Klein und gefragt – Teil 2

Der Markt für Firmenübernahmen im deutschen Mittelstand floriert. Strategische Käufer und Finanzinvestoren stehen Schlange und treiben mit ihren Angeboten die Preise in die Höhe. Weckten bisher größere Mittelständler ihr Interesse, stehen nun immer öfter auch kleine Unternehmen auf der Einkaufsliste. Firmenchefs, die verkaufen möchten, sollten nicht zu lange warten.

Sahlberg schrieb vor dem Verkauf immerhin einen Umsatz von knapp unter 50 Mio. Euro und zählt damit nicht zu den echten Small Caps. Gerade Inhabern kleiner Unternehmen rät Experte Schmidl jedoch, einen Verkauf nicht zu lange hinauszuzögern, falls die Situation ihn erforderlich macht. Stattdessen sollten sie die gute Marktlage nutzen. Das gilt auch für Firmenchefs, die sich in naher Zukunft in den Ruhestand verabschieden möchten.

Warten kann Preis drücken

„Wer sich eigentlich über einen Verkauf aus der Firma zurückziehen will, diesen Wunsch aber nicht in die Tat umsetzt, handelt oft nicht mehr unternehmerisch“, sagt Schmidl. Dann werden Investitionen auf die lange Bank geschoben, und das Unternehmen verliert technologisch den Anschluss. Damit sinkt der Firmenwert. „Kommt es in einigen Jahren letztlich doch zum Verkauf, lässt sich oft bei Weitem nicht mehr der Preis erzielen, der heute möglich wäre“, mahnt der Experte. Ex-AAT-Chef Thomas Alber bereut es zumindest nicht, dass er Anfang 2017 den Absprung geschafft hat.


Gründe, die für einen Verkauf sprechen

 Nachfolge
Findet sich kein geeigneter Nachfolger, der das Unternehmen fortführen kann und möchte, sollten die Inhaber kleinerer mittelständischer Unternehmen in der aktuell günstigen Marktlage über einen Verkauf nachdenken. Selbst Firmenlenker, für die eine Übernahme durch einen Investor bisher keine Option war, sollten diese aufgrund der hohen Preise jetzt ernsthaft in Erwägung ziehen. Wer sich noch nicht für einen Verkauf entscheiden kann, sollte die Firma mit Unternehmergeist fortführen, bis die Nachfolge geregelt ist. Bleiben etwa Investitionen und technische Neuerungen aus, kann der Firmenwert sinken – und damit der Kaufpreis.

 Teilweiser Ausstieg
Es muss nicht immer gleich ein kompletter Verkauf sein. Wer derzeit lediglich einen bestimmten Geschäftsbereich oder aber Anteile am Unternehmen veräußern möchte, sollte ebenfalls nicht zu lange zögern. Auch daran besteht bei Strategen und Finanzinvestoren großes Interesse.

 Wachstumssprung
Ist es nicht möglich, Wachstum, das der Markt durchaus hergeben würde, aus eigener Kraft zu finanzieren, kann ein Firmenverkauf oder die Veräußerung von Anteilen aktuell durchaus sinnvoll sein.

 Technologischer Anschluss
Wer nicht über die finanziellen Mittel verfügt, um das eigene Unternehmen technologisch auf den neuesten Stand zu bringen, sollte überlegen, ob ein Verkauf nicht die bessere Lösung ist. In Zeiten der Industrie 4.0 laufen gerade kleine Mittelständler Gefahr, hinter dem technologischen Fortschritt zurückzubleiben und den Anschluss zu verlieren. Unter dem Dach einer Unternehmensgruppe etwa lässt sich dieses Risiko verringern.

 Marktkonsolidierung
In Branchen wie der IT, der Telekommunikation, in der Medizintechnik oder im Bereich der Automobilzulieferer findet derzeit eine Konsolidierung statt. Wer erkennt, dass er als Einzelkämpfer zwischen immer größeren Playern kaum noch überleben kann, sollte die Chancen nicht übersehen, die ein Unternehmensverkauf zu akzeptablen Preisen bietet.

 

Autorenprofil

Andrea Martens ist Finanzjournalistin und schreibt hin und wieder Artikel für die Unternehmeredition.

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