„Minderheitsbeteiligungen stärken, ohne Stärke zu nehmen“

Interview mit Dr. Gernot Hofer, Vorstandsvorsitzender, Invest AG

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Minderheitsbeteiligungen sind oft ein unterschätztes Instrument in der Welt der Unternehmensfinanzierung. Dr. Gernot Hofer, CEO der Invest AG, erklärt im Interview, warum diese Form der Beteiligung für Unternehmen sowohl in Deutschland als auch in Österreich zunehmend an Bedeutung gewinnt. INTERVIEW EVA RATHGEBER

Unternehmeredition: Dr. Hofer, die Invest AG feiert dieses Jahr ihr 30-jähriges Bestehen. Was waren aus Ihrer Sicht die größten Meilensteine?

Dr. Gernot Hofer: Einer der bedeutendsten Meilensteine der letzten Jahre war die Ausweitung unseres Heimmarkts mit einer eigenen Präsenz in Deutschland. Mit Patrick Wawricka und Sebastian Braun haben wir diesen Schritt vorangetrieben und einen eigenen Standort in München eröffnet, da wir bei unseren Beteiligungen vor Ort präsent sein möchten. Der süddeutsche Raum, insbesondere Bayern und Baden-Württemberg, ist wirtschaftlich zu bedeutend, um ihn zu vernachlässigen.

Was hat Sie dazu motiviert, als österreichisches Unternehmen in Deutschland tätig zu werden?

Wir haben zwei Alleinstellungsmerkmale: Erstens, der Evergreen-Gedanke. Das bedeutet, wir haben unbegrenzte Fondslaufzeit. Wenn wir investieren, können wir den Zeitpunkt des Exits flexibel an die Bedürfnisse der Unternehmerinnen und Unternehmer anpassen. Ein Beispiel: Wenn man nur sieben Jahre Zeit hat und im sechsten Jahr eine Krise wie Corona oder eine Zinsänderung eintritt, könnte ein Verkauf oder ein Ausstieg der Invest AG nicht im Interesse der Mitunternehmer sein. Unsere unbegrenzte Fondslaufzeit macht uns in solchen Situationen besonders attraktiv.

Zweitens, wir fokussieren uns auf Minderheitsbeteiligungen. Während die meisten Fonds eine Mehrheit von >50% anstreben, fühlen wir uns in der Rolle des Minderheitsgesellschafters wohl. Die Kombination aus unbegrenzter Fondslaufzeit und Minderheitsbeteiligung macht uns auch in Deutschland für viele Unternehmen bzw. Unternehmer interessant. In Zusammenarbeit mit der Raiffeisenlandesbank Oberösterreich und anderen in Deutschland aktiven Banken können wir zudem ein umfassendes Management der Passivseite anbieten und diese interessensbasiert schnell und neu strukturieren.

Zu Ihrem Fokus auf Minderheitsbeteiligungen – vielleicht können Sie uns erläutern, wie es dazu kam.

Anfangs war die Motivation eine rechtliche. Wir wurden als sogenannte Mittelstandsfinanzierungsgesellschaft nach österreichischem Recht gegründet. Daher durften wir bis 2013 keine Mehrheitsbeteiligungen eingehen und waren daher auf Minderheitsbeteiligungen beschränkt. Dieses Gesetz wurde 2013 geändert, sodass wir seit 2014 auch Mehrheitsbeteiligungen übernehmen können.

Trotzdem haben wir entschieden, überwiegend im Segment der Minderheitsbeteiligungen zu bleiben. Denn wir erkannten, dass es auf dem Markt bereits genügend Akteure, Strategen und Finanzinvestoren gibt, die Mehrheiten übernehmen. Unser Ziel ist es, die industrielle Führung bei den Miteigentümern oder Familien zu belassen beziehungsweise wieder an sie zurückzugeben.

Ein weit verbreiteter Irrtum im klassischen Private-Equity-Bereich ist, dass ein Einstieg eines Investors zwangsläufig zu einem Gesamtverkauf, einem Börsengang oder einem Verkauf an internationale Strategen führt. Das muss jedoch nicht der Fall sein. Mit unseren Strukturierungen, insbesondere durch den Einsatz von Mezzaninkapital, ermöglichen wir es den Mitgesellschaften, ihre Anteile wieder zurückzuholen. Das ist eigentlich die beste Werbung für uns.

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Können Sie ein paar aktuelle Beispiele nennen, bei denen die Invest AG maßgeblich zur Bewältigung einer unternehmerischen Herausforderung beigetragen hat?

