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Mit Sicherheit gewachsen

Dynasafe International bietet bei der Beseitigung von Kriegsüberresten oder Terrorbomben ein weltweit einmaliges Spektrum an Lösungen. Der Aufbau des Komplettanbieters ist ein Musterbeispiel für erfolgreiche Buy-and-Build-Strategien. 

Als Daniel Craig kürzlich zum UN-Sonderbotschafter für den Kampf gegen Landminen ernannt wurde, ging es für den Darsteller des James Bond einmal nicht um die Lizenz zum Töten. „Ich erteile Ihnen hiermit die Lizenz zum Schützen“, betonte Uno-Generalsekretär Ban Ki-moon. Ohne moderne Technologie allerdings wird es auch „Bond“ nicht richten können. Bei der Beseitigung von Kriegsüberresten sind Know-how, Produkte und Service erfahrener Unternehmen gefragt. Die Firmengruppe Dynasafe stößt dabei auf besonders starke Nachfrage, weil sie Lösungen vom Aufspüren über die Räumung bis hin zur Entsorgung bietet. „Wir decken die Kette zur Beseitigung explosiver Bedrohungen vollständig ab“, sagt Geschäftsführer Dr. Wolfgang Gödel.

Traditionsunternehmen mit Wachstumspotenzial

Die Wurzeln von Dynasafe reichen zurück bis zu den Zeiten des Mauerfalls, als die staatlich initiierte GRV GmbH die Kampfmittelräumung der innerdeutschen Grenze übernommen hatte. Aus dem Unternehmen ist 2004 im Zuge einer Fusion die GRV Luthe Kampfmittelbeseitigung GmbH entstanden. Diese wurde zur Keimzelle der heutigen Dynasafe Gruppe, als sie im Oktober 2009 von einem Fonds der Beteiligungsgesellschaft Perusa erworben wurde. „GRV Luthe hatte sowohl in Deutschland als auch international ein beachtliches Wachstumspotenzial“, sagt Dr. Hanno Schmidt-Gothan, Managing Director der den Fonds beratenden Perusa GmbH. Die Beteiligungsgesellschaft definierte zunächst die Ansatzpunkte für eine Buy-and-Build-Strategie. Dazu gehörte zum einen die geografische Expansion. Zum zweiten bot sich das Erschließen verwandter Geschäftsfelder wie etwa der Dekontamination von Mülldeponien, Altöl und Chemikalien an. Drittens kam die Erweiterung der Wertschöpfungstiefe in Frage. „Diesen dreidimensionalen Raum haben wir mit Hilfe einer Investmentbank dann mit über hundert Firmen aus Europa gefüllt, die bei einem Umsatz von jeweils zehn bis 50 Mio. Euro als Targets in Frage kamen“, erläutert Schmidt-Gohan.Dynasafe International bietet bei der Beseitigung von Kriegsüberresten oder Terrorbomben ein weltweit einmaliges Spektrum an Lösungen. Der Aufbau des Komplettanbieters ist ein Musterbeispiel für erfolgreiche Buy-and-Build-Strategien. 

Die Dimension „Umweltsanierung“ wurde aufgrund der schwächeren Geschäftsperspektiven aus den Strategieoptionen gestrichen. Mit Blick auf die beiden anderen Stoßrichtungen trat Perusa mit einem knappen Dutzend Firmen in Verhandlungen ein, die letztlich zu drei Akquisitionen führten. Im Juli 2011 erwarb ein Perusa Fonds die schwedische Dynasafe International AB. Als Hersteller explosionssicherer Behälter sowie als Erbauer von Anlagen zur Entsorgung von Munition sorgte das Unternehmen für eine Erweiterung der Wertschöpfungstiefe. Ebenfalls noch im Sommer 2011wurde die britische Bactec International LTD erworben, die eine stärkere Internationalisierung ermöglichte und die Fähigkeit mitbringt, Minen auch unter Wasser – z.B. vor dem Bau eines Offshore-Windparks – zu räumen. Für eine weitere geographische Ergänzung sorgte Ende 2012 der Erwerb der ähnlich ausgerichteten britischen MineTech International.

