Manage Now nach Abspaltung auf eigenem Kurs

Wie der IT-Dienstleister den Übergang von Fujitsu meistert und sich neu ausrichtet

Kabelanschlüsse im Serverraum des IT-Dienstleisters Manage Now. Foto: Manage Now

Der IT-Dienstleister Manage Now hat einen bedeutenden Schritt in Richtung Eigenständigkeit gemacht. Nachdem das Unternehmen lange Teil des Fujitsu-Konzerns gewesen war, wurde es 2024 aus dem Konzernverbund herausgelöst. Mit dem Carve-out, der von der Beteiligungsgesellschaft Aequita begleitet wurde, begann für Manage Now eine neue Phase: der Umbau von einer Konzerntochter zu einem eigenständigen IT-Service-Anbieter.

Der Unternehmenssitz des IT-Dienstleisters Manage Now in München. Foto: © Manage Now

Der IT-Dienstleistungsexperte Manage Now mit Sitz in München unterstützt Unternehmen bei der digitalen Transformation. Als TDS („tele-daten-service“) wurde die heutige Manage Now 1975 gegründet; 2007 erfolgte die Übernahme durch den Fujitsu-Konzern. Mit 50 Jahren Erfahrung in IT-Dienstleistungen bieten rund 1.000 Mitarbeiter flexible und stabile IT-Lösungen. Zum Unternehmen gehören mehrere Standorte in Deutschland sowie Auslandsbüros in Osteuropa und Indien. Kunden von Manage Now kommen aus den Bereichen Versicherungs- und Bankwesen, produzierender Mittelstand und Pharmabranche sowie Bildungswesen und öffentliche Auftraggeber. Zum Leistungsportfolio gehören unter anderem eine umfangreiche Anwendungs- und Systembetreuung etwa bei SAP-Anwendungen, die Schaffung digitaler Arbeitsplätze sowie Remote- und Hybrid-Cloud-Services. Die Kunden profitieren von einer plattformübergreifenden Betreuung aus einer Hand. Höchste Sicherheitsstandards und aktuelle Zertifizierungen gewährleisten eine umfangreiche Unterstützung.

Warum ein Carve-out?

Nicht immer erfahren in einem Konzern alle Tochtergesellschaften die gleiche Aufmerksamkeit. Aufgrund von Marktverschiebungen und neuen Technologien muss eine solche Gesellschaft bisweilen in einen neuen Hafen geführt werden. Die Beteiligungsgesellschaft Aequita investiert erfolgreich in solche Carve-outs und entwickelt die Unternehmen weiter. Ein Carve-out bezeichnet die Ausgliederung eines Unternehmensteils in eine eigenständige rechtliche Einheit. Im Gegensatz zu einem Spin-off wird die neue Firma nicht eigenständig, sondern verkauft. Ein Carve-out kann zahlreiche wirtschaftliche Vorteile bieten und dem abgespaltenen Unternehmen neue Entwicklungsmöglichkeiten verleihen. In einer gefestigten Konzernstruktur können bestimmte Entscheidungen nicht getroffen werden − oder die eigentlich notwendige Umsetzung dauert zu lange. Aequita aus München hat seit sieben Jahren bereits in mehr als 20 solcher Carve-outs investiert. Der Schwerpunkt liegt im Sektor produzierendes Gewerbe und begleitende industrienahe Services.

Partnerschaftlicher Umgang wichtig

Ein Serverraum des IT-Dienstleisters Manage Now. Foto: © Manage Now

Einen solchen Carve-out stellte 2024 Manage Now dar. Aequita wurde von einer Investmentbank angesprochen, die von Fujitsu mit dem Carve-out dieses Unternehmensteils beauftragt wurde. „Für Fujitsu war der Verkauf ein wichtiger Schritt in der Neuausrichtung des europäischen Servicegeschäfts“, erinnert sich Simon Schulz, Partner von Aequita. „Wir haben uns durchgesetzt, da wir als erfahrener Carve-out-Experte einen sauberen und geräuschlosen Übergang für den Verkäufer gewährleisten können“, fährt er fort. Die Erfahrung von zahlreichen früheren Transaktionen habe gezeigt, dass ein partnerschaftlicher Ansatz bei der Strukturierung des Prozesses wichtig ist. Alle Beteiligten sollten früh mit ihren Bedürfnissen und Interessen abgeholt werden. Und die folgenden Schritte müssten mit einer großen Transparenz vorgenommen werden. Unsicherheit bei Management und Mitarbeitern führe zu unnötigen Konflikten – außerdem drohe der Verlust von motivierten Leistungsträgern.

Detaillierte Roadmap erforderlich

Michael Pries; Foto: © Manage Now

„Wir verfügen über ein Toolkit für eine professionelle Prozessbegleitung, welches wir im Laufe früherer Transaktionen immer weiter perfektioniert haben“, so Michael Pries, Chief Transformation Officer bei Manage Now. Gerade bei größeren Konzernen sei es für einen erfolgreichen Carve-out wichtig, dass komplexe Verflechtungen rechtzeitig identifiziert werden, um dann die Trennung ohne weitere Verzögerungen vornehmen zu können. Das erfordere im Vorfeld eine detaillierte Vorbereitung und enge Koordination. „Wir diskutieren mit dem Verkäufer unser Konzept im Vorfeld sehr transparent, um einen gemeinsamen Weg nach vorne zu definieren“, fährt Pries fort. Oberstes Ziel ist dabei, dass nach der Trennung beide Unternehmen unmittelbar weiter selbstständig arbeiten können. Dafür seien abgestimmte Themenbereiche und ein klarer Zeitplan von großer Bedeutung. Eine regelmäßige Abstimmung zwischen den Partnern schaffe die Grundlage für eine gute Umsetzung.

