Nächste Bäckereikette insolvent

Die Bäckereikette Thilmann Brot GmbH mit Sitz in Wolken im Landkreis Mayen-Koblenz hat einen Insolvenzantrag gestellt.
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Die Bäckereikette Thilmann Brot GmbH mit Sitz in Wolken im Landkreis Mayen-Koblenz hat einen Insolvenzantrag gestellt. Das Amtsgericht hat Rechtsanwalt Jens Lieser von Lieser Rechtsanwälte aus Koblenz zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestellt. Neben der Produktionsstätte in Wolken betreibt das in dritter Generation geführte Familienunternehmen 20 Bäckereien in Koblenz und Umgebung. Thilmann Brot wurde 1937 gegründet. Seit über 30 Jahren gehört die Großbäckerei dem Demeter Verband an.

Die Löhne und Gehälter der insgesamt 93 Mitarbeiter sind nach Angaben des Insolvenzverwalters bis Ende November 2022 über das Insolvenzgeld der Bundesagentur für Arbeit gesichert. Oberstes Ziel sei die Fortführung des Unternehmens und der Erhalt möglichst vieler Arbeitsplätze. Der Geschäftsbetrieb in der Produktion in Wolken laufe aktuelle uneingeschränkt weiter. Auch der Verkauf in allen Filialen gehe wie bisher weiter.

Energiekosten als Auslöser für die Krise

Der vorläufige Insolvenzverwalter Jens Lieser nennt als Grund für die Krise die erheblichen Preissteigerungen bei den Rohstoffen und Personal. Seit dem Ausbruch des Ukrainekrieges seien die Energiepreise für den Betrieb der Backöfen immens gestiegen. Diese Steigerungen konnte das Familienunternehmen nicht an die Kunden weiterberechnen, da in einem vom harten Wettbewerb geprägten Brotmarkt Kunden zum preisgünstigeren Anbieter wechseln. „Das gesamte Backhandwerk befindet sich in einer schwierigen Situation, aber ganz besonders hart trifft es die kleineren und mittelgroßen Bäckereibetriebe wie Thilmann Brot. Dennoch sehe ich durchaus Chancen für das Familienunternehmen Thilmann, da Broterzeugnisse grundsätzlich unverzichtbar sind und eine Sanierung mit den Instrumenten der Insolvenzordnung auch Start für einen Neuanfang sein kann“, sagt Lieser.

Damit setzt sich die Reihe der Insolvenzen bei Bäckereibetrieben fort. Im August hatte die Bäckerei goldjunge und im Juni die Bäckereikette Hampe GmbH aus Neunkirchen für ihre 19 Filialen im Siegerland Insolvenz angemeldet. Ein Teil der Filialen wurde kürzlich von einem Investor übernommen. Im gleichen Monat musste auch die Brot Manufaktur Gaues in Hannover Insolvenz anmelden – 60 Beschäftigte waren betroffen. Für die insolvente Großbäckerei Stöhr-Brot aus Dinklage konnte kein Investor gefunden werden, so dass vor wenigen Wochen die Schließung erfolgte. In Bremen meldete die Traditionsbäckerei Otten Insolvenz an. Weitere prominente Insolvenzfälle waren das DHDL-Start-up Kuchentratsch und die Confiserie Leysieffer.

Autorenprofil

Als Redakteur der Unternehmeredition berichtet Alexander Görbing regelmäßig über Unternehmen und das Wirtschaftsgeschehen. Zu seinen Schwerpunkten gehören dabei Restrukturierungen, M&A-Prozesse, Finanzierungen sowie Tech-Startups.

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