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Management Buy-out

Die Frostkrone Tiefkühlkost GmbH profitiert seit vielen Jahren von den sich ändernden Essgewohnheiten in Deutschland und Europa. Nicht zuletzt aufgrund von Produktinnovationen hat sie sich zum Marktführer in Deutschlands Tiefkühlsegment Fingerfood entwickelt. Mehrheitsgesellschafter ist die Kölner Private Equity-Gesellschaft Argantis GmbH, die sich auf Mittelständler unterschiedlicher Branchen mit ca. 30 bis 100 Mio. EUR Umsatz und guten Wachstumsperspektiven fokussiert hat.

Deutschland größter Tiefkühlkostmarkt in Europa

Veränderte Koch- und Essgewohnheiten sowie die wachsende Zahl von Single- und Kleinhaushalten sorgten insbesondere seit den 80er Jahren für Verschiebungen der Marktanteile von Nahrungsmittelprodukten. Dabei geht der Trend zu Tiefgekühltem, und Deutschland ist mit einem Gesamtumsatz von gut 10 Mrd. EUR der größte Markt für Tiefkühlkost in Europa. Der Pro-Kopf-Verbrauch von Tiefkühlkost liegt hierzulande bei mehr als 120 EUR pro Jahr. Mit einem durchschnittlichen jährlichen Wachstum von 8% hat sich der Markt in den vergangenen 30 Jahren verzehnfacht. Das Unternehmen Frostkrone konnte davon deutlich profitieren, zumal in seinem Spezialsegment Fingerfood (z.B. Mozzarella-Sticks, Garnelen in Backteig) die Wachstumsraten noch höher sind und dieser Bereich mittlerweile rund 80% Umsatzanteil bei Frostkrone hat.

Altgesellschafter verkaufen Anteile

Vor zwei Jahren wurde die Argantis GmbH auf den Mittelständler aufmerksam und übernahm von den Altgesellschaftern im Rahmen eines Management Buy-outs die Mehrheit. Die damaligen Gesellschafter waren grundsätzlich offen für einen Verkauf. “Unter anderem über Gespräche mit Banken kamen auch zwei Finanzinvestoren auf uns zu”, erzählt der geschäftsführende Gesellschafter Martin Koeper. “Die Entscheidung fiel dann zugunsten von Argantis aus, wobei nicht nur die Perspektiven, die uns die Gesellschaft bot, sondern auch die handelnden Personen den Ausschlag gaben.” Zu ihnen zählte auch Branchenexperte Achim Schön, der seitdem Beiratsvorsitzender bei Frostkrone ist. Schön beriet Argantis damals schon in der Phase der Anbahnung der Transaktion. “Die Fäden, die Herr Schön im Vertrieb europaweit ziehen kann, sind von großem Nutzen für uns”, sagt Koeper. Der Anteilsverkauf 2008 sei in gewissem Maße eine Frage der privaten Absicherung gewesen, “aber durch die Rückbeteiligung bleiben natürlich die Verantwortung und die Motivation hoch”.

Stark wachsende Snack-Nische

Für Argantis wiederum war der attraktive Tiefkühlmarkt mit der stark wachsenden Snack-Nische das entscheidende Argument für die Beteiligung. “Zudem hatten wir ein sehr gutes Verhältnis zu den drei damaligen – und heutigen – Eigentümern”, erzählt Argantis-Geschäftsführer Robert Stein. Diese waren zugleich im Management des Unternehmens, wobei sich bei einem von ihnen auch noch ein Generationswechsel vollzog durch die Weitergabe der Anteile auf seinen Sohn. Argantis hält 75% der Anteile, die drei Einzelgesellschafter durch eine Rückbeteiligung zusammen 25%. Den Kontakt zum Branchenfachmann Schön, der früher mehr als 20 Jahre im Vorstand des großen Tiefkühlkost-Anbieters Frosta tätig war, vermittelte die WP Board & Finance GmbH (Bad Homburg v. d. Höhe). “Herr Schön prüfte mit uns gemeinsam in der Anbahnungsphase des Deals die Werthaltigkeit und das Wertsteigerungspotenzial”, sagt Stein. “Wir holen, wenn wir investieren, immer wieder Fachleute aus der jeweiligen Branche dazu. Und Herr Schön kannte sich mit Tiefkühlkost, mit Private Equity und mit Wachstumsstrategien aus. Er kann mit seinen Geschäftskontakten die Entwicklung von Frostkrone fördern.” Wie Schön ist auch Stein im Unternehmensbeirat. “Wir konzentrieren uns im Wesentlichen auf organisches Wachstum – des Marktes, des Kundenstamms und insbesondere im europäischen Auslandsgeschäft.”

