Website-Icon Unternehmeredition.de

“Wir wachsen so schnell es geht”

Lendico ist in den Markt für Unternehmenskredite eingestiegen und will sich international breiter aufstellen. Und das obwohl das Fintech-Unternehmen in einigen Ländern Schwierigkeiten hatte. Geschäftsführer Dominik Steinkühler über die weitere Expansion und das Verhältnis zu den Banken.

Herr Steinkühler, Ihre Schwestergesellschaft Zencap ist mit dem britischen Fintech-Unternehmen Funding Circle zusammen gegangen. Was bedeutet das für Sie?

Für Funding Circle passt das sehr gut. Sie waren bislang nur in den USA, England und Australien unterwegs. Jetzt kauft sich die Gesellschaft über Zencap den kontinentaleuropäischen Marktzugang. Wir finden das auch gut. Größere Spieler im Markt können wir nur befürworten. Bei den Banken und den Kunden stärkt es das Bewusstsein, dass sich etwas bewegt.

Gestartet ist Lendico mit Krediten von und für Privatleute. Seit einigen Monaten können auf der Plattform private und institutionelle Investoren auch in Unternehmen investieren. Warum dieser Schritt?

Von Beginn an wollten wir einen internationalen Kreditmarktplatz bauen. Wir hatten nie festgelegt, uns auf eine bestimmte Assetklasse zu beschränken, sondern hatten einen klaren Plan, erst mit Verbraucherkrediten zu starten und dann unser Angebot auszuweiten. Firmenkredite waren seit langem der geplante nächste Schritt. Den Mehrwert sehen wir auf der Investorenseite. Sie schließen sich einmal unserer Plattform an und können dann global in mehrere Assetklassen investieren. Vor allem für größere Investoren ist das ein Plus.

Warum sind Sie dann nicht gleich im Unternehmersegment gestartet?

Weil es bei den Verbraucherkrediten die meisten Transaktionen gibt. Sehr kleinteilig und schnell konnten wir damit Volumen aufbauen. Dann haben wir das Angebot auf Kredite für Selbständige ausgeweitet. Der Launch des Firmenkundenkreditgeschäfts war deswegen ein logischer Schritt. Wir liegen schon nach kurzer Zeit bei einem Kreditvolumen im Firmenkundenbereich im deutlich siebenstelligen Bereich pro Monat.

Welche Art von Unternehmen kommen zu Ihnen?

Wir haben eine breite Streuung. Das kann der kleine Handwerksbetrieb sein. Das kann allerdings auch ein größeres Produktionsunternehmen sein. Viele haben nach der Finanzkrise das Vertrauen zu ihrer Bank verloren und suchen nach Alternativen, unabhängig von der Hausbank. Zudem haben wir ein deutliches Plus, was die Geschwindigkeit der Bewilligung der Kredite angeht.

Die Commerzbank wirbt auch mit einer Kreditvergabe innerhalb von 48 Stunden.

Das kann ja sein, dass sie damit werben. Versprechen kann ich viel. Bei klassischen Banken haben unsere Kunden allerdings andere Erfahrungen gemacht. Gewöhnlich dauert es eher drei bis fünf Wochen bis es zu einer Auszahlung kommt. Vor allem bei kleineren Beträgen dauert es lange. Die Anfragen bleiben gerne mal liegen und sind extrem teuer.

Wie wechselwillig sind denn die Kreditnehmer?

Sehr wechselwillig ist das Klientel in der Tat nicht. Ansonsten wäre das Volumen, das über die Plattform läuft, schon deutlich höher. Das Bewusstsein, dass es andere und schnellere Wege zum Firmenkredit gibt als die herkömmlichen, ist noch nicht angekommen. In den USA und in England sieht das schon anders aus.

Ist das Verhältnis von Kreditangebot und Kreditnachfrage ausgewogen?