„Sanfte“ Integration

Bombenentschärfung: Das Know-how von Dynasafe ist international gefragt. (© Dynasafe International)

Im nächsten Schritt ging es darum, das Potenzial der Firmengruppe auszuschöpfen. So sollten die bisherigen Wettbewerber Bactec und Minetech eng zusammenarbeiten. Alle Firmen traten zudem nun unter der Dachmarke Dynasafe auf, wobei kräftig in das Marketing investiert wurde. Viel Wert legte Perusa auf die „sanfte“ Integration. Das heißt: Die vier Firmen wurden unter Beibehaltung ihrer Identität und Rechtsform unter dem Dach der in Stockholm ansässigen Group Holding zu einer schlagkräftigen Single Corporate Entity geformt. Deren größter Geschäftsbereich ist die Dekontaminierung von mit Bomben, Munition oder Minen belasteten Gebieten. Hinzu kommt die Herstellung explosionssicherer Kammern, um etwa Bomben bei Terrorakten abzutransportieren. Der dritte Bereich, die Demilitarisierung, steht für den Bau von Anlagen zur Entsorgung. „Hier können wir in Stahlkammern mit explosionssicheren Öfen auch chemische Kampfstoffe vernichten“, sagt Gödel.

Die Dynasafe Gruppe profitiert von signifikanten Skaleneffekten und einer Wertschöpfungstiefe, die so kein Wettbewerber bieten kann. Die für 2015 erwarteten Umsätze werden um rund die Hälfte über dem Niveau von 2012 liegen, während sich das Ergebnis nahezu verdoppeln wird. „Wir nutzen diese erfolgreiche Umsetzung der Buy-and-Build-Strategie mittlerweile als Blueprint für andere Unternehmen im Perusa-Portfolio“, sagt Schmidt-Gothan. Die Dynasafe Gruppe will Perusa noch in diesem Jahr veräußern.

Kurzprofil Dynasafe International

 Gründungsjahr (Gruppe)  2012
 Branche Kampfmittelbeseitigung und -entsorgung
 Unternehmenssitz  Stockholm
 Umsatz 2014  ca. 90 Mio. Euro
 Mitarbeiterzahl ca. 700

www.dynasafe.comDynasafe International bietet bei der Beseitigung von Kriegsüberresten oder Terrorbomben ein weltweit einmaliges Spektrum an Lösungen. Der Aufbau des Komplettanbieters ist ein Musterbeispiel für erfolgreiche Buy-and-Build-Strategien. 

„Unsere Pipeline ist gut gefüllt“

Interview mit Dr. Wolfgang Gödel, Geschäftsführer, Dynasafe International

Unternehmeredition: Die Dynasafe Group agiert weltweit. Wo sind diese Leistungen heute gefragt und wer sind die Auftraggeber?

(© Privat)

Gödel: Die Nachfrage entsteht aus dem anhaltenden Bedarf an der Räumung von Kampfmitteln aus dem zweiten Weltkrieg, aber auch auf den Falkland-Inseln. Ebenso erhält Dynasafe Aufträge in aktuellen Konfliktregionen wie Süd-Sudan, West-Sahara, Mozambique, Kuweit und Afghanistan. Wir arbeiten dabei zu etwa gleichen Teilen für öffentliche und private Auftraggeber. Das sind einerseits Staaten und die Vereinten Nationen. Zum anderen sind es Unternehmen der Öl- und Bergbauindustrie, die wir im Rahmen ihrer Explorationen unterstützen.

Sie sind seit Anfang 2013 erster Geschäftsführer der Gesamtgruppe. Wie gestaltete sich die Zusammenarbeit mit Perusa und dem Management der einzelnen Firmen?

Perusa hat nach den Akquisitionen zunächst die Verantwortung in den Unternehmen übernommen, ihre Strukturen tiefgreifend analysiert und nach der Neuausrichtung dann an das neu aufgebaute Holding-Team übergeben. Die strategische Aufgabe für die Gruppe bestand zum einen in der Formierung der drei Geschäftsbereiche. Zum anderen ging es darum, ein zentrales Finanzmanagement zu schaffen und das Wachstum voranzutreiben.

Was waren die wichtigsten Erfolge dieser Bemühungen?

Es ist uns gelungen, die vier Firmen mit ihren unterschiedlichen Kulturen erfolgreich zu integrieren. Mit dem zentralen Liquiditätsmanagement haben wir einen Cash-Pool für alle Unternehmen installiert und sind darüber hinaus in der Lage, das für uns entscheidende Projektgeschäft zu finanzieren. Aufbauend darauf ist Dynasafe stabil gewachsen. Unsere Pipeline ist in allen drei Geschäftsbereichen gut gefüllt.

Vielen Dank für das Gespräch.

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