Weitere Zukäufe anvisiert

Dabei sind Zukäufe aber nicht ausgeschlossen. Eine Akquisition wurde bereits getätigt – die Übernahme des Vorproduktelieferanten Bornholter Käsevertrieb. “Wenn es gut passt, dann sind auch weitere Add-ons durchaus möglich”, sagt Koeper. Für ihn hat sich an der Unternehmensführung im Wesentlichen kaum etwas geändert, aber er entscheide nun weniger aus dem Bauch heraus. “Heute gehe ich überlegter, rationaler an Entscheidungen heran und wäge mehr ab – obwohl wir auch mit Bauchentscheidungen viele Jahre gut gefahren sind.”“Ich berate insbesondere in Fragen des Marketings und des Vertriebs”
Interview mit Achim Schön, Beiratsvorsitzender, Frostkrone Tiefkühlkost GmbH

Unternehmeredition: Herr Schön, Sie sind Geschäftsführer und Inhaber der AS Consulting und Experte für den Nahrungsmittelmarkt. Wie wurden Sie Beiratsvorsitzender bei Frostkrone?
Schön: Die WP Board & Finance GmbH ist auf die Besetzung von Beiräten spezialisiert und ich kenne ihren Geschäftsführer Dr. Weigel schon aus verschiedenen anderen Projekten. Als Branchenexperte hat er mich dann auch als Unternehmensbeirat bei Frostkrone empfohlen.

Unternehmeredition: Woher stammen Ihre Erfahrungen in der Tiefkühlkostbranche?
Schön: Ich hatte in den 80er und 90er Jahren die Marke Frosta mit aufgebaut und war mehr als 20 Jahre in dem Unternehmen tätig. Ich war dort im Vorstand für Beschaffung, Marketing und Absatz zuständig. Aber es ist nicht nur der Bereich Tiefkühlkost, sondern der gesamte Food-Bereich, in dem ich mich gut auskenne.

Unternehmeredition: Wie würden Sie Ihre Beratungsleistung allgemein beschreiben, und wie wirkte sich Ihre Rolle im Entscheidungsprozess der Beteiligungsgesellschaft Argantis aus?
Schön: Meine Funktion setzt ein in der Beratung von Private Equity-Gesellschaften. Ich kenne deren Strategien, insbesondere die des Buy-and-build, und bewerte vor diesem Hintergrund die Marktsituation und Wachstumschancen eines Unternehmens. Gegebenenfalls arbeite ich später auch an der Vorbereitung einer aussichtsreichen Exit-Strategie mit. Beim Coaching des Unternehmens unterstütze ich dieses zunächst in der Vorbereitung seiner Geschäftspräsentation bei den Banken. Im Fall Argantis und Frostkrone war es so, dass aus meiner Sicht Marktstellung und Perspektiven des Unternehmens ausgesprochen gut waren und dies aus Sicht des Investors ein attraktives Übernahmeziel darstellte.

Unternehmeredition: Wie profitiert Frostkrone von einem aktiven Beirat, und insbesondere von Ihnen?
Schön: Ich bin Vorsitzender des Beirats, dem vier Personen angehören. Ich berate das Unternehmen insbesondere in Fragen des Marketings und des Vertriebs, dabei ist mein weitreichendes Netzwerk sehr von Nutzen. Ich kenne praktisch alle – auch potenziellen – Kunden in Europa. Ein aktiver Beirat kann deshalb mit seinen Erfahrungen ebenso wie mit seinen guten Kontakten die Entwicklung des Unternehmens positiv beeinflussen.

Unternehmeredition: Herr Schön, vielen Dank für das Gespräch.

Artikel und Interview: Bernd Frank
redaktion@unternehmeredition.de

Kurzprofil: Frostkrone Tiefkühlkost GmbH
Gründungsjahr: 1997
Branche: Nahrungsmittel
Unternehmenssitz: Rietberg (bei Gütersloh)
Mitarbeiterzahl: 125
Umsatz 2009: 29 Mio. EUR (erwartet waren 34 Mio., jedoch konnten 5 Mio. aufgrund eines Großbrands im Lager nicht realisiert werden; für 2010 erwartet: 38 Mio. EUR)
Internet: www. frostkrone.de

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