Momentan haben wir mehr Anleger als Kreditnehmer – gerade auf der institutionellen Seite. Auch Banken legen ihr Geld bei uns an.

Wie hoch ist die Ausfallquote der Kredite?

Bei den Unternehmenskrediten gibt es noch keine. Bis heute ist auch noch kein Kredit in Verzug. Hier fangen wir ja auch gerade erst an. Bei den Privatkrediten lässt sich das schwer pauschalisieren. Es kommt vor allem auf die Risikoklasse an. Entsprechend schwankt auch die Ausfallquote. In der Klasse A ist sie nahe Null-Prozent. In der höchsten Risikoklasse E, wo der Nominalzins deutlich höher liegt, erwarten wir natürlich auch deutlich höhere Ausfallraten, wobei das Portfolio derzeit viel besser performt.

Erleben Inkassounternehmen durch sie einen Aufschwung?

Wir machen die Bearbeitung säumiger Kredite erstmal inhouse.  Erst nach 90 Tagen Säumnis werden sie an ein Inkassounternehmen übergeben.

Haben die Banken Respekt vor Ihnen?

Die Türme der Deutschen Bank haben wir noch nicht zum Einsturz gebracht (lacht). Allerdings spüren wir großes Gesprächsinteresse. Sie hinterfragen schon, wie hoch die Bedrohung ist, dass Geschäft abwandert.

Die Institute haben mittlerweile eigene Einheiten, die Ähnliches machen wie sie.

Das ist doch toll, wenn andere den Markt für sich entdecken. Direkte Konkurrenten sind sie allerdings nicht. Wir betreiben einen Kreditmarktplatz. Möchte die Bank etwas Ähnliches anbieten, wird die eine Seite der Plattform mit Sicherheit eingeschränkt und durch die Bank selbst abgebildet. Sie kann und wird aus dieser Rolle nicht ausbrechen.

Sehen Sie ihr Geschäft eher international als national?

Wir sehen uns klar als internationaler Spieler. Investoren wollen über die Grenzen hinweg anlegen. Die Kreditnehmer sind national.

Was sind ihre Ziele? Das Geschäft läuft ja gerade erst an.

Wir wachsen so schnell es geht. Wir sind dabei, möglichst viel Kreditsachbearbeiter und Kundenbetreuer einzustellen, damit wir die Infrastruktur vorhalten können, um unseren Kunden das Versprechen der 48-stündigen Kreditbearbeitung garantieren zu können. Wir wachsen schneller als nationale und internationale Wettbewerber das bislang getan haben.

Welchen Kredit können Unternehmen maximal in Anspruch nehmen?

Momentan bis zu 150.000 Euro. Das werden wir bald auf 250.000 Euro ausweiten.

Und wie viele Kreditnehmer haben Sie?

Wir haben derzeit 270.000 registrierte Kunden. Der Großteil liegt auf der Verbraucherkreditseite.

Wie sieht die Zukunft von Lendico aus?

Wir wollen unser Produktportfolio zeitnah erweitern und international einen größeren Fußabdruck hinterlassen. Wir sind jetzt auf drei Kontinenten vertreten. Attraktiv ist der lateinamerikanische Markt, das Geschäft in Brasilien ist sehr gut angelaufen. Auch in Europa haben wir weiße Flecken, wo wir noch nicht vertreten sind. China ist der größte Lending-Markt überhaupt. Den verstehen allerdings nur Chinesen. Dort werden wir nicht aktiv werden. Es gibt allerdings auch andere interessante Länder in Asien.

Aus Ländern wie Spanien und Polen haben Sie sich schon wieder zurückgezogen. Was waren die Gründe?

Das, was wir unseren Anlegern anbieten, soll auf guten Kreditnehmern fußen. Die hatten wir zu der Zeit in diesen Ländern nicht gefunden. Die Risiken waren sehr hoch. In Spanien hatten wir 98 Prozent der Kreditnachfragen abgelehnt.

Die mobile Version verlassen