Ohne Export geht es nicht

Deutschland lebt weiterhin vom Export, auch wenn das binnenwirtschaftliche Umfeld derzeit so freundlich ist wie seit der Wiedervereinigung nicht mehr. Ein Problem?

Alles paletti also?

Kann Deutschland nach mehreren mageren Jahren (durchschnittliches Wachstum zwischen 2012 und 2015: 1,1 Prozent) wieder zwei Prozent Wachstum erreichen? Ein Selbstläufer ist das leider nicht. Auch wenn viele Konjunkturexperten das Erstarken der Binnennachfrage begrüßen, Deutschland lebt nach wie vor vom Export: Weite Teile des verarbeitenden Gewerbes sowie des Dienstleistungssektors sind von der Auslandsnachfrage abhängig. Gerade dort hat es zuletzt gehakt. Das Wachstum im Export ist im zweiten Halbjahr 2015 spürbar abgesackt. Darüber hinaus ließen die Unternehmensumfragen vom Januar (ifo-Barometer und Einkaufsmanagerindex) Anfang 2016 noch keine Wende zum Besseren erkennen. Dies ist mehr als ein Schönheitsfehler. Ist der Export schwach, fehlen nicht nur die Impulse vom Außenhandel, die Unternehmen werden sich darüber hinaus mit Investitionen in Maschinen und Anlagen zurückhalten. Der Aufschwung läuft dann weiterhin nicht auf allen Zylindern. 2016 könnte daher wieder ein enttäuschendes Jahr werden.

Wir sind indes zuversichtlich, dass in den nächsten Monaten eine weltwirtschaftliche Erholung stattfindet. In den USA dürfte sich der Wachstumseinbruch im vierten Quartal als temporärer Durchhänger erweisen. Darüber hinaus mehren sich aber auch die Hinweise, dass die Stimulierungsmaßnahmen der chinesischen Regierung endlich Wirkung zeigen und der konjunkturelle Abwärtstrend im Reich der Mitte zumindest vorrübergehend zum Stillstand kommt. Der Rückenwind vom Außenhandel sollte entsprechend im Laufe des ersten Quartals zunehmen und das Wachstum in Deutschland zur Jahresmitte auf zwei Prozent zusteuern. Dies ist auch nach wie vor die zentrale Botschaft unserer Frühindikatoren, die für die nächsten Monate eine konjunkturelle Belebung signalisieren.


Zur Person

Dr. Daniel Hartmann/Bantleon AG (© privat)
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Dr. Daniel Hartmann ist Senior Analyst Economics der Bantleon Bank AG. Er verantwortet den Bereich Wirtschaftliche Entwicklung und Geldpolitik in der Eurozone, in Osteuropa und in der Schweiz. Im Jahr 2005 startete er als Analyst Economics. www.bantleon.com

Autorenprofil

Dr. Daniel Hartmann ist Senior Analyst Economics der BANTLEON BANK AG. Er verantwortet den Bereich Wirtschaftliche Entwicklung und Geldpolitik in der Eurozone, in Osteuropa und in der Schweiz. Im Jahr 2005 startete er als Analyst Economics.

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