Mittelstandsbarometer stürzt nicht weiter ab – ist das Schlimmste überstanden?

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Eine gute Nachricht in schwierigen Zeiten: Das KfW-ifo-Mittelstandsbarometer stürzt nicht weiter ab. Nach den neuesten Zahlen verharrt es aktuell auf dem niedrigen Niveau. Während das Geschäftsklima der kleinen und mittleren Unternehmen in den Vormonaten wiederholt regelrecht abstürzte, verliert es im Oktober nur 0,1 Zähler und bewegt sich damit seitwärts. Die Gründe liegen in den schwierigen Rahmenbedingungen durch Materialknappheit, Inflation und den Krieg in der Ukraine. Die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) nennt in Ihrer Analyse die „etwas weniger pessimistischen Geschäftserwartungen“. Trotzdem liegen diese Erwartungen auf dem Niveau aus dem Höhepunkt der Coronakrise.

Bei der Lagebeurteilung der kleineren und mittleren Unternehmen geht es weiter bergab – liegt aber noch deutlich über den schlechten Werten aus den Lockdowns im Frühjahr 2020. Die aktuelle Energie- und Inflationskrise gehe mit erheblichen Reallohnverlusten einher und die Konsumentenstimmung in Deutschland befinde sich tief im Keller. Entsprechend sinkt auch das Geschäftsklima unter den mittelständischen Einzelhandelsunternehmen auf immer neue Rekordtiefs. Eine ähnliche Entwicklung sei auch beim Großhandel zu beobachten.

Schlechte Stimmung bei Großunternehmen

Im Gegensatz zum Mittelstand befindet sich die Stimmung unter den Großunternehmen weiter fast ungebremst im Sturzflug. Auffällig ist lauf KfW vor allem, dass in diesem Segment trotz der etwas verbesserten Rahmenbedingungen, wie dem angekündigten Abwehrschirm, keine Erwartungsaufhellung registriert wird. Ein kleiner Hoffnungsschimmer besteht laut KfW in einem Abflachen der Preissteigerung. Hier setze sich der Abwärtstrend bei den Absatzpreiserwartungen fort. Insgesamt sei eine Lohn-Preisspirale nicht zu befürchten.

IWH: Weniger Firmenpleiten im Oktober

Die Zahl der Insolvenzen von Personen- und Kapitalgesellschaften war im Oktober im Vergleich zum Vormonat leicht rückläufig. Das zeigt die aktuelle Analyse des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH). Für die kommenden Monate sei jedoch wieder mit steigenden Insolvenzzahlen zu rechnen. „Der leichte Rückgang der Insolvenzzahlen im Oktober ist noch kein Grund für Entwarnung“, sagt Steffen Müller, Leiter der IWH-Abteilung Strukturwandel und Produktivität und der dort angesiedelten Insolvenzforschung. Vielmehr sind die niedrigen Zahlen auch Ausdruck der vergleichsweise wenigen Arbeitstage im Oktober, was zu einer geringeren Zahl von Insolvenzeröffnungen durch die Gerichte beigetragen haben dürfte. „Für die kommenden beiden Monate sind wieder steigende Insolvenzzahlen und mehr von Insolvenz betroffene Arbeitsplätze zu erwarten“, sagt Müller. „Eine Insolvenzwelle ist jedoch nicht in Sicht.“

Autorenprofil

Als Redakteur der Unternehmeredition berichtet Alexander Görbing regelmäßig über Unternehmen und das Wirtschaftsgeschehen. Zu seinen Schwerpunkten gehören dabei Restrukturierungen, M&A-Prozesse, Finanzierungen sowie Tech-Startups.

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