Ein gutes Beispiel ist die Firma Roadsurfer. Hier haben wir mit Wachstumskapital, insbesondere Mezzaninkapital, das weitere Wachstum und die Expansion in die USA unterstützt.

Ein weiteres Beispiel ist die DIGIT4U Business Solutions GmbH. Wir haben dem Management geholfen, ein Management-Buy-out zu strukturieren, bei dem wir als Minderheitsinvestor auftreten und das Management in die Mehrheit gebracht haben. Das Ziel ist, dass das Unternehmen in Zukunft wieder zu 100% von der Geschäftsführung geleitet wird. Dieser langfristige Beteiligungsansatz macht uns sehr stolz.

Ein weiteres erwähnenswertes Beispiel ist die Firma Parat in Neureichenau im Bayerischen Wald. Hier sind wir seit 2012 beteiligt und das Unternehmen ist Marktführer in der Caravaning-Industrie, der Landmaschinenindustrie und im Bereich Nutzfahrzeuge.

An Parat sind unseres Wissens auch andere Finanzinvestoren beteiligt. Ist es für Sie üblich, ein Finanzierungskonsortium zu bilden?

Das kommt vor. Konsortien können aus verschiedenen Gründen gebildet werden. Einerseits, wenn die Transaktionen zu groß sind und das Einzelrisiko für einen Fonds zu hoch ist. Die Invest AG kann jedoch Einzeltickets bis zu 50 Millionen EUR an Eigenkapital abdecken, was schon beachtlich ist. Andererseits bringen wir ein starkes österreichisches und süddeutsches Netzwerk mit. Wenn wir Co-Investoren, insbesondere aus Deutschland, einbinden, erwarten wir auch, dass sie ihre Netzwerke einbringen.

Für uns ist es wichtig, den Hintergrund unserer Co-Investoren zu verstehen, da jedes Kapital bestimmte Interessen verfolgt. Unser Interesse liegt ausschließlich in der Anlage und Förderung des Mittelstands. Wir haben keine strategischen Eigeninteressen. Wir sehen uns als Finanzprodukt, und idealerweise sollte unser Co-Investor dieselbe Einstellung mitbringen. Ein weiterer wichtiger Punkt ist, dass wir ein Evergreen-Investor mit unbegrenzter Fondslaufzeit sind. Wir möchten unseren USP nicht dadurch gefährden, dass ein Syndikatspartner Druck macht und auf einen Verkauf drängt, nur weil er aussteigen muss. Die Stärken, die wir als Investor haben, müssen sich auch im Co-Investor widerspiegeln. Er sollte einen renommierten Eigentümer im Hintergrund haben. Ansonsten steht einer Co-Investoren-Rolle nichts im Wege.

Aus Ihrer Investitionserfahrung heraus – welche Unterschiede bestehen für Sie am österreichischen und deutschen Markt?

Etwa 25 bis 35% unseres Dealvolumens entfällt bereits auf Deutschland. Die Unterschiede zwischen den Märkten sind interessant. In Deutschland ist der Markt sehr formell. Es gibt viele Transaktionsberater, die breit angelegte Prozesse durchführen. Der Nachteil für Unternehmen besteht darin, dass solche Transaktionen oft sehr öffentlich werden, was bedeutet, dass Mitbewerber und Strategen Einblick in das Unternehmen erhalten. Zudem sind die Prozesse in Deutschland sehr professionell geführt.

In Österreich ist der Markt etwas anders. Er ist kleiner und es gibt weniger Akteure. Hier hat die Invest AG einen Premiumstatus, da wir die größte und etablierteste Beteiligungsgesellschaft sind. Mit 30 Jahren Erfahrung und mehr als 200 Transaktionen und einem Fondsvolumen Wert von knapp 500 Mio. EUR macht das einen großen Unterschied. Der österreichische Markt ist informeller, kleiner und dadurch für deutsche Unternehmen und Investoren oft auch kompetitiver.

Ein strukturierter Verkaufsprozess kann für Unternehmen vorteilhaft sein, insbesondere wenn es darum geht, 100% zu verkaufen und den Preis zu maximieren, indem man viele Strategen anspricht. Der Nachteil ist jedoch, dass dabei jeder einen Blick ins Unternehmen werfen kann. Wenn ein Unternehmen eine maßgeschneiderte Lösung benötigt, die nicht von der Stange ist, und beispielsweise nur vorübergehend einen Minderheitsanteil abgeben möchte, sind wir in unserem Element. Diese Detailverliebtheit und das Eingehen auf individuelle Bedürfnisse sind am deutschen Markt weniger verbreitet. Unser Ziel ist es, bekannt zu machen, dass wir maßgeschneiderte Lösungen für nahezu jede Ausgangssituation anbieten können.

