Emdener Werft Fosen Yard ist insolvent

Nun hat die Fosen Yard Emden GmbH beim Amtsgericht Aurich Anfang Juni Insolvenz beantragt. Das Gericht bestellte Dr. Christian Kaufmann von der PLUTA Rechtsanwalts GmbH aus Oldenburg zum vorläufigen Insolvenzverwalter.
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Die Kette von Pleiten bei Werftenunternehmen in Deutschland setzt sich fort. Der letzte große Fall waren die MV-Werften Anfang des Jahres mit rund 1.800 betroffenen Arbeitsplätzen. Nun hat die Fosen Yard Emden GmbH beim Amtsgericht Aurich Anfang Juni Insolvenz beantragt. Das Gericht bestellte Dr. Christian Kaufmann von der PLUTA Rechtsanwalts GmbH aus Oldenburg zum vorläufigen Insolvenzverwalter.

Werft wurde 1903 gegründet

Fosen Yard ist im Schiff- und Metallbau tätig und beschäftigt insgesamt 96 Mitarbeiter am Standort in Emden. Der Betrieb sitzt in Emden und blickt auf lange Historie zurück. Die Gründung erfolgte 1903 als „Nordseewerke Emder Werft und Dock Aktien-Gesellschaft“. Fosen Yard verfügt über umfangreiche Erfahrung im Bau von Schiffen, Blöcken, Segmenten, Fundamenten, Rohren, Strukturen für Offshore-, Onshore-Energie- und industriellen Stahlanwendungen. Zu den Dienstleistungen gehören zudem die Reparatur, Überholung, Logistik und die Beschaffung von Ersatzteilen. Die norwegische Fosen Gruppe hatte die Werft nach einer früheren Insolvenzanmeldung im Jahr 2019 übernommen.

Ukrainekrieg als Insolvenzgrund

Als Grund für die Insolvenz nannte Fosen Yard-Geschäftsführer Carsten Stellamanns in einer Betriebsversammlung den Krieg in der Ukraine. Wegen der Preisexplosion beim Stahl sei der Bau von sechs Minifrachtern auf Eis gelegt worden. Ursprünglich hätte im März mit dem Bau begonnen werden sollen. Der vorläufige Insolvenzverwalter Dr. Kaufmann erklärt: „Die Gehälter der Mitarbeiter sind über das Insolvenzgeld für drei Monate gesichert. Der Betrieb wird im derzeitigen Umfang zunächst fortgeführt. Derzeit sind die meisten Mitarbeiter noch in Kurzarbeit, die übrigen Mitarbeiter sind gerade auf anderen Werften tätig.“ Bei einigen Aufträgen des Unternehmens seien noch offene Fragen vor einer möglichen Fertigstellung zu klären. Ziel sei, eine tragfähige Lösung für die Schiffswerft zu erarbeiten.

Dr. Kaufmann war zuvor unter anderem als Insolvenzverwalter bei der NAVITEK-Schiffsreparatur- und technische Beratungsgesellschaft tätig und ist derzeit Verwalter der Großbäckerei Stöhr-Brot und unterstützt als Sanierungsgeschäftsführer das Energieunternehmen KEHAG in der Eigenverwaltung. Er ist Geschäftsführer und Partner bei Pluta sowie Niederlassungsleiter in Bremen und Oldenburg. Pluta hilft Unternehmen in rechtlich und wirtschaftlich schwierigen Situationen. Seit der Gründung 1982 ist die Kanzlei stetig gewachsen und beschäftigt heute rund 500 Mitarbeiter in Deutschland, Spanien und Italien. Pluta unterstützt insbesondere bei der Sanierung und Fortführung von Unternehmen in Restrukturierungs- oder Insolvenzsituationen.

Autorenprofil

Als Redakteur der Unternehmeredition berichtet Alexander Görbing regelmäßig über Unternehmen und das Wirtschaftsgeschehen. Zu seinen Schwerpunkten gehören dabei Restrukturierungen, M&A-Prozesse, Finanzierungen sowie Tech-Startups.

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