Alphaville Capital ist ein unabhängiges Investment Office, das sich auf mittelständische Direktbeteiligungen in der DACH-Region konzentriert. Im Fokus stehen Grundsatztrends wie Gesundheit, Umwelt, Digitalisierung, Sicherheit oder Demografie. Wir sprachen mit Dr. Karsten Zippel und Dr. Tobias Sitte, Geschäftsführer der Alphaville Capital.
Unternehmeredition: Bei Ihrem Investmentansatz bündeln Sie Family Offices und Privatpersonen als Co-Investoren auf Deal-by-Deal-Basis. Bitte erläutern Sie uns das mal.
Dr. Karsten Zippel: Deal by Deal bedeutet, dass man nicht in einen Blind Pool wie bei der Zeichnung eines klassischen Private-Equity-Fonds investiert, sondern man bekommt ein konkretes Unternehmen als Dirketbeteiligungsvorschlag angeboten und kann sich entscheiden, ob man mitmachen will oder nicht. Die Minimum-Ticketgröße liegt bei 250.000 EUR. Mit diesem Investment wird man mit einer Reihe von anderen Privatinvestoren Co-Investor des Erwerbervehikels, das sich am Zielunternehmen beteiligt. Bei jedem Investment ist Alphaville auch selbst Investor, das heißt wir investieren unter den gleichen Konditionen privat mit. Allerdings ist die Stimmrechtsmehrheit bei uns gebündelt, damit dieser Investmentclub auch handlungsfähig ist. Das Deal-by-Deal-Konzept ermöglicht es, für jeden Beteiligung eine maßgeschneiderte Struktur zu schaffen, d.h. wir können sowohl den Anlagehorizont, also ob drei oder zwölf Jahre, als auch, ob es eine Mehrheits- oder eine Minderheitsbeteiligung sein soll, frei gestalten, und auch die Investoren so zusammensetzen, dass es sowohl für die Beteiligung wie auch untereinander passt.
Wie unterscheidet sich Ihr Investmentansatz also von klassischen Private-Equity-Fonds und worin liegen die besonderen Vorteile?
Dr. Tobias Sitte: Der wesentliche Punkt ist, dass ein Private-Equity-Fonds primär Geld von institutionellen Investoren einsammelt und dabei auch bestimmte Rahmenparameter verspricht wie zum Beispiel Laufzeit, Investitionsschwerpunkt etc. Sie sind dadurch einem strukturellen Korsett unterworfen, haben zunächst Investitions- und später Divestmentdruck. Unser Ansatz hat den Vorteil, dass wir einzelne Themen anbieten können und Geld nicht auf Vorrat einsammeln, ohne zu wissen, woran wir uns tatsächlich beteiligen werden. Wir können dem Co-Investor ganz konkret zeigen, wie das Team und das Unternehmen sowie der Investitions- und Wertsteigerungsansatz aussehen. Ist dies überzeugend, kann er einsteigen. Und sich sicher sein, dass auch wir selbst überzeugt sein und ebenfalls signifikant eigenes Geld investieren.
Entstehen dabei nicht hohe Kosten? Wie schaffen Sie es, die Erwartungen Ihrer Partner an eine attraktive Rendite zu erfüllen?
Dr. Karsten Zippel: Ich glaube, dass unsere Kosten gar nicht höher, sondern niedriger liegen. Wenn man wie ein Fonds Anlagedruck hat und bei Auktionen mitbieten muss, jedes Mal eine umfassende Due Diligence durchführt, aber nur bei einem Bruchteil der Prozesse auch zum Zuge kommt, dann entsteht in sehr kurzer Zeit ein sehr hoher „Broken Deal“ Aufwand. Wir selbst kaufen die Unternehmen nie aus Prozessen, sondern entwickeln Beteiligungen immer aus exklusiven, sehr konkreten Gesprächen mit dem Unternehmer und lassen uns Zeit um sicherzustellen, dass es für alle passt. Wenn wir dann im Zuge einer Due Diligence Kosten bei Dritten auslösen, haben wir bereits umfassend vorgeprüft und unterliegen auch nicht mehr dem Risiko, dass wir selbst aus dem Prozess ausselektiert werden. Broken Deal Kosten tragen wir zudem selbst. Und auch die laufenden Kosten sind geringer, weil die Management Fee nicht auf das gesamte Fondskapital anfällt, sondern davon abhängt, was tatsächlich für konkrete Beteiligungen benötigt wird.
Dr. Tobias Sitte: Wir rechnen auch immer zurück. Wir betreiben „reverse engineering“ und überlegen uns im Zuge eines umfassenden strategischen Plans im Vorfeld, welcher Business Case realisiert werden muss, damit eine Rendite möglich wird, die im Vergleich zu Alternativanlagen wettbewerbsfähig ist. Sollte das nicht inklusive konservativem Puffer machbarsein, würden wir das Investment unseren Co-Investoren gar nicht anbieten.
Nach welchen Kriterien wählen Sie Ihre Zielunternehmen aus?
