Frisch gebackene Sieger

Neue Geschäftskonzepte prägen den deutschen und europäischen Bäckereimarkt ebenso wie der Trend zur Größe. Ein ideales Umfeld, um mit Firmenübernahmen und Roll-Out-Strategien zusätzliche Marktanteile zu gewinnen. Das denken sich auch so manche Private-Equity- und strategische Investoren. 

Als der Leaders Club France jüngst die Groupe Le Duff für ihren außergewöhnlichen Werdegang ehrte, fehlte es nicht an Superlativen. Der weltweit größte Konzern für Café- und Bäckereikonzepte, so die Jury, stehe für „eines der schönsten unternehmerischen Abenteuer der Gastronomie“. Für die Firmengruppe geht das Abenteuer schon wieder weiter. Anfang April gab sie die Übernahme der deutschen Retailbäckereikette Kamps GmbH von der Beteiligungsgesellschaft ECM Equity Capital Management bekannt, die das Traditionsunternehmen gemeinsam mit dem Management seit 2010 neu ausgerichtet hatte. „Wir sind stolz darauf, einen Beitrag zur strategischen Weiterentwicklung von Kamps geleistet zu haben, und freuen uns, dass Groupe Le Duff die Wachstumsstrategie nun fortsetzen wird“, sagte Florian Kähler, Partner bei ECM, anlässlich der Übernahme.

Akquisitionen in einem konsolidierenden Markt                          

Snacks und Gastronomie (© Kamps GmbH)
Snacks und Gastronomie: Das Angebot von Bäckereien hat sich deutlich erweitert. (© Kamps GmbH)

Übernahmen passen zu dem von intensivem Wettbewerb geprägten deutschen Bäckereimarkt, in dem es kleinere Betriebe immer schwerer haben. Sie verlieren Marktanteile an Discounter ebenso wie an größere Ketten. Am durchschnittlichen Branchenwachstum von bis zu 5 Prozent jährlich partizipieren deshalb nur jene Unternehmen, die aktiv konsolidieren oder die das traditionelle Bäckereigeschäft mit Quick-Service-Konzepten kombinieren. Gleichzeitig gewinnen hochfrequentierte Standorte wie Bahnhöfe, Flughäfen oder Einkaufszentren an Bedeutung. Sie sind ein wichtiges Standbein für den deutlich gestiegenen Absatz von Snacks sowie für andere Gastronomieangebote der Retailbäckereien. Finanzinvestoren können dabei wichtige Partner sein. So will der Billiganbieter Backwerk mit dem schwedischen Mehrheitseigner EQT das Wachstum vor allem im Ausland vorantreiben. Die Industriebäckerei Wback ist im Besitz des Fonds Halder. Und in 2014 wurde Dahlback, regionaler Marktführer in Nordostdeutschland, aus dem Portfolio von Steadfast Capital an die Deutsche Beteiligungs AG verkauft.

Gutes Umfeld für Private Equity                                         

Für das Interesse der Finanzinvestoren an dieser konjunkturunabhängigen Branche gibt es gute Gründe. So verfügen die Betriebe über einen hohen Kapitalumschlag, da die Kundengelder noch vor Fälligkeit der Lieferantenrechnungen in die Kassen fließen. Diese Mittel können Beteiligungsfonds für den Roll-Out nutzen, der in diesem Sektor zudem mit relativ kleinen Investitionsvolumen machbar ist. Und: Nach der Eröffnung neuer Filialen fließt das Geld zügig wieder zurück. Hinzu kommt ein Wandel im Verhalten der Verbraucher, die immer häufiger schnell einmal etwas außer Haus essen. „Der Quick-Service bewegt sich bei den großen Ketten in einem langfristigen Wachstumstrend mit Zuwachsraten von 4 Prozent jährlich“, sagt Frank Schönert, Managing Partner beim M&A-Haus Network Corporate Finance.

1
2
Vorheriger ArtikelIndustrie 4.0 ohne Technik?
Nächster Artikel„Irgendwann wird die Gurke Feinkostartikel sein“