„Irgendwann wird die Gurke Feinkostartikel sein“

Die Gurke gehört zum Spreewald wie die Weißwurst zu München. Doch das saure Original ist in Gefahr: Der Mindestlohn macht Bauern und Herstellern zu schaffen. Das Familienunternehmen Rabe aus Lübbenau produziert in der fünften Generation Gürkchen und andere regionale Köstlichkeiten. Die Preissteigerung zwingt es zum Umdenken.

Das bedeutet für die Spreewaldgurke: Hoch im Preis und eine neue Nische anpeilen?

Richtig. Wenn das so weitergeht, wird sie irgendwann Feinkostartikel sein…

Denken Sie darüber nach, das Gurkengeschäft als Feinkostproduktion an den Rand zu stellen und stattdessen den Fokus auf andere Lebensmittel zu legen?

So in etwa. Die Spreewaldgurke wird es schon noch geben – sie wird sich behaupten können. Aber die Menge wird geringer. Bereits jetzt sind die Absatzmengen aller Gurkenbetriebe im Spreewald rückläufig. Wir müssen uns entweder gesund schrumpfen oder neue Produkte suchen. Die findet man aber nicht von heute auf morgen und muss sie langsam aufbauen.

Welchen Weg wollen Sie einschlagen?

Wir produzieren heute schon Spreewald-Meerrettich – bei ihm wirkt sich der Mindestlohn nicht so stark aus, weil er größtenteils maschinell geerntet wird. Hier gibt es zwar auch eine Preissteigerung, weil Putz- und Sortierarbeit per Hand gemacht werden, aber nicht von 60 Prozent wie bei der Gurke.

Wie weit müsste es kommen, dass Sie den Familienbetrieb schließen und sich neu orientieren?

In schlechten Momenten stellt man sich manchmal schon die Frage, ob man nicht ein einfacheres Leben hätte haben können (lacht). Aber letztendlich macht mir die Arbeit Spaß und ich möchte nicht die Generation sein, die den Betrieb schließt. Da ist einfach auch ein bisschen Idealismus dabei .Den Betrieb zu schließen ist sicherlich die letzte Variante. Wir versuchen eher, uns umzuorientieren und über neue Produkte dafür zu sorgen, dass es weitergeht.

Herr Belaschk, vielen Dank für das Gespräch.


Zur Person

Martin Belaschk (© Privat)
(© Privat)

Martin Belaschk führt die Rabe Spreewälder Konserven GmbH & Co. KG in fünfter Generation. Im Unternehmen ist er schon sein halbes Leben beschäftigt: Erst als Ferienarbeiter, dann festangestellt nach dem Studium 2001. Ab 2005 teilte er sich die Geschäftsführung mit seinem Vater, seit zwei Jahren ist er alleiniger Chef. Mit seinen Spreewald-Spezialitäten erwirtschaftet Belaschk acht Mio. Euro Umsatz. Von den 75 Mitarbeitern sind 15 Saisonkräfte. www.rabe-gmbh.de

Autorenprofil

Korbinian Vielmeier verstärkt im Sommer 2015 als Praktikant das Team der Unternehmeredition. Er studierte Business Administration and Economics sowie Medien und Kommunikation in Passau, bevor er sich im Herbst auf zu seinem Masterstudiengang macht.

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