Können Sie das nochmal an einem Beispiel erläutern?

Nehmen wir an, ein Unternehmen erlebt starkes Wachstum. Beim Einstieg besteht oft die Sorge, zu billig zu verkaufen, während der Käufer Angst hat, zu teuer zu kaufen. Mit bestimmten Techniken kann man die Kaufpreisdiskussion auf zwei bis drei Jahre verschieben und eine nachträgliche Kaufpreisanpassung so strukturieren, dass der Unternehmer die Sicherheit hat, nicht zu viel hergegeben zu haben, wenn das Unternehmen besser performt. Das bedeutet, wir deckeln unsere Renditen nach oben und verteilen im Erfolgsfall neu. Wir sind also nicht aggressiv, wenn es um Renditeerwartungen geht.

Das ist besonders wichtig bei stark expandierenden Geschäftsmodellen der Fall. Das Unternehmen wächst sehr schnell, was natürlich eine Herausforderung für die Bewertung darstellt. In starken Wachstumsphasen kann es passieren, dass die aktuelle Bewertung nicht die tatsächliche Leistung widerspiegelt. Hier können wir Strukturen schaffen, die den Anreiz für den Unternehmer aufrechterhalten, weiter zu wachsen.

Während im angelsächsischen Raum oft aggressiv vorgegangen wird, sagen wir „fair enough“ und deckeln unsere Renditen. Das ermöglicht uns, einen besseren Dealflow zu generieren. Unsere Erfahrung der letzten 30 Jahre zeigt, dass es sich auszahlt, nicht zu aggressiv mit unseren Renditeerwartungen zu sein. Auf lange Sicht gewinnen wir dadurch, weil der Dealflow besser wird. Gute Unternehmer sprechen miteinander und empfehlen uns weiter, insbesondere wenn sie ein Nachfolgeproblem haben. Unsere Renditen sind zwar marktgerecht, aber sie bieten den Unternehmern auch die Chance, ihre Anteile zurückzuholen, wenn das Unternehmen besser läuft.

Sind Sie auf bestimmte Branchen spezialisiert oder sehen Sie besondere Schwerpunkte, die sich entwickeln?

Wir definieren uns weniger über die Branchen, sondern über die Transaktionsanlässe wie Wachstum, Gesellschafterstraffungen und Teilnachfolgelösungen. Wir versuchen, keine ausschließende Fokussierung auf bestimmte Branchen zu haben. Stattdessen ist es uns gelungen, einen qualitativ hochwertigen Dealflow umzusetzen, der zu einer natürlichen Diversifikation führt. Es gibt allerdings bestimmte Ausschlusskriterien: Wir investieren nicht in sehr frühe Phasen oder in Sanierungsfälle in schwierigen Situationen. Bei Turnaround-Phasen steigen wir nur dann ein, wenn ein klar erkennbarer Sanierungshebel vorhanden ist, also wenn es beispielsweise eine einmalige Lücke im Eigenkapital gibt.

Die Geschäftsmodelle müssen für uns nachvollziehbar sein. Das mag simpel klingen, aber es gibt gewisse Frühphasen- oder Biotech-Modelle, bei denen keiner in unserem Team die Wertschöpfung vollständig versteht. In solchen Fällen sind wir zurückhaltend oder setzen auf professionelle Co-Investoren. Außerdem meiden wir alles, was unethisch ist oder einen negativen Einfluss auf unsere Marke haben könnte, wie etwa direkte Waffenproduzenten, Hersteller militärischer Güter oder Glücksspiel.

Zeichnen sich aktuell Branchen ab, in denen besonders viel passiert?

Wir sehen derzeit großes Potenzial in der Halbleiterbranche. In absehbarer Zeit wird es in der Europäischen Union umfangreiche Förderungen geben, um Teile der Halbleiterindustrie wieder hier anzusiedeln. Hier beobachten wir einen starken Trend. Allerdings muss man aufpassen, dass es nicht zu einer Überhitzung kommt. Ein Beispiel dafür ist die Solarbranche, wo Förderungen und politische Programme, zu erheblichen Verzerrungen geführt haben. Dennoch bleibt die Halbleiterindustrie ein bedeutender Sektor.