Dr. Karsten Zippel: Wir suchen ausschließlich Wachstumsunternehmen, Restrukturierungsfälle machen wir nicht. Das Thema Downside Protection ist für uns und unsere Investoren sehr wichtig. D.h. wir wollen nur in Themen investieren, bei denen wir zu 100% überzeugt sind, dass es kein Totalausfall wird, selbst wenn es schlechter laufen sollte, als gedacht, sondern dass in solchen Fällen nur die Rendite etwas geringer ausfällt. Typische Wachstumsthemen sind für uns solche, die natürlichen Rückenwind haben durch Markttrends wie Gesundheit, Umwelt, Digitalisierung, Sicherheit und Demografie. Ein anderer wichtiger Aspekt ist der Unternehmer: Die Chemie muss stimmen und eine geteilte Sicht auf die künftige Wachstumsstrategie vorliegen. Und man muss spüren, dass alle Parteien gemeinsam Lust haben, diese als Team umzusetzen.
Dr. Tobias Sitte: Ein wichtiger Aspekt ist auch das Thema Buy and Build. Wir tätigen typischerweise Plattforminvestments und fügen dann eine Zukaufsstrategie an, bei der wir von vornherein sehr genau wissen, dass wir nicht nur organisch, also intern, wachsen können, sondern auch eine externe Wachstumskomponente existiert. Weiterhin sind zwar kein klassischer Impact Fonds, aber wir investieren bevorzugt in Themen, die gesellschaftlich wünschenswert sind und einen positiven Beitrag z.B. zu Gesundheit, Versorgungssicherheit, Klima oder Innovationleisten. Beispielsweise sind wir an einer Psychotherapie-Nachsorge-App beteiligt, die eine Versorgungslücke im Gesundheitssystem adressiert und einen innovativen Mehrwert für Kassen, Ärzte und Patienten bietet. So versuchen wir durch eine vorausschauende Auswahl der Branchen und der Beteiligungsunternehmen, das Thema Nachhaltigkeit mit Renditepotenzial zu verbinden.
Dr. Karsten Zippel: Nachhaltigkeit und Rendite müssen sich unserer Erfahrung nach keinesfalls ausschließen. Das lässt sich gut am Beispiel ambulante Pflege zeigen. Wenn wir den Mitarbeitern einen besseren Lohn zahlen und bessere Arbeitsbedingungen sowie eine Qualifikationsperspektive bieten, dann haben wir weniger Fluktuation und motiviertere Mitarbeiter, aber auch eine qualifiziertere Pflege für den Patienten. In der Zusammenschau rechnet sich das dann auch besser. Bis sich das positiv in den konkreten Zahlen niederschlägt, braucht es natürlich ausreichend Zeit und deshalb sind wir auch ein Investor mit einem längerfristigen Horizont.
Wie wirken sich die derzeitigen multiplen Krisen auf Ihre Geschäftsentwicklung aus?
Dr. Karsten Zippel: Die Banken sind aktuell für Akquisitionsfinanzierungen nicht so einfach an den Tisch zu bekommen. Das ist für uns aber kein Schreckensszenario, weil wir unsere Deals bisher überwiegend mit Eigenkapital finanziert haben. D.h. dieser Umstand hindert uns nicht an Transaktionen, im Gegenteil, er sorgt vielleicht sogar dafür, dass wir weniger Wettbewerb haben. Nichtsdestotrotz beeinflussen auch uns die derzeit sportlicheren Rahmenbedingungen, weil man deutlich selektiver prüfen muss, ob die Unternehmen krisenresistent sind. Gleichzeitig spürt man bei den Investoren eine gewisse Zurückhaltung, die von Verunsicherung herrührt. Umso wichtiger wird eine operativ qualifizierte Erläuterung der Geschäftssituation sowie das langjährig aufgebaute Vertrauen in unser Judgement. Denn grundsätzlich ist ja weiterhin Geld vorhanden, das Anlagemöglichkeiten sucht. Da sind qualifiziert ausgewählte und sorgfältig gemanagte Direktbeteiligungen unter Umständen sogar stabiler als der Kapitalmarkt, der unbeeinflussbaren Volten ausgesetzt ist.
Dr. Tobias Sitte: Wenn man sich in der Projektauswahl an langfristig belastbaren Grundsatztrends orientiert, ist man ein Stück weit unabhängig von kurzfristigen negativen Ausschlägen und Unsicherheiten. Denn diese Themen brechen uns nicht plötzlich dauerhaft weg, weil z.B. das konjunkturelle Umfeld sich nach unten entwickelt, sondern es sind Themen deren langfristiges Funktionieren und strukturelles Wachstum außer Frage stehen. So schläft es sich deutlich ruhiger.
ZU DEN PERSONEN
Dr. Karsten Zippel
Geschäftsführer,
Alphaville Capital
zippel@alphaville-capital.com
www.alphaville-capital.com
Dr. Tobias Sitte
Geschäftsführer,
Alphaville Capital
sitte@alphaville-capital.com
www.alphaville-capital.com
Dieser Beitrag ist Mitte Mai in unserem Spezial “Investoren im Mittelstand” erschienen.
Als Chefredakteurin der Unternehmeredition berichtet Eva Rathgeber regelmäßig über Unternehmen und das Wirtschaftsgeschehen. Sie verfügt über langjährige Erfahrung im Wirtschaftsjournalismus und in der PR.