinen Separierung von Unternehmen hin zu einem Fokus auf Wertgenerierung nach Abschluss der Kaufverträge“, erläutert Steffen Kroner. „74% der PE-Führungskräfte möchten kurzfristig nach Kauf mit Wertsteigerungsprogrammen beginnen und zeigen damit ein hohes Maß an Dringlichkeit. Manager in Portfoliounternehmen hingegen bevorzugen im ersten Jahr eine Phase der Stabilisierung. Hier müssen beide Parteien gemeinsame Lösungen ausarbeiten.“
Optimierung digitaler Infrastrukturen als zentrales Werkzeug der Wertsteigerung
Entscheidend für erfolgreiche Transformationsprojekte ist laut 84% aller Befragten die digitale Infrastruktur von Unternehmen. Bei den PE-Investoren vertreten sogar 94% diese Meinung. Insbesondere die Automatisierung von Back-Office-Funktionen ist ein Schwerpunkt, den 43% als wichtigen Treiber sehen. Dies deutet auf einen Wandel der Herangehensweise bei PE-Fonds hin, die aufwändige IT- und Digitalinvestitionen in der Vergangenheit eher scheuten.
Da Investoren die digitale Infrastruktur als einen Schlüsselfaktor der Wertgenerierung erkannt haben, konzentrieren sie sich vermehrt auf eine gründliche Analyse der digitalen Geschäftsmodelle von Portfoliounternehmen. Unter anderem durch eine verbesserte Online-Präsenz, die Ausweitung von E-Commerce-Plattformen sowie die Optimierung von Go-to-Market-Strategien sowie anderer Bereiche sollen durch einen vermehrten Einsatz von Technologie zusätzliche Einnahmen erzielt werden.
Alvarez & Marsal (A&M) ist seit seiner Gründung 1983 in Privatbesitz und ein weltweit führendes Beratungsunternehmen, das sich auf Business Consulting, Verbesserung der Unternehmensleistung, Due Diligence und Turnaround-Management konzentriert. Mit über 7.000 Mitarbeitern auf fünf Kontinenten berät A&M Unternehmen, Verwaltungsräte, Gläubiger, Private-Equity-Firmen, Anwaltskanzleien und Regierungsbehörden, die vor komplexen Herausforderungen stehen.
Als Chefredakteurin der Unternehmeredition berichtet Eva Rathgeber regelmäßig über Unternehmen und das Wirtschaftsgeschehen. Sie verfügt über langjährige Erfahrung im Wirtschaftsjournalismus und in der PR.