Die Solarbranche hingegen braucht vermutlich noch einige Zeit, um für Investoren wieder berechenbar zu werden, besonders im Hinblick auf Investitionszyklen von fünf bis acht Jahren. Aktuell ist alles, was mit der Baubranche zusammenhängt, schwierig, insbesondere für Unternehmen, die direkt in die Bauindustrie liefern. Doch gerade in schwierigen und volatilen Zeiten bieten sich auch Chancen für Einstiege und Zukäufe. Wenn viele Unternehmen mit wirtschaftlichen Herausforderungen konfrontiert sind, könnte das der richtige Zeitpunkt für Unternehmenszukäufe sein. Hier ist ein azyklisches Vorgehen gefragt. Wenn der eigene Cashflow nicht ausreicht, muss man Kapital beschaffen, um schwächelnde Wettbewerber aufzukaufen. Dies kann durch einen Eigenkapitalpartner (Minderheitsinvestor) erfolgen.

Was spricht in der aktuellen Situation für Private Equity?

Während in Boomphasen entweder keine Verkäufe stattfinden oder die Bewertungen sehr hoch sind, bietet Private Equity in schwierigen Zeiten die Chance, günstig zuzuschlagen. In guten Zeiten können wir entweder zu guten Preisen verkaufen oder in die Wachstumsfinanzierung investieren. Daher gibt es für Private Equity, aus meiner Sicht, eigentlich keine wirklich schwierigen Phasen. Das Einzige, was problematisch werden könnte, sind steigende Fremdkapitalzinsen. Diese schränken die Verschuldungsmöglichkeiten der Unternehmen ein und beeinflussen auch die Finanzierung von Kaufpreisen, was die Bewertungen und Renditen drückt.

Da wurde der Peak gerade erreicht. Sobald dieser überwunden ist, wird es also wieder besser!?

Ja, aber dafür braucht man Vertrauen. Wenn Sie jetzt auf einen festen Zinssatz setzen, ist dieser im historischen Vergleich immer noch hoch. Bei einem Leveraged Buy-out lässt sich das strukturierte Kapital in der Regel nur durch Ausschüttungen bedienen. Ob diese in den nächsten Jahren jedoch reichlich fließen werden, ist fraglich. Die Zinsen über einen langen Zeitraum zu fixieren, ist derzeit teuer. Die Frage ist, wie weit die Zinsen tatsächlich wieder sinken werden. Ein Prozentpunkt Unterschied bringt Ihnen über fünf Jahre hinweg nicht viel, außer vielleicht einen kleinen psychologischen Anreiz.

Was derzeit fehlt, ist das Vertrauen. Ich glaube, wir werden nie wieder das Gefühl von Stabilität erreichen, das wir vor der Coronakrise beziehungsweise den Folgekrisen hatten. Dieses Gefühl war zwar trügerisch, aber es zeigte sich, wie instabil die Situation tatsächlich war. Lange Zyklen des Vertrauens in kontinuierliches Wachstum und Stabilität, wie wir sie früher kannten, sind wohl auf absehbare Zeit vorbei.

Seit drei Jahren unterhalten Sie ein eigenes Büro mit eigenen Mitarbeitern in München. Wie hat sich das Geschäft dort seit Ihrem Start entwickelt und wie sind Ihre Erwartungen für die weitere Expansion?

Die Invest AG ist seit Gründung 1994 auch in Deutschland tätig, nun fokussierter mit einer Präsenz in München. In einigen Teilen Deutschlands war die Marke vorher schon bekannt, aber jetzt liegt unser voller Fokus darauf, sie weiter zu etablieren und unseren Investmentansatz dem deutschen Mittelstand anzubieten. Das erfordert viel Kommunikation. Wir sehen einen großen Bedarf im Bereich Minderheitsbeteiligungen, für die es in Deutschland nur eine Handvoll Anbieter gibt. Hier möchten wir uns als bestmögliche Option und pragmatischer Partner für den Mittelstand positionieren.

Was wäre denn das Argument für den deutschen Mittelstand zu Ihnen zu gehen? Es gibt ja noch andere Anbieter von Minderheitsbeteiligungen am deutschen Markt.

Ein besonderer Vorteil für uns ist, dass unser Lead-Investor die Raiffeisen-Bankengruppe ist, die in Deutschland regelmäßig beste Bewertungen bei Mittelstandsbanken erhält. Wir bieten ein umfassendes Paket an, das in Abstimmung mit allen Fremdkapitalgebern, einschließlich Leasing, Factoring und Versicherung, geschnürt werden kann. Dieses Gesamtpaket stellen wir den Kunden jedoch nur zur Verfügung, wenn sie es wünschen. Gerade bei Minderheitsbeteiligungen ist es wichtig, die Bedürfnisse der einzelnen Gesellschafter zu identifizieren. Hierbei bekommen wir regelmäßig das Feedback, das unsere Eigenkapitalstrukturen bzw. Lösungen maximal flexibel sind, um die unterschiedlichen Bedürfnisse zu adressieren und zu berücksichtigen.