Ein wesentlicher Bestandteil eines Carve-outs ist auch ein sogenanntes Transitional Service Agreement (TSA). Dabei handelt es sich um eine vertragliche Vereinbarung zwischen Käufer und Verkäufer, die regelt, dass der bisherige Eigentümer dem neuen Besitzer für einen bestimmten Zeitraum definierte Dienstleistungen bereitstellt. Häufig ist das ausgegliederte Unternehmen weiterhin auf die Bereiche IT, Finanzen oder Personalwesen der ehemaligen Muttergesellschaft angewiesen. Ein TSA stellt sicher, dass die Geschäftskontinuität gewahrt bleibt, bis der Käufer eigene Strukturen aufgebaut hat.

Übergreifende Teams entscheidend

Christopher Hellmann; Foto: © Manage Now

Aequita verfügt über ein Team von mehr als 80 Experten, die sich entlang der ganzen Wertschöpfungskette um die Carve-outs und die spätere Neuausrichtung kümmern. Besonderes Augenmerk legt das Management dabei stets auf den kulturellen Wandel, aber auch auf technologische Komponenten, wie das ERP- und CRM-System sowie weitere Kernprozesse und Datentransformationen. „Alle Planung nutzt jedoch wenig, wenn sich nicht übergreifende Teams bilden, die gemeinsam um eine erfolgreiche Umsetzung vorantreiben“, sagt Dr. Christopher Hellmann, Director Technology bei Manage Now. „Sand im Getriebe“ könne man sich in der Umsetzungsphase nicht leisten, da damit der Erfolg schnell gefährdet sei.

Bei Manage Now liefen die Prozesse des Carve-outs professionell und im Zeitplan. Für die nähere Zukunft ist eine Weiterentwicklung des nun-mehr eigenständigen Unternehmens zu einem modernen, mittelständischen IT-Service-Anbieter vorgesehen. „Wir planen eine Optimierung und Ausbau des Portfolios in Richtung Zukunftsfähigkeit – mit den Schwerpunkten innovative künstliche Intelligenz, resiliente Cybersecurity und hybride Cloudtechnologien“, kündigt Schulz an.


„Wir investieren in Unternehmen mit Potenzial“

Interview mit Simon Schulz, Partner, Aequita SE & Co. KGaA

Unternehmeredition: In welchen Sektoren ist Aequita aktiv?

Simon Schulz; Foto: © Aequita

Simon Schulz: Wir haben bereits viele Erfahrungen bei erfolgreichen Carve-outs sammeln können. Inzwischen konnten wir bei Aequita mit über 20 abgeschlossenen Transaktionen einen starken Track Record aufbauen. Unser Fokus liegt auf den Sektoren produzierendes Gewerbe und begleitende industrienahe Services. Hier kennen wir uns besonders gut aus und verstehen unser Geschäft. Das war auch bei Manage Now der Fall.

Wie schätzen Sie die Marktbedingungen bei Carve-outs ein?

Ich sehe einen wachsenden Markt für Carve-outs. Wir bekommen inzwischen zahlreiche Anfragen. Konzerne und Unternehmensgruppen fokussieren sich wieder mehr auf ihr Kerngeschäft. Das ermöglicht uns gute Gelegenheiten, Firmen am Rand dieser Konglomerate zu übernehmen und dann auch weiterzuentwickeln.

Wovon hängt der Erfolg eines Projekts ab?

Ich sehe unseren „Partnership Approach“ als das Geheimnis des Erfolgs. Wir legen in den Prozessen Wert auf einen fairen Umgang, klare Absprachen und eine Umsetzung im verabredeten Zeitplan. Wenn alle an einem Strang ziehen, dann gelingen auch komplizierte Projekte. Mit dieser Vorgehensweise konnten wir auch bei Manage Now schnell Erfolge erzielen.

Wie entwickeln Sie die Unternehmen weiter?

Wenn wir in ein Unternehmen investieren, dann möchten wir auch eine weitere Entwicklung fördern. Im Zentrum steht hier wieder unser operatives Team, welches den Unternehmen tagtäglich zur Verfügung steht. Das lässt uns schnell und flexibel agieren.

Wir danken für das Gespräch!

👉 Diese Fallstudie ist auch in der Unternehmeredition 1/2025 mit Schwerpunkt “Unternehmensnachfolge” erschienen.


KURZPROFIL

Manage Now GmbH
Gründungsjahr: 1975
Branche: IT-Services
Firmensitz: München
Mitarbeiter: 1.000
Umsatz: 200 Mio. EUR
www.manage-now.de

Autorenprofil

Als Redakteur der Unternehmeredition berichtet Alexander Görbing regelmäßig über Unternehmen und das Wirtschaftsgeschehen. Zu seinen Schwerpunkten gehören dabei Restrukturierungen, M&A-Prozesse, Finanzierungen sowie Tech-Startups.

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