Wie werden Minderheitsbeteiligungen von Familienunternehmen in Deutschland und Österreich angenommen?

Viele Unternehmen suchen keine industriellen Mehrheitseigentümer, sondern benötigen lediglich Finanzierungslösungen. Oft ergibt sich die Notwendigkeit, Anteile abzugeben. Wichtig ist, dass Minderheitsbeteiligungen nicht zwangsläufig mit einem Verzicht auf Mitspracherechte des Hauptgesellschafters verbunden sind. Wir als Minderheitsinvestor benötigen natürlich auch bestimmte Minderheitenschutzrechte, die sich zwar auf wesentliche Geschäfte beschränken, aber dennoch für unsere Kapitalausreichung wichtig sind. Die operative und industrielle Führerschaft liegt bei unseren Strukturen jedoch immer beim Hauptgesellschafter bzw. bei den Familienunternehmern.

Besonders in Familienunternehmen wird es geschätzt, wenn ein neutraler Partner ohne strategische Eigeninteressen einsteigt und auf 30 Jahre Erfahrung zurückblicken kann. Ein solcher Partner bringt wertvolle Expertise ein und kann Familienunternehmen, die sich möglicherweise weniger professionell mit diesen Themen auseinandersetzen, Ruhe und Vertrauen bieten. Als sachlicher und unemotionaler Partner unterstützen wir Familien, sich auf einmalige Gelegenheiten wie Zukäufe zu konzentrieren, ohne den damit verbundenen Stress. Wir agieren als strategischer Sparringspartner, um den Prozess zu erleichtern, ohne uns am operativen Geschäft zu beteiligen, wie zum Beispiel Kundenbesuche oder Vertriebsaktivitäten.

Wie sieht Ihre Vision für die nächsten fünf Jahre aus?

Unser primäres Ziel ist es, ein Beteiligungsvolumen von 1 Mrd. EUR zu erreichen. Darüber hinaus möchten wir unseren Wachstumskurs fortsetzen und unser Portfolio weiter ausbauen. In Deutschland streben wir an, die Vorteile von Minderheits- und Mezzaninbeteiligungen stärker bekannt zu machen. Diese Optionen bieten Lösungen, um Familienstämme neu zu sortieren, ohne dass ein Börsengang oder Gesamtverkauf erforderlich ist.

Wir möchten verdeutlichen, dass europäisches Kapital ausreicht, um den Standort und die heimische Wirtschaft zu stärken. Anstatt in Länder wie China oder die USA abzuwandern, können Unternehmen auch in Europa erfolgreich wachsen. Besonders in Schlüsselbranchen wie Pharma, Halbleiter und Glasfaser sehen wir Potenzial für europäische Investitionen. Für uns sind Österreich und Deutschland gleichwertige Märkte, und wir betrachten den deutschen Markt als unseren Heimmarkt.

Herr Dr. Hofer, wir danken Ihnen für das spannende Gespräch!

👉 Dieser Beitrag erscheint auch in der nächsten Magazinausgabe 3/2024 mit den Schwerpunkten “Unternehmensverkauf/M&A/Private Equity” (ET: 20. September).


ZUR PERSON

Foto: © Invest Unternehmensbeteiligungs AG

Dr. Gernot Hofer ist CEO der Invest Unternehmensbeteiligungs AG. Er ist seit 2005 für das Unternehmen tätig. Seit 2014 ist er Mitglied des Vorstandes und hat 2023 den Vorstandsvorsitz übernommen. Zuvor sammelte er internationale Erfahrung bei einer Unternehmensberatung in Hong Kong sowie bei einem Wiener Venture Capital Fonds. Von 2010 bis 2017 war Hofer zusätzlich Vorstand der Tyrol Equity AG. Er studierte Handelswissenschaften an der Wirtschaftsuniversität Wien und promovierte im Bereich Private Equity an der Abteilung für Entrepreneurship und Innovation, wo er derzeit auch als Universitätslektor für Private Equity tätig ist.

www.investag.at

Autorenprofil

Als Chefredakteurin der Unternehmeredition berichtet Eva Rathgeber regelmäßig über Unternehmen und das Wirtschaftsgeschehen. Sie verfügt über langjährige Erfahrung im Wirtschaftsjournalismus und in